Kapitel 3

"Papa, ich bin’ s, Katherine."

Die Stimme meines Vaters war noch schwer vom Schlaf, als er meinen Anruf in seinem New Yorker Penthouse um drei Uhr morgens entgegennahm.

"Katherine? Liebling, bei dir ist mitten in der Nacht. Was ist passiert?"

"Jonathan hat seit zwei Jahren eine Affäre. Ich brauche, dass du deine Investition sofort aus seiner Firma abziehst."

Stille spannte sich über dreitausend Meilen hinweg, während mein Vater verarbeitete, was ich ihm gerade gesagt hatte.

"Wie viele Beweise hast du?" Genau deshalb rief ich ihn als erstes an, mein Vater dachte wie der eiskalte Geschäftsmann, der er war, und nicht wie ein emotionaler Elternteil.

"Siebenundzwanzigtausend Nachrichten, Fotos, Hotel- und Geschenkabrechnungen, Restaurantquittungen. Alles."

"Ich lasse meine Anwälte morgen früh mit dem Rückzug beginnen. Wie viel brauchst du für die juristischen Schritte?"

Ein bitterer Geschmack stieg in mir auf, als ich an die Erniedrigung dachte, die ich hatte ertragen müssen, um überhaupt dieses erste Investment zu bekommen:

Wie ich in seinem Büro in Manhattan saß, während meine Stiefmutter spöttelte, man solle "kein gutes Geld schlechtem hinterherwerfen", mein Stiefbruder Jonathan als "hübsches Gesicht ohne Geschäftssinn" bezeichnete, und ich all ihre Herablassung schluckte, weil ich an die Träume meines Mannes geglaubt hatte.

"Ich brauche noch kein Geld. Ich brauche, dass er zugrunde geht."

"Betrachte es als erledigt. Komm nach Hause, Katherine. Bring Lily mit. Du musst diesen Kampf nicht allein führen."

Am nächsten Morgen setzte ich Lily an der Schule ab, mit einem Lächeln im Gesicht, das ich mühsam wie eine Maske trug, während mein Herz in Stücke brach.

Danach parkte ich gegenüber von Jonathans Bürogebäude und wartete.

Dreiundzwanzig Minuten später sah ich sie, zum ersten Mal.

Jonathan hielt die Tür seines BMW für eine zierliche Blonde in einem roten Kleid auf, ein Kleid, dass vermutlich mehr kostete als mein monatliches Lebensmittelbudget.

Seine Hand glitt besitzergreifend an ihren Rücken, als sie elegant in das Auto einstieg.

Also das war Madeline.

Ich folgte ihnen mit genügend Abstand, mein Herz pochte wie ein Vorschlaghammer, eine Mischung aus rasender Wut und eisklarem Vorsatz, als sie in ein exklusives Viertel fuhren, dass ich mir mit meinem Einkommen als freiberufliche Autorin niemals hätte leisten können.

Das Haus war atemberaubend, moderne Architektur, bodentiefe Fenster, ein Zuhause, dass offensichtlich mit Geld bezahlt worden war, das für unsere Familie bestimmt gewesen wäre.

Durch mein Teleobjektiv beobachtete ich sie wie zwei Schauspieler hinter einer Glasbühne.

Sie trug jetzt Dessous, rote Spitze, passend zu ihrem Kleid, und bewegte sich durch das Haus, das eigentlich unser gemeinsamer Traum hatte sein sollen, als wäre sie die Besitzerin.

Jonathan küßte ihren Hals, während sie teuren Wein in Kristallgläser goss.

Click.

Click.

Click.

Jedes Foto war ein weiterer Nagel für seinen Sarg.

Als ich am Abend nach Hause zurückkehrte, wartete Jonathan bereits in der Küche, wahrscheinlich erwartete er Tränen, Flehen, Zusammenbruch.

Ich kam ihm zuvor.

"Wir müssen die Scheidungsbedingungen besprechen ", sagte ich, before er überhaupt den Mund öffnen konnte.

Meine Stimme war hart wie Stahl.

"Es freut mich, dass du vernünftig damit umgehst, Katherine."

"Ich stimme der Scheidung zu, aber erst nach Lilys Geburtstagsparty nächste Woche."

Erleichterung überflutete sein Gesicht, und ich konnte sehen, wie er innerlich bereits begann, seine glorreiche Zukunft mit seiner ach so wundervollen Madeline zu planen.

"Natürlich. Wir sollten für Lily während des Übergangs Stabilität wahren."

"Ich brauche außerdem etwas Zeit, um ein paar finanzielle Angelegenheiten zu regeln."

Er nickte eifrig, wahrscheinlich glaubte er, ich meinte die Suche nach einer neuen Wohnung

oder die Regelung des Unterhalts.

Wenn er nur wüßte, daß ich damit die vollständige Vernichtung seines erbärmlichen neuen Lebens meinte.