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Kapitel 3

Erschöpft strich ich mir über die Augen und der Schmerz, der durch meinen Körper ging, ließ mich zusammenzucken. Stirnrunzelnd sah ich auf meinen Arm und betrachtete die frischen Bandagen. Was war passiert? Mit ziemlicher Mühe setzte ich mich auf und schaute mich in dem fremden Raum um, in dem ich aufgewacht war. Das Zimmer schien riesig zu sein, auf jeden Fall größer als das Schlafzimmer in meiner Wohnung. Die großen Kissen um mich herum und die weiche Unterlage luden dazu ein, einfach liegenzubleiben, aber das würde ich nicht tun. Ich musste herausfinden wo ich war.

Vorsichtig stand ich auf und analysierte erst einmal die Situation. Das Zimmer war zwar groß, hatte aber nicht viele Möbel. Bett, Sessel, Schrank und Kommode, mehr war da nicht. Alles in schlichten Holzfarben. Ich selbst trug noch meine Jogginghose, von meinem Pullover schien aber keine Spur zu sein. Stattdessen hatte ich jetzt ein T-Shirt an. Jemand hatte mich also umgezogen.

Jemand hatte meinen Körper gesehen.

Oh Göttin.

Das Geräusch der sich schließenden Tür ließ mich herumfahren. Ich war mir sicher gewesen, dass sie niemand aufgemacht hatte, trotzdem stand an der Wand gelehnt jetzt ein junger Mann mit rabenschwarzen Haare. Seine bronzefarbenen Augen auf mich gerichtet lächelte er mich an.

»Du bist wach, das freut mich.« Seine Stimme klang dunkel, aber auch sehr melodisch. »Wie geht es dir?«

Mir war klar, dass ich seine Frage besser beantworten sollte, aber ich konnte ihn bloß stumm anstarren. So eine Präsenz wie seine hatte ich noch nie gespürt.

Ein besorgter Ausdruck trat in sein Gesicht und er stieß sich von der Wand ab, um auf mich zuzugehen. Sofort wich ich ein paar Schritte zurück. Es war ein instinktives Verhalten, das ich nicht unterdrücken konnte. Wäre ich in meiner Wolfsgestalt, hätte ich meine Ohren zurückgelegt und gewinselt. Seine Dominanz war unübersehbar. Sichtlich bestürzt hob der Mann die Hände und blieb stehen.

»Du brauchst keine Angst vor mir zu haben.«

Seine Stimme hatte sofort eine beruhigende Wirkung auf mich, dennoch konnte ich die Macht die er ausstrahlte, viel zu deutlich spüren. Ohne Zweifel, ich stand gerade dem Alpha gegenüber.

»Geht es dir jetzt besser? Ich habe mich ziemlich erschrocken, als einer meiner Männer dich hier hergebracht hat.« Angestrengt versuchte ich zu schlucken, um wenigstens irgendwie meine Stimme wiederzufinden.

»Ja, es geht mir besser.«

Selbst ich merkte wie leise und kratzig diese Antwort klang, aber ich konnte nichts dagegen ändern. Meine Angst ihm gegenüber war nicht einmal annähernd verschwunden, egal was er mir versichert hatte. Der Alpha schien nicht unbedingt aggressiv in meiner Gegenwart zu werden, aber das musste nichts bedeuten. So etwas konnte sich schnell ändern. Normalerweise waren die Leute, egal ob Mensch oder Werwolf, nicht so nett zu mir wie er gerade.

Er schien sich tatsächlich sehr gut unter Kontrolle zu haben. Auf seinem Gesicht bildete sich wieder dieses Lächeln und ich konnte einfach nicht ignorieren, wie gut er aussah. Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass ich jemals jemanden getroffen hatte, der so schön war.

»Komm, lass uns nach unten gehen. Du möchtest sicher etwas trinken und dort können wir uns dann ein wenig unterhalten.«

Er streckte seine Hand einladend nach mir aus und ich konnte das zusammenzucken einfach nicht unterdrücken. Dieses Zimmer war mir zwar unbekannt, aber es war sicherer, als mit ihm irgendwo anders hinzugehen. Ich wusste aber, dass ich keine Wahl hatte. Wenn er es mir befahl, dann musste ich gehorchen.

»Keine Sorge, wir werden nicht alleine sein, wenn du das nicht möchtest.« Als ob es etwas ändern würde.

Mit einem letzten Blick auf mich verließ er das Zimmer und überließ es mir ihm zu folgen. Welche Wahl hatte ich denn? Schweigend folgte ich ihm, während ich mich umsah. Das Haus war, wie nicht anders zu erwarten, wirklich groß und kam mir erschreckend bekannt vor. Als wir unten ankamen bestätigte sich auch gleich meine Vermutung. Ich kannte dieses Haus mehr als nur gut. Es war das Haus meines Alphas. Bevor ich es verhindern konnte, stieg bereits die Panik in mir hoch und überwältigte mich. Wieso hatte er mich unbedingt hier her bringen müssen? Ausgerechnet in dieses schreckliche Haus?

Der Alpha schien meine Panik gespürt zu haben, denn er sah mich mit gerunzelter Stirn an.

»Was ist los? Hast du Schmerzen?«

Eine einfache Frage, die ich aber nicht beantworten konnte. Es war kein körperlicher Schmerz, aber meine Seele brannte. Er hatte es nicht wissen können. Woher auch? Jede normale Person würde nicht in Panik geraten, wenn sie sich in ihrem Elternhaus befinden würde.

Aber ich war nicht normal.

Ich konnte nicht hier bleiben, auf keinen Fall.

Bilder von Männern um mich herum, die mich traten, immer wieder grässlich vor sich hin lachten und meine eigenen Schreie dröhnten in meinem Kopf. Meine Beine trieben mich nach vorne, weiter zur Tür, aber der Alpha fasste mich an meiner Schulter und hielt mich auf.

»Warte. Wo willst du hin?« Verzweifelt versuchte ich mich zu befreien, aber es war sinnlos. Er war so viel stärker als ich. Sein Griff wurde eine Spur härter.

»Beruhige dich, es ist alles in Ordnung. Du bist in Sicherheit.«

Verzweifelt schüttelte ich den Kopf und stemmte mich mit aller Kraft gegen ihn. Starke Arme griffen um mich herum und zogen mich an eine harte Brust.

»Liebes bitte. Du musst dich beruhigen.«

Mit einem Arm hielt er mich fest, während er mit der anderen Hand zärtlich über meinen Rücken strich. Warme Lippen berührten meinen Kopf und zu meinem Erstaunen schien die Panik tatsächlich etwas nachzulassen. Ich fühlte mich sicher. War es seine Aura, die sich so auf mich auswirkte?

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