Kapitel 4 - Gemeinsame Wege
Eigentlich sollte Anjuli angst haben so wie er sie am Arm packte doch aus einem ihr unerdenklichen Grund hatte sie keine. Aus einer für sie nicht erklärbaren Weise mochte sie es in der Nähe des Fremden Mannes zu sein. Anjuli fühlte sich sicher und geborgen. Wärme durchströmte ihren Körper. Eine wärme diese sie noch nie gefühlt hatte. „A-Aber gerne zeige ich ihnen die Stadt und dann können wir vielleicht etwas Essen gehen…also nur wenn du möchtest?“ Sie blickte zur Seite da sie seinem Blick nicht mehr standhalten konnte. Hitze kroch auf ihre Wangen. Anjuli fühlte sich nervös und aufgeregt. Ihr Herz schlug wie Wild in ihrer Brust und drohte jeden Moment in tausend Teile zu zersplittern. „Vielen dank das ist sehr freundlich von dir.“
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In Gedanken versunken starrte Anjuli auf den Boden und zerbrach sich den Kopf über diesen fremden Mann an ihrer Seite. Er wirkte…irgendwie anders als die Menschen diesen sie bis jetzt in ihrem Leben begegnet war. Er hatte etwas Mystisches und Übernatürliches an sich was Anjulis Neugier erweckte. Schon seine Augen verrieten ihn denn diese waren wie nicht von dieser Welt. Wenn man in diese blickte, hatte man das Gefühl, als könnte man alles schaffen…und noch viel mehr. Als würde man zu allem Fähig sein. Ein stetiges Kribbeln durchzog ihren Körper jedes Mal, wenn sich ihre Hände beim Gehen berührten. Sie konnte es sich nicht nehmen lassen einen flüchtigen Blick in seine Richtung zu werfen nur um zu erkennen das er sie ansah. Ein sanftes Lächeln zierte seine Lippen dieses sie dahin schmelzen ließ. Die Kälte in seinen Augen war verschwunden. Sein Blick war weich und...lieblich.
Anjuli fühlte sich nicht wohl mit den Blicken diese auf ihnen lagen bzw. auf dem wunderschönen Mann zu ihrer linken. Jedoch konnte sie die Reaktionen der Frauen diese ihnen begegneten verstehen. Sein weiches Haar wehte sanft durch den Wind. Die kristallklaren blauen Augen funkelten, wie Sterne jedes Mal, wenn die Sonne in sein Gesicht schien. Mit einer Dominanten aufrechten Haltung präsentierte er sich der Öffentlichkeit. Den ganzen Weg sprachen die beiden kein Wort miteinander, doch es war kein unangenehmes schweigen. Anjuli blieb mitten im Schritt stehen, schloss die Augen und hob ihren Kopf nach oben, wodurch sie die wärme der Sonne an ihren Wangen spüren konnte.
