Kapitel 2: Mein Ex
Daniel Kenneth ist ein ausgezeichneter Chirurg: jung, attraktiv, mit dunkler Haut und kurzen Haaren. Er spricht sanft, wägt seine Worte ab, als würde er jede Silbe prüfen.
Er ist kein gleichgültiger Mann: er ist verantwortungsbewusst und respektiert die Menschen um sich herum zutiefst — besonders Frauen und Kinder.
Ledig, hatte er seinen Vater früh verloren. Nach diesem Schicksalsschlag arbeitete er unermüdlich, um sein eigenes Reich aufzubauen und seine Mutter und seine kleine Schwester Brigitte zu unterstützen.
Alles, was er besitzt, ist das Ergebnis harter Arbeit: niemand hatte ihm jemals die Hand gereicht mit den Worten „Hier, nimm das“.
Seine Vergangenheit hat ihn zu einem starken, großzügigen Mann geformt, fähig zu lieben und das Leid anderer zu hören. Er weiß, wie man denen die Hand reicht, die sie brauchen.
Theresa und Vénus hatten nichts zu befürchten: er würde sie wie seine eigene Familie behandeln.
Als er die Tür öffnete, trat Theresa hinein, leicht nervös. Sie betrachtete das Haus mit gemessenen Schritten, ihre dunkelbraunen Augen glitten wie in Zeitlupe durch den Raum. Sie blieb stehen, als sie Daniel sah, der mit dem Rücken zu ihr soeben die kleine Vénus aufs Bett gelegt hatte.
„Oh… wow“, murmelte sie überrascht. „Das alles gehört dir?“
„Ja“, antwortete er schlicht.
Das Bett war riesig, wie in einem Palast würdig. Theresa, die glaubte, diesen Mann zu kennen, hätte nie gedacht, dass er so wohlhabend sein könnte.
Bei der Arbeit gab er sich als Kellner aus und brachte ihr jeden Morgen ihren Milchkaffee. Niemals hätte sie geglaubt, dass er ein Magnat sein könnte.
Daniel sah das Mädchen an und sagte mit mitfühlender Stimme: „Sie hat viel geweint.“
„Ja… es war schwer für uns“, antwortete Theresa. Ihre Stimme brach; man las das Leid in ihrem Gesicht. Daniel spürte ihre Verzweiflung.
„Vergiss das“, sagte er sanft und reichte ihr die Hand. „An diese Trennung zu denken, hilft nicht. Besser, wir meiden dieses heikle Thema.“
Aber Theresa hielt es nicht mehr aus. Die Worte sprangen heraus, bitter: „Er hat mir das Herz gebrochen, und das meiner Tochter. Er hat uns verraten, Daniel!“
Sie brach in Tränen aus. Daniel stand vom Bett auf und zog sie in seine Arme, versuchte sie zu beruhigen, so gut er konnte.
„Beruhige dich, Theresa. Es ist jetzt vorbei. Vergiss ihn. Du bist eine starke Frau.“
„Nein“, entgegnete sie mit zitternder Stimme. „Als er mit dieser Sophia auftauchte, hätte ich reagieren sollen: ihm eine Ohrfeige verpassen, ihn daran hindern, sich weiterhin über die Frauen in seinem Leben lustig zu machen… und diese Frau, seine Geliebte — ich hätte sie erwürgen sollen, bevor ich ging.“
Wut loderte in ihrer Stimme. Daniel, überrascht, spürte die andauernde Rage in ihr, aber auch die Erschöpfung. Er kannte Theresa als demütige, immer lächelnde Frau; er hatte nicht geahnt, dass sie so etwas ertragen musste.
„Er ist ein Idiot“, sagte er bestimmt. „Vergiss ihn und konzentrier dich auf deine Tochter und deine Zukunft.“
„Du verstehst nicht“, protestierte sie. „Diese Frau dachte, ich sei schwach.“
„Lass sie denken, was sie will. Du und ich — wir kennen die Wahrheit. Du bist eine bemerkenswerte Frau.“
Theresa schnitt ihm das Wort ab, der Blick hart, der Kiefer angespannt. Ihre Augen, klein aber scharf, funkelten vor stillem Trotz: es würde kein Zurück geben. Sie wollte Rache — aber nicht irgendetwas.
Nach einem langen Schweigen wich die Wut einer tiefen Müdigkeit. Vénus, erschöpft, hatte die Augen halb geschlossen. Daniel legte auf ruhige, entschlossene Weise seine Hand auf Theresas Schulter.
„Wenn du etwas tun willst“, sagte er leise, „lass mich dir helfen. Nicht mit Gewalt, sondern indem wir Beweise sammeln: Nachrichten, Fotos, Zeugen. Wir werden die Wahrheit ans Licht bringen. Und wenn du brauchst, passe ich auf Vénus auf, während du wieder zu Kräften kommst.“
Theresa blieb reglos, nickte dann, zerbrechlich, aber dankbar. Im gedämpften Schweigen des Zimmers formte sich eine Strategie.
Eine maßvolle Rache, in der Würde über Hass stehen würde.
„Willst du Gerechtigkeit gegen deinen Mann?“ fragte Daniel.
„Den Ex…“ unterbrach Theresa ihn sofort.