Kapitel 4: Sie gehört jetzt ihm
Er murmelte das Wort, als ob er Blut und Honig auf seiner Zunge schmecken würde.
"Irgendetwas."
Er ließ es sacken.
Schwer. Endgültig.
Der Regen prasselte jetzt stärker. Pisse und altes Blut klebten an den Wänden. Der Beton unter ihren Knien stank wie ein Ort, an dem selbst Dämonen starben.
Sie atmete nicht. Konnte nicht. Nicht, solange er noch immer über ihr aufragte wie ein Sturm in Haut.
Seine Finger schwebten wieder an ihrem Hals, zuckend … als sehnten sie sich danach, ihren Puls unter sich stocken zu spüren. Als vermissten sie das wilde Flattern ihres Lebens unter seiner Berührung.
Ihre eigenen Hände waren nutzlos und zitterten in ihrem Schoß wie gebrochene Flügel. Sie wollte wegkriechen. Wollte schreien.
Aber sie hatte es bereits gesagt.
Irgendetwas.
Dieses Wort gehörte ihr nicht mehr.
Er richtete sich langsam auf, mit der wissenden Anmut eines Mannes, der bereits gewonnen hatte.
Hoch aufragend.
Aufpassen.
Besitzen.
Sein Blick wich nicht von ihr ab, nicht einmal, als er die Pistole in das Holster unter seinem Mantel schob. Die Waffe verschwand, die Bedrohung jedoch nicht.
Sein Blick war ausgehungert. Verhungernd. Auf die schlimmste Art neugierig.
Dann bewegte er sich.
Nicht mit Gewalt. Nicht mit Wut.
Aber mit etwas Schlimmerem.
Intimität.
Seine Finger fanden ihr Haar … nass, verfilzt, klebte an ihrem Gesicht. Er strich es mit widerlicher Sanftheit zurück, seine Fingerspitzen strichen über ihre Wange, als würde er ihre Angst genießen.
„Du bist wunderschön, wenn du gebrochen bist“, flüsterte er mit leiser Stimme und schmerzlicher Ehrfurcht.
Ihr Körper zuckte.
Er hörte nicht auf.
Sein Daumen fuhr über ihre Wange, als wäre sie etwas, das man studieren wollte. Etwas, das man ruinieren wollte. Etwas, das man behalten wollte.
„Ich hätte dich töten können. Hätte ich auch.“ Dann lächelte er. Keine Wärme. Keine Menschlichkeit. Ein zackiges, glänzendes Lächeln. „Aber dann …“
Er beugte sich wieder hinunter.
Nur wenige Zentimeter von ihr entfernt.
„… du hast das Zauberwort gesagt.“
Sein Atem strich wie Sünde über ihre Haut, heiß, langsam und bedächtig.
Irgendetwas.
Diesmal wiederholte er es lautlos. „Lass es zwischen ihnen hängen wie eine Kette.“
Dann kniete er wieder nieder. Langsamer. Entspannter. Als hätte er jetzt Zeit. Als gehörte ihm das Spiel und er hätte die ganze Nacht Zeit, es zu spielen.
„Du kommst mit mir“, sagte er leise. Wie ein Liebhaber. Wie ein Gott.
Ihre Augen weiteten sich. „W-was?“
„Du hast mich verstanden, Puttana.“ Er packte sie am Kinn und kratzte ihre Haut. „Du gehst nicht einfach davon. Du willst leben? Dann leb auf deinen Knien. Du gehörst jetzt mir. Du bist mein Eigentum.“
„Nein … nein, bitte, ich … ich habe einen Job, ein Zuhause, ich …“
Seine Handfläche schlug gegen ihre Brust.
„Du hast dich mir in der Sekunde hingegeben, in der du gebettelt hast“, knurrte er mit wild zitternder Stimme. „Wimmer jetzt nicht, als hättest du es nicht so gemeint.“
Sie schluchzte.
Heiß und nass und verängstigt.
Er beugte sich wieder hinunter und legte eine Hand neben ihren Kopf. Die andere griff nach ihrem Kapuzenpulli und zog ihn ihr fest um den Hals, bis sie nach Luft schnappte. Bis ihre Nägel den Boden kratzten, um dem plötzlichen Luftmangel zu entkommen.
Und dann kam die Klinge.
Schimmernd. Dünn. Gnadenlos.
Ihre Lungen erfroren.
Er hat es gesehen.
Und lächelte wie der Teufel, der gerade eine Jungfrau gefunden hat.
„Entspann dich“, flüsterte er und zog die scharfe Kante langsam über den Stoff, statt über ihre Haut. „Wenn ich dich aufschneiden wollte, würde ich es ohne Vorwarnung tun.“
Ruhe in Frieden.
Der Kapuzenpullover ist geplatzt.
Das dünne Hemd darunter klebte an ihrer durchnässten Haut und zeichnete alles ab.
Ihre Brustwarzen hoben sich unter dem Stoff hart vor Kälte. Vor Angst. Vor Demütigung.
Sie wimmerte erneut und versuchte, sich mit zitternden Händen zu bedecken.
