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Kapitel 3: Bitte, Sir, lassen Sie mich gehen

Dann ist sie verdammt noch mal gerannt.

Es war keine Entscheidung. Es ging ums Überleben. Ihr Körper setzte sich plötzlich in Bewegung, stolperte rückwärts, bevor sie sich umdrehte und davonrannte. Sie rutschte in den Pfützen aus und stockte der Atem, als sie durch die Gasse rannte.

Ihr Gehirn verarbeitete den Befehl nicht. Das musste es auch nicht. Es war Instinkt. Reine animalische Angst. Die Art, die im Mark der Knochen, im Herzschlag der Beute lebte. Sie dachte nicht … konnte nicht denken … weil ihr Verstand von einem Wort brannte.

Laufen.

„HILFT MIR! BITTE KANN MIR JEMAND HELFEN!“

Ihre Stimme entrang sich ihrer Kehle in einem Schrei, der so rau war, dass es ihre Lunge zerkratzte.

Niemand antwortete.

Es war ihr egal, wohin sie lief. Sie rannte einfach. Schneller. Schneller. Als ob sie, wenn sie ihren Körper nur genug anstrengte, schneller davonlaufen könnte als das, was sie sah.

„BITTE!“, schrie sie erneut. „BITTE! OH MEIN GOTT … HELFT MIR!“

Ihre Stimme brach beim letzten Wort. Ihre Kehle brannte. Sie konnte Salz schmecken … Tränen, Blut, Regen … sie wusste es nicht. Es war ihr egal.

Ihre Beine zitterten, ihre Brust brannte. Ihr Atem kam in panischen Schluchzern. Sie umklammerte sich beim Laufen mit den Armen, als könnte sie ihre Eingeweide irgendwie festhalten.

Ihre Finger gruben sich in die Ärmel ihres Kapuzenpullovers und umklammerten den Stoff, als könnte er sie vor dem Zusammenbruch bewahren. Ihre Gliedmaßen begannen sie zu verraten, ihre Knie wurden weich, ihre Knöchel knickten jedes Mal um, wenn ihr Fuß wieder in ein Schlagloch oder eine Gosse knallte.

Tränen strömten ihr über das Gesicht und vermischten sich mit dem Regen, der ihr Haar und ihre Kleidung durchnässte.

Sie weinte so sehr, dass sie nichts sehen konnte.

„ICH WOLLTE NICHTS SEHEN! ICH SCHWÖRE, ICH HAB’S NICHT … ICH WOLLTE DAS NICHT!“

Sie ist ausgerutscht.

Ihr Fuß blieb am Boden hängen und sie stolperte nach vorne, wobei ihre Knie auf den Boden krachten und zu bluten begannen.

Schmerz packte sie am Knie. Der Schock raubte ihr die Luft. Ihr Schrei kam nicht einmal heraus … er blieb ihr im Hals stecken.

Sie schrie auf. Laut. Kehlig. Ihre Stimme überschlug sich unter dem Druck von Schmerz und Panik.

Aber sie hörte nicht auf.

Sie rappelte sich wieder auf. Ihre Handflächen bluteten, und sie umklammerte ihre Knie, um die Blutung zu stoppen. Ihr Atem ging keuchend. Ihr ganzer Körper zitterte.

„BITTE TÖTE MICH NICHT! ICH WOLLTE GERADE NACH HAUSE GEHEN … ICH WOLLTE NUR VERSUCHT, NACH HAUSE ZU KOMMEN!“

Sie schrie wieder. Und wieder.

„IST DA JEMAND? BITTE! BITTE…“

Keine Antwort. Keine Schritte außer ihren eigenen.

Sie schluchzte, als sie um eine weitere Ecke bog. Die Gebäude drehten sich um sie herum in einem verschwommenen Regen und Schatten, während ihr schwindlig wurde. Was geschah mit ihrem Körper? War es der Schock oder was?

Ihre Ohren klingelten. Ihre Beine zitterten. Sie spürte, wie ihr Bewusstsein flackerte wie die Flurbeleuchtung in der Notaufnahme, als der Strom ausfiel.

„ICH KANN DAS NICHT … ICH KANN NICHT … OH GOTT, BITTE … ICH WILL NICHT STERBEN!“

Ihre Beine knickten erneut ein, aber sie stemmte sich vorwärts, wobei sie einen Fuß vor den anderen zog.

"ETHAN! JEMAND… IRGENDJEMAND… BITTE…!"

Ihre Schreie waren keine Schreie mehr. Es waren nicht mehr die Art von Geräuschen, die man macht, wenn man die Grenze der Angst überschritten hat und die Seele zersplittert.