All ihre Sorgen verpufften ins nichts, seitdem sie diesen Mann kennengelernt hatte...ihre Gedanken schwiegen. Hatte sie sich in den schönen fremden verliebt? Sie wusste nicht, wie sie diese Emotionen beschreiben sollte doch eine Sache konnte sie sagen, sie fühlte sich schwerelos. „Du bist ein wunderschönes Mädchen.“
Seine Stimme floss wie süßer Honig in ihre Ohren und ließ sie erröten. Flatternd die Augen geöffnet blickte sie zu ihm und…lächelte. Sie lächelte das erste Mal seit langer Zeit. Hatte seit langem einmal wieder einen Grund ihre Mundwinkel zu heben. „Vielen Dank…ähm...sag mal...wie heißt du eigentlich?“ Anjuli wollte den Mann gerade mit seinem Namen ansprechen als sie realisierte das sie nicht wusste, wie er hieß. Sie trat einen Schritt nach hinten als er auf sie zukam, seine Hände an ihre Hüften legte und sich nach unten beugte, bis sie seinen Atem an ihrem Ohr spürte. „Mein Name ist Jarno.“ Für einen kurzen Moment streiften seine Lippen ihr Ohrläppchen und Anjuli war dahin. Sie spürte wie ihre Beine schwach wurden und wusste, wenn Jarno sie nicht halten würde, dann würde sie bereits am Boden knien. „E-Es freut mich dich kennenzulernen Jarno. Mein Name ist Anjuli.“
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Nach dem Essen hatten Jarno und Anjuli sich dazu entschieden in dem Park in diesem sie immer ihr Buch las spazieren zu gehen. Die Blätter welche von den Bäumen gefallen waren trieben schwerelos auf der Wasseroberfläche des Teiches vor sich hin und aus der Ferne hörte man das sanfte Zwitschern der Vögel welches in Anjulis Ohren fast wie eine Melodie wirkte. Die beiden ließen sich auf einer der Bänke nieder und starrten geradewegs auf das Wasser. Minutenlang war es still und es wirkte, als würde jeder seinen Gedanken nachhängen, ehe Jarno es sich zur Aufgabe machte den ersten Schritt zu gehen und die wohlige Stille diese die beiden umgab brach. „Erzähl mir etwas über dich Anjuli.“
Es machte sie ganz verlegen, wie ihr Name von seinen Lippen rollte. Innerlich könnte sie sich selbst schlagen da sie Interesse für einen Mann entwickelte dieser höchstwahrscheinlich doppelt so alt war wie sie. Andererseits schmerzte es ihr erschöpftes Herz zu wissen das jemand wie Jarno sich niemals für so ein mickriges und einfaches Mädchen wie sie interessieren würde. „Es gibt nicht wirklich etwas zu erzählen. Ich bin ein einfaches Mädchen aus einfachen Verhältnissen. Niemand interessiert sich für mich und auch würde es niemanden kümmern, wenn ich einfach verschwinden würde.“ Sie konnte ihre Trauer nicht mehr kontrollieren und begann zu Weinen.
Enger zog sie den kragen ihres Pullovers diesen sie auch gestern schon getragen hatte an ihren Hals und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.
Es war die Wahrheit diese Anjuli sprach…zumindest in ihren Augen. Es würde niemanden interessieren, wenn sie einfach verschwinden würde und dies schmerzte ihr ohnehin schon schwaches und von Narben gezeichnetes Herz. Den Mann neben ihr vollends vergessen entkam ihr ein leiser Schrei als sie aus dem nichts von zwei starken Armen umschlossen und an eine muskulöse Brust gedrückt wurde. Steif wie ein Brett saß sie nun da und bewegte sich nicht. Anjuli wusste nicht, wie sie auf diese Geste reagieren sollte.
Nachdem sich die spannung etwas gelöst hatte schlang sie ihre Arme um den muskulösen Oberkörper. Erwiderte zitternd die Umarmung diese aus dem nichts von Jarno kam. „Sprich niemals wieder so schlecht über dich selbst hast du mich verstanden. Du bist ein wunderbarer Mensch und so viel Liebe steckt in dir. Niemand wäre glücklich, wenn du einfach verschwinden würdest. Zumindest…wäre ich nicht glücklich.“
Der Erzengel war erstaunt über diese Worte, die seinen Mund verließen. Jarno ertrug es nicht wie schlecht dieses Mädchen über ihre Existenz sprach. Sie war wunderschön anzusehen und Jarno konnte sehen, dass das Licht ihrer Seele heller strahlte als das aller anderen Menschen. Erst weiteten sich seine Augen, bevor er sie schloss und seinen Kopf auf dem ihren ablegte. „Niemals wieder wirst du so über dich selbst sprechen wunderschönes Wesen.“ Jarno dachte nicht das es um sie so schlimm stehen würde. „Wie es aussieht, denkst du das erste Mal an jemand anderen als an dich selbst.“ Der Engel ignorierte die Stimme diese zu ihm sprach gekonnt. Genoss den Moment und das Gefühl Anjuli in den Armen zu halten. Sie so nah zu spüren.