Er packte ihre Handgelenke mit einem brutalen Griff und schlug sie über ihren Kopf.
Angepinnt.
Er starrte.
Und knurrte.
„Verdammt.“ Seine Stimme senkte sich zu einem Schnurren. „Noch hübscher, als ich es mir vorgestellt hatte. Und ich habe dich noch nicht einmal ausgepackt.“
Sie wandte ihr Gesicht ab.
Er riss ihr Kinn zurück.
„Schau mich an.“
Ihre Lippe zitterte.
Sein Blick hielt ihren fest.
Und was zurückstarrte, war kein Mensch.
Es war Besessenheit.
Beanspruchen.
Etwas, das älter ist als Hunger. Tiefer als Lust.
„Du gehörst jetzt mir“, flüsterte er. „Und ich kümmere mich um das, was mir gehört.“
Er presste seine Stirn an ihre. Die Berührung … sanft, fast zärtlich … ließ ihren Körper vor Ekel zurückschrecken. Vor Angst. Vor unerträglicher Verwirrung.
„Von diesem Moment an“, hauchte er, „atmest du, wenn ich es sage. Du isst, wenn ich es sage. Du existierst, wenn ich es erlaube.“
Ihre Stimme brach. „Bitte …“
Sein Lächeln wurde breiter.
„Braves Mädchen. Du bettelst schon. Und ich habe deine Fotze noch nicht mal richtig eingeritten.“
Sie schluchzte noch heftiger.
Ihre Zähne klapperten davon. Von der Kälte. Von der Scham.
Er beobachtete sie wie ein Mann, der ein Meisterwerk der Ruine bewundert.
Dann veränderte sich seine Stimme.
Kälter. Schärfer.
„Du wirst mir aus dieser Gasse folgen. Ruhig. Gehorsam. Nicht schreien. Nicht rennen.“
Er zog so fest an ihren Haaren, dass sie aufschrie, und zischte ihr dann ins Ohr.
„Wenn du einen Laut von dir gibst … schleife ich deine Leiche hierher zurück und ficke sie, bis dir das Blut ausgeht.“
Schweigen.
Sie blinzelte nicht. Sie bewegte sich nicht. Sie atmete nicht.
Er stand auf.
Seine Stimme brach wie Donner. „Jetzt. Auf die Knie.“
Sie starrte zu ihm auf. Ihre Lippen öffneten sich. „W-was?“
„Ich sagte, geh auf die verdammten Knie.“
Sie gehorchte.
Langsam.
Zittern.
Sie erhob sich mitten in der pissgetränkten Gasse auf die Knie, der Regen lief ihr übers Gesicht, als wäre sie gleichzeitig getauft und begraben worden.
Er beobachtete sie wie ein König, der seiner Sklavin beim ersten Kriechen zusieht.
Dann griff er wieder in seinen Mantel.
Und zog ein Halsband heraus.
Schwarzes Leder. Dick. Unerbittlich.
In der Mitte hing ein silbernes Etikett.
Er ließ es vor ihr baumeln.
„Halt deine Haare hoch, kleines Haustier.“
Sie bewegte sich nicht.
Also hat er es für sie getan.
Faust in ihrem Haar.
Sie reißt ihren Kopf zurück und legt ihren Hals frei.
Das Halsband rastete mit einem Klicken ein, das sich anhörte, als würde eine Gefängnistür zugeschlagen.
Sie schnappte nach Luft.
Er strich mit dem Daumen über das Metall und bewunderte es.
„Perfekt“, flüsterte er.
Dann zog er die Leine aus seinem Mantel.
Befestigte es am Ring an ihrem Halsband.
Und riss.
Sie taumelte auf alle viere, die Leine spannte sich an ihrem Hals. Regenwasser durchnässte ihre Knie.
Er schaute nicht zurück.
Er ist einfach gegangen.
Er schleifte sie hinter sich her wie einen streunenden Hund, den er schließlich eingefangen hatte.
„Zeit zu gehen“, rief er mit ruhiger, aber grausamer Stimme. „Du musst noch viel lernen, kleiner Doktor. Die Zeit ist nicht auf unserer Seite.“
Isadora konnte ihn nicht einfach gewinnen lassen. Sie glaubte, dass er sie verstehen würde, wenn sie ihn noch mehr anflehte.
Das würde ihn zum Nachdenken bringen. Also schrie sie so laut, dass sogar die Vögel in den Bäumen davonflogen.
„Bitte lass mich gehen!!! Argh!!!!!!!
Dominic legte den Kopf schief, und seine bodenlosen schwarzen Augen musterten sie langsam. Er sog sie in sich auf. Von dem pissgetränkten Jeansstoff, der an ihren Schenkeln klebte.
„Dich gehen lassen?“, murmelte er fast zärtlich.
Er beugte sich vor.
„Ich bringe Männer um, weil sie mich falsch anblinzeln“, sagte er.