„Darum habe ich nicht gebeten“, schluchzte sie. „Ich habe nicht …“

Sie schnappte nach Luft, als ihre Beine diesmal wirklich nachgaben.

Zuerst schlugen ihre Knie auf. Dann ihre Hände. Dann ihre Brust, ihre Wange, ihr Körper klappte in den durchnässten Asphalt wie eine Marionette, deren Fäden durchgeschnitten waren.

Sie brach zusammen.

Mit dem Gesicht voran auf dem kalten, nassen Boden.

Ihr stockte der Atem. Ihr Körper weigerte sich, sich zu bewegen.

Sie blinzelte zum Himmel hinauf, das durchnässte Haar klebte an ihren Wangen.

Und dann spürte sie es.

Die Präsenz.

Es war kein Geräusch. Es war nicht einmal ein Schatten.

Es war Druck.

Gewicht.

Kalt.

Es kam von hinten auf sie zu, als ob der Tod einen Stuhl herangezogen hätte. Sie brauchte den Kopf nicht zu heben.

Sie wusste es bereits.

Er war da.

Über ihr stehen.

Sie drehte ihren Kopf, zitternd, weinend, hilflos.

Und dann verschlang sein Schatten sie, während sie unaufhörlich zitterte. Dann duckte er sich. Seine schwarzen Stiefel waren nur Zentimeter von ihrem blutenden Knie entfernt.

Sie hat sie zuerst gesehen.

Sie waren sauber. Sauber trotz des Sturms. Trotz des Blutes.

Als würde er nicht laufen. Als würde sich die Welt für ihn bewegen.

Er ging langsam noch tiefer in die Hocke, eine Hand ruhte auf seinem Knie, in der anderen hielt er die Pistole, die, wie sie gerade beobachtet hatte, einem Mann den Schädel aufgerissen hatte.

Das Blut war noch feucht auf seiner Haut.

Und er lächelte.

Nicht das Lächeln eines amüsierten Mannes.

Das Lächeln eines Raubtiers, das seine Beute in die Enge getrieben hat.

„Na, na“, murmelte er.

„Was haben wir hier?“

Sie öffnete den Mund, doch es kam nichts heraus. Ihr Kiefer zitterte. Ihre Zähne klapperten.

Er sah sie an, als wäre sie ein Rätsel, das sich von selbst gelöst hatte. Als wüsste er schon alles über sie, nur weil ihr Körper zitterte.

„Hallo“, flüsterte er und beugte sich vor, während sein Blick über ihren durchnässten Körper glitt. „Hübsche kleine Ärztin.“

Ihr stockte der Atem, panisches Schluchzen blieb ihr in der Kehle stecken.

„Sie sind gerade Zeuge von etwas geworden, das Sie nicht sehen sollten“, fuhr er fort und drückte ihr dabei beiläufig die Mündung seiner Waffe mitten in die Stirn.

Das Metall war kalt.

So kalt, dass es brannte.

Sie zuckte so heftig zusammen, dass sie beinahe umgefallen wäre.

„Oh Scheiße“, kicherte er düster. „Was soll ich nur mit dir machen, hm?“

Er legte den Kopf schief und seine Augen funkelten vor grausamer Neugier.

„Vielleicht sollte ich den Bürgersteig mit deinem Gehirn bemalen. Genau hier. Genau jetzt. Lass die Stadt wegspülen, was von dir übrig ist.“

„Nein… nein… bitte“, keuchte sie, Tränen vermischten sich mit Regen auf ihren Wangen. „Töte mich nicht. Ich habe… ich war nicht… ich schwöre, ich werde nichts sagen…“

Ihre Stimme brach mitten in ihrem Flehen. Ihre Zunge fühlte sich schwer an, ihre Lippen waren taub.

„Ich habe eine Familie … Ich habe einen Job … Ich bin Arzt …“

Dann passierte es.

Eine scharfe Wärme. Pisse.

Bevor sie es verarbeiten konnte, durchströmte sie ein Gefühl der Demütigung.

Ihre Blase gab auf. Heiße Pisse lief ihre Schenkel hinunter, durchnässte ihre Jeans und sammelte sich unter ihren Knien. Sie spürte es … jede einzelne demütigende Sekunde … ihr Körper verriet sie völlig.

Sie schluchzte und vergrub ihr Gesicht in ihren Handflächen.

Ihre Scham ließ sie stärker zittern, als es die Kälte je könnte.

Dominic schaute nach unten.

Dann geh wieder zu ihr rüber.

Und er lächelte.

„Sieh dir das an“, sagte er leise, als würde er ihr ein Kompliment machen. „Du hast dir in die Hose gemacht.“

Ihr Körper zitterte unter stillem Schluchzen, da sie es nicht ertragen konnte, aufzublicken.

