Kapitel 3 — Ein Herz aus Gold
Das Zimmer lag in einer fast heiligen Dunkelheit, schwer von einer beinahe monströsen Stille.
Daniel beobachtete Thérèsa minutenlang, bevor er sanft das Schweigen durchbrach:
— Dein Ex… sagte er schließlich.
Thérèsa senkte den Blick. Daniel fuhr mit ruhiger, gefasster Stimme fort:
— Was dieser Mann dir angetan hat, zeigt nur, dass er deiner nicht würdig war, Thérèsa. Er hat dich nicht verdient.
— Du hast recht, flüsterte sie mit leiser Stimme. Kingsley hat mich nie verdient. Ich war es, die diese Beziehung aufrechterhielt. Wie oft wusste ich, dass er mich betrog… und trotzdem fand ich immer Ausreden für ihn. Wenn er weg war, dachte ich: „Vielleicht ist er im Büro… oder mit Freunden in einer Bar…“ Und wenn er zurückkam, stellte ich niemals Fragen. Ich war unterwürfig. Ich nahm ihm seine Jacke ab, bereitete ihm ein Bad, deckte den Tisch mit tausend Aufmerksamkeiten… als wäre er ein König bei einem Festmahl.
— Du hast nur deine Pflicht getan, Thérèsa, murmelte Daniel. Das war normal…
Er legte sanft seine Hände auf ihre Arme und tauchte in ihre Augen.
— Genau das, sagte er liebevoll, ist die Rolle einer liebenden Frau. Nur eine gesunde, starke und geduldige Frau konnte einen solchen Mann ertragen.
— Er hat mich betrogen, Daniel!
— Ich weiß, Thérèsa. Manchmal betrügen wir Männer diejenigen, die uns am meisten bedeuten… einfach, weil wir ihren Wert nicht erkennen, antwortete er ernst.
Er atmete tief ein, schloss für einen Moment die Augen und fügte dann hinzu:
— Aber glaub mir, wenn man zu spät erkennt, was man verloren hat, wird der Schmerz unser einziger Begleiter.
Thérèsa sah ihn schweigend an, die Lippen zitternd.
— Eines Tages, Thérèsa, wenn Kingsley endlich versteht, wer du wirklich für ihn warst… wird er es bitter bereuen.
Sie presste die Lippen zusammen, um einen Schluchzer zu unterdrücken.
— Er wird unglücklicher sein als du heute, ich verspreche es dir.
Tränen liefen über ihre Wangen. Noch nie hatte sie geglaubt, dass sie für jemanden wertvoll sein könnte. Daniel fühlte, wie sein Herz schwer wurde. Er konnte es nicht ertragen, sie so zu sehen.
— Beruhige dich bitte, flüsterte er. Er ist deine Tränen nicht wert.
Er zog sie sanft an sich. Thérèsa ließ sich fallen, schluchzte noch einige Sekunden. Dann, erinnernd an ihr Versprechen — nicht mehr wegen derer zu weinen, die ihr weh taten — wischte sie sich mit Würde die Tränen ab.
— Geht es dir gut? fragte Daniel sanft.
— Ja… ja, entschuldige, dass ich so emotional bin, antwortete sie und senkte den Kopf.
Etwas beschämt wandte sie die Augen ab, unsicher, was er von ihr denken würde, jetzt, wo sie vor ihrem Kollegen weinte.
— Fühl dich nicht schwach, nur weil du vor mir weinst, sagte Daniel und legte seine Hände auf ihre Wangen.
Thérèsa errötete. Sie war so schüchtern… doch Daniel wollte nur ein Lächeln auf ihr Gesicht zaubern.
— Weißt du, ich weine auch manchmal. Ich bin schon einmal vor meiner kleinen Schwester Brigitte in Tränen ausgebrochen, am Tag ihrer Verteidigung an der Universität in Buea… Es war lächerlich, alle haben sich über mich lustig gemacht!
— Was? rief Thérèsa aus und wischte sich die Augen.
— Ja, stell dir die Anzahl der Studenten vor… igitt, es war eine richtige Szene!
Trotz ihres gebrochenen Herzens schmunzelte Thérèsa. Daniel zog die Zunge heraus wie ein „kleiner blauer Delfin“.
— Das ist nicht lustig! protestierte sie und stupste ihn leicht an der Schulter.
— Ich weiß, antwortete er lachend. Aber wenigstens hast du ein bisschen gelacht…
Thérèsa lächelte schüchtern.
— Das ist alles, was ich wollte, flüsterte er. Du musst glücklich sein, Thérèsa. Du hast es verdient.
Sie schwieg. Niemals zuvor hatte jemand so liebevoll zu ihr gewesen. Diese Sanftheit, diese Aufmerksamkeit… es war neu, fast verwirrend.
Die Stille kehrte zurück, dicht, beinahe greifbar. Das Zimmer wirkte plötzlich kälter. Daniel warf einen Blick auf seine Uhr und durchbrach die Stille:
— Es ist ein Uhr morgens. Du solltest dich ausruhen.
Thérèsa nickte. Daniel legte eine beruhigende Hand auf ihre Schultern.
— Du bist hier zu Hause, sagte er aufrichtig. Dieses Zimmer gehört dir und deiner Tochter, solange ihr es wollt. Niemand wird euch Rechenschaft abverlangen… nicht einmal ich.
— Nicht einmal von dir? fragte sie überrascht über diese Großzügigkeit.
Daniel lächelte. So war er: Wenn er sich entschloss zu helfen, tat er es von ganzem Herzen und vergaß fast seine eigene Existenz.
Er hatte zweifellos ein Herz aus Gold.