„Und du glaubst, ich lasse dich gehen?“
„Ich schwöre … bitte … ich werde es niemandem erzählen … ich habe nicht einmal sein Gesicht gesehen … ich kenne die Person, die Sie getötet haben, nicht einmal … ich habe ein Kurzzeitgedächtnis … ich schwöre bei Gott, manchmal vergesse ich meinen eigenen Namen … ich wusste nicht, was ich da sah … bitte nur …“
Sie versuchte, sich rückwärts zu bewegen. Rutschte in ihrem eigenen Urin aus. Ihre Handflächen schrammten über den Kies. Ihre Knie schleiften durch Schlamm und Blut, glitschig und kalt.
„Ich will einfach nur nach Hause“, flüsterte sie. „Bitte nimm mich nicht mit. Ich will nicht mit dir gehen.“
„Ich werde alles vergessen. Alles, verdammt noch mal. Ich schwöre bei Gott. Ich gehe nach Hause und spreche nie wieder davon, bitte. Ich bin nicht dafür geschaffen. Ich bin nicht wie du. Ich gehöre da nicht hin…“
Er packte sie mitten in ihrer Bitte am Gesicht und unterbrach sie mit blauen Fingern.
Sein Griff war gnadenlos. Sein Daumen grub sich in ihre Wange. Seine Handfläche presste sich gegen ihren Kiefer und zwang sie, den Mund mit einem Keuchen zu öffnen.
„Nicht wie ich?“, zischte er, und sein Atem hauchte dämonische Hitze auf ihre Lippen. „Glaubst du, die Welt schert sich einen Dreck darum, wofür du geschaffen bist?“
Sie schluchzte, ihre Hände krallten sich in sein Handgelenk und ihre Nägel kratzten ihn verzweifelt.
„Glauben Sie, Sie können entscheiden, ob Sie dazugehören oder nicht?“
Er beugte sich vor, bis sich ihre Stirnen berührten. Bis seine Stimme in ihren Knochen vibrierte.
„Du bist in meine Welt eingetreten, kleiner Doktor. Du hast die verdammt falsche Gasse gewählt. Den falschen Schrei gehört. Und jetzt willst du dich rausbetteln?“
Sie nickte wild, Tränen liefen ihr übers Gesicht.
„Ja… ja… ich tue alles… nur nicht das. Nimm mich nicht mit. Bitte… ich will nur nach Hause. Ich bin keine Bedrohung für dich. Lass mich einfach leben. Lass mich verdammt noch mal leben.“
Das letzte Wort entrang sich ihrer Kehle in einem Schrei.
Dominic ließ los.
Sie sank zu Boden.
Und er stand da.
Lächelnd.
Ihr beim Zusammenbruch zuzusehen, war wie Unterhaltung.
„Glaubst du, es geht darum, dich zu verschonen?“, fragte er mit kalter, ruhiger Stimme. „Glaubst du, ich hätte diese Entscheidung nicht schon in der Sekunde getroffen, in der du geschrien hast?“
Er trat auf sie zu.
Sie versuchte, auf den Ellbogen zurückzuweichen, rutschte jedoch erneut aus.
Er hockte neben ihr wie ein Raubtier, das seine Beute bewundert.
„Du darfst nicht mehr betteln“, murmelte er, nur Zentimeter von ihren zitternden Lippen entfernt. „Du kannst nicht entscheiden, was als Nächstes passiert.“
Er packte sie am Handgelenk und riss sie heftig auf die Füße.
Sie schrie erneut und ihre Beine knickten unter ihrem Gewicht ein.
„Nein…nein, bitte, BITTE…ich will nicht mit dir gehen!“
„Das bist du“, knurrte er und zog sie an seine Brust. Sein heißer, widerlicher Atem roch an ihrem Ohr. „Und du wirst lernen, was es bedeutet, zu mir zu gehören.“
Seine Hand schloss sich um ihren Nacken und drückte ihr Gesicht gegen sein durchnässtes Hemd.
„Und wenn ich dich noch einmal darum betteln höre, gehen zu dürfen …
Er riss ihren Kopf an den Haaren zurück. Ihr Keuchen war unerträglich.
„…Ich werde dich hier in dieser Gasse ficken. Deine Tränen triefen auf meinem Schwanz, der Regen tränkt deine Schreie, und dann platzt dir das Hirn raus und ich werfe dich die Brücke runter! Also halt die Klappe!“
Ihr stockte der Atem. Sie erstarrte.
Um sie herum blieb die Zeit stehen.
Und dann ließ er sie gehen.
Schluchzend brach sie gegen ihn zusammen.
Und er hielt sie fest wie ein Dieb, der einen gestohlenen Schatz umklammert.
„Jetzt gehört es mir“, flüsterte er mit besitzergreifender Stimme in ihr Haar. „Und wenn ich mit dir fertig bin, wird nicht einmal Gott wiedererkennen, was übrig bleibt.“
Und sie folgte ihnen, ohne sich zu beschweren. Sie weinte nicht mehr. Sie hatte keine Tränen mehr in den Augen. Sie war bereits erschöpft.
Denn welche andere Wahl hatte sie?
Sie hatte es gesagt.
Irgendetwas.
Und jetzt würde sie erfahren, was alles wirklich bedeutete.