„Und ich habe noch nicht einmal abgedrückt.“

Er zog die Mündung der Waffe langsam über ihren Kiefer und ihre Lippen und folgte ihr, als würde er sich ihre Angst einprägen.

„Du zitterst“, flüsterte er. „Du riechst nach Angst. Dein Puls rast so heftig, dass ich ihn von hier aus hören kann.“

Er beugte sich näher zu ihr, nur wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt.

Seine Stimme wurde zu einem Knurren.

„Ich könnte dich sofort umbringen. Und niemand … niemand … würde es je erfahren. Verstehst du das?“

Sie nickte heftig und schluchzte. „Bitte … bitte nicht … Ich werde alles tun …“

Er grinste, als er seine Fingerspitzen auf ihre Lippen legte.

"Irgendetwas?"

„Ja“, flüsterte sie. „Bitte, ich schwöre, alles …“

Er beugte sich noch näher, seine Nase streifte ihre Wange, die Waffe immer noch an ihren Kopf gedrückt.

Sein Atem war Feuer auf ihrer Haut.

„Dann bitte, Puttana.“

Bettel, kleine Hure.

„Bitte, Sir. Ich flehe Sie an“, hauchte sie.

Ihre Stimme klang nicht einmal mehr wie ihre eigene ... sie klang hohl, gebrochen, das letzte Wimmern einer im Regen bloßgelegten Seele.

Sie flehte nicht mehr darum, verschont zu werden.

Sie flehte darum, gesehen zu werden. Nicht als Zeugin. Nicht als Fehler. Sondern als Mensch. Als etwas, das er vielleicht nur zögerlich zerstören würde.

Aber es gab kein Zögern.

Keine Gnade.

Keine Pause.

Er packte sie erneut am Hals.

Nicht sanft.

Nicht zögernd.

Nicht barmherzig.

Er legte seine Finger um ihren Hals, als ob er ihm gehörte, als ob er nicht mehr ein Teil von ihr wäre, sondern eine Erweiterung von ihm.

Seine Handfläche zerquetschte ihre Luftröhre und zwang ihre Wirbelsäule, sich unter ihm leicht zu wölben.

Ihr stockte der Atem.

Ihre Hände flogen zu seinem Handgelenk … diese zarten Finger krallten, zitterten, drückten, flehten … doch ihre Kraft war lächerlich. Sein Griff lockerte sich nicht.

Wenn überhaupt …

Es wurde enger.

Er spürte ihren flatternden Puls unter seiner Handfläche. Schnell. Und er machte ihn hart.

So verdammt schwer.

Sein Penis spannte sich unter dem durchnässten Stoff und drückte gegen die Innenseite seines Gürtels, als wolle er ihn durchbrechen und in etwas Warmes, Zitterndes, Flehendes versinken.

Sein Blick traf ihren.

Verbrennung.

Wütend.

Hungrig.

Unheilig.

Sie konnte ihren Blick nicht abwenden, als er sich näher zu ihr beugte. Seine Nase berührte ihre, und sie konnte seinen minzigen Atem wahrnehmen.

„Hast du irgendeine verdammte Ahnung“, knurrte er, „wie hübsch du so aussiehst?“

Sie blinzelte einmal.

Dann wieder.

Tränen rollten in schweren, zitternden Tropfen über ihre Wangen. Ihre Nägel gruben sich in sein Handgelenk und hinterließen winzige Halbmonde auf seiner Haut. Er zuckte nicht zusammen.

Er trank sie in sich hinein.

Sein Daumen glitt langsam unter ihrem Kiefer hindurch und hob ihr Gesicht zu ihm hoch, als würde er sie der Nacht präsentieren.

„Ich könnte dich ruinieren“, flüsterte er. „Genau hier. Genau jetzt. Und es gibt keine einzige verdammte Seele in dieser Stadt, die mich aufhalten würde.“

Die Worte drangen in ihre Ohren und liefen ihr über den Rücken.

Sie schluchzte erneut.

„Ich sollte dir das Hirn rausblasen“, sagte er und drückte ihr die Pistole fester an die Wange. „Lass den Regen die Stücke wegspülen. Lass die Stadt vergessen, dass du je existiert hast.“

„Bitte …“, krächzte sie.

Er legte den Kopf schief.

„Bettelst du immer noch?“

„Ich tue alles“, krächzte sie. „Ich schwöre … ich tue alles …“

Er starrte sie einen langen, ausgedehnten Moment an.

Dann flackerte etwas hinter seinen Augen.

Keine Gnade.

Interesse.

Er nahm langsam seine Hand von ihrer Kehle und wiederholte grinsend ihre Worte.

„Alles“, murmelte er und neigte den Kopf.

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