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Kapitel 2: Am selben Tag wie die Ex verlobt zu sein, war schon schlimm genug

Die Verlobungsfeier fand am nächsten Tag im hängenden Garten statt, dem höchsten Teil des Ophelia Hotels, das als das luxuriöseste Hotel in Stadt N galt.

Florence trug ein langes, weißes, mit Edelsteinen besticktes Kleid und ein zartes Make-up. Sie war so schön, dass sie wie eine Fee aussah, die versehentlich in die Menschenwelt geraten war. Als sie die Haupthalle des Hotels betrat und auf den Fahrstuhl zuging, fiel ihr Blick auf ein Hochzeitsplakat an der Seite. Es war das Hochzeitsfoto eines Mannes und einer Frau, bei denen es sich zufällig um die beiden Personen handelte, die sie in ihrem Leben am meisten kannte: ihr Ex-Freund und ihr vierjähriger Feind an der Universität.

Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie heute tatsächlich heiraten würden, nicht einmal in demselben Hotel wie ihres... Ihr Gesicht wurde leicht blass und sie fühlte sich bedrückt. Es lag eine gewisse Ironie darin. "Florence, was machst du denn hier?" Der kritisierende Tonfall einer Frau ertönte plötzlich in der Halle. Im nächsten Moment sah sie Isabel Hopkins, die ein weißes Hochzeitskleid trug, wütend auf sie zugehen, während Grayson Russell, der Bräutigam, in schwarzem Anzug und Lederschuhen hinter ihr herlief. Er sah sie mit gespannter Miene an und hatte die Lippen fest zusammengepresst.

Florence starrte die beiden an, und die Erinnerungen an den Verrat und das Unrecht, das sie begangen hatten, tauchten wieder auf