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Kapitel 4 — Papa, bitte bleib

Kapitel 4 — Papa, bitte bleib

Daniel Kenneth war glücklich, jemandem in Not zu helfen. Manchmal allerdings nahm er es ein wenig zu weit.

Als er seiner Kollegin und deren Tochter ein großzügiges Angebot machte, zögerte Thérèsa Lum nicht, ihn sanft zu korrigieren.

— Daniel, dieses Haus gehört dir, sagte sie bestimmt.

— Ja, ja, ich weiß, keine Sorge, antwortete er und lockerte leicht ihre Schultern.

Ein Moment der Stille legte sich über das Zimmer. Sie sahen sich an, ohne ein Wort zu sagen, bis Daniel vorsichtig Thérèsas Mantel berührte.

— Lass mich das nehmen, sagte er. Du gehst jetzt ins Bett. Morgen klären wir alles mit dem Eigentum.

Mit überraschender Sanftheit zog er ihr den Mantel von den Schultern. Thérèsa, überrascht von dieser Aufmerksamkeit, ließ es geschehen.

— Fertig, seufzte Daniel, während er den Mantel sorgfältig wegräumte.

Sie beobachtete ihn, wie er zum Schrank ging, eine leere Tür öffnete und den Mantel behutsam auf einen Bügel hängte.

Nie hatte Kingsley Wilson eine derart liebevolle Geste gezeigt.

Er war definitiv kein aufmerksamer Mann… geschweige denn interessiert, dachte sie.

Als Daniel sich umdrehte, senkte Thérèsa sofort den Blick auf ihre Beine, verlegen.

Er trat näher und deutete ihr sanft, zu ihrer bereits schlafenden Tochter zu gehen.

Müde ließ Thérèsa sich führen. Daniel wusste als Arzt instinktiv, dass sie Ruhe brauchte.

Er half ihr, sich aufs Bett zu setzen, und kniete sich dann wortlos hin, um ihr die Schuhe auszuziehen.

— Nein, du musst das nicht, flüsterte sie und legte vorsichtig ihre Hand auf seine. Ich kann das selbst.

Dieser kurze Kontakt ließ ein warmes, unbekanntes Gefühl zwischen ihnen aufkommen.

Thérèsa zog schnell die Hand zurück und legte sie auf ihre Knie.

Daniel hingegen setzte ruhig fort, als sei es das Normalste der Welt.

Zwei Minuten später lagen die Schuhe ordentlich beiseite.

— Du verdienst es, dass sich jemand um dich kümmert, sagte er sanft.

— Ich kann sehr wohl selbst für mich sorgen, erwiderte sie mit einem Hauch Trotz.

— Ich weiß… aber lass mich nur für heute Abend, bat er.

— Nur für heute, in Ordnung. Es ist ja nicht so, als hätte Kingsley mir die Hände gebrochen! Er hat mein Herz zerstört, aber nicht meinen Körper, fügte sie schmollend hinzu.

Daniel lächelte, dann kam er näher.

Er legte seine Hände auf ihre Beine und half ihr sanft, sich aufs Bett zu legen.

— Was machst du da? fragte sie überrascht.

Er antwortete nicht. Mit ruhigen, sicheren Bewegungen streckte er ihre Beine aus und legte ihre Schultern vorsichtig zurecht.

— Du musst dich jetzt ausruhen, murmelte er leise.

Ihre Blicke trafen sich. Sie waren so nah, dass Thérèsa seinen Atem auf ihrer Haut spürte.

Verlegen drehte sie den Kopf weg. Kein Mann hatte ihr seit langem so einen zärtlichen Blick geschenkt.

— Entschuldige, flüsterte sie. Ich bin es nicht gewohnt, dass sich jemand um mich kümmert.

— Vielleicht, weil du noch nicht die Person getroffen hast, die es gerne tun würde, erwiderte er leise.

Thérèsa blieb wie angewurzelt.

Was meinte er damit?

Daniel, der ihre Verwirrung bemerkte, trat zurück und deckte Mutter und Tochter behutsam mit einem weißen Laken zu.

— Solange ihr hier seid, Thérèsa, werde ich mich um dich und Venus kümmern. Ihr habt es verdient.

Er vermied es, ihr in die Augen zu sehen, und richtete seine Aufmerksamkeit auf die schlafende Kleine.

Thérèsa folgte seinem Blick und sah das zerbrechliche Gesicht ihrer Tochter.

Selbst im Schlaf wirkte Venus leidend. Ein leichtes Zittern durchlief ihren kleinen Körper.

— Venus… flüsterte sie und legte ihre Hand auf die Stirn des Mädchens.

Daniel trat sofort hinzu, besorgt, aber ruhig.

— Keine Sorge, Thérèsa. Es geht ihr gut, sagte er und legte seine Hand sanft auf ihre Stirn.

Bei dieser Berührung lächelte Venus schwach. Im Halbschlaf glaubte sie, ihr Vater sei nach Hause zurückgekehrt, so wie sie es sich immer gewünscht hatte.

— Schau, Daniel… sie zittert, sagte Thérèsa alarmiert. Glaubst du, sie hat Fieber?

— Ja, antwortete er sanft. Sie ist ein wenig warm.

Gerade wollte er ein Medikament holen, doch bevor er seine Hand wegzog, flüsterte Venus leise:

— Bitte, Papa… bleib bei mir.

Stille senkte sich über den Raum.

Daniel und Thérèsa tauschten einen Blick voller Emotionen. Dann ertönte erneut die kleine, zitternde Stimme von Venus, flehend:

— Papa… bitte… bleib…
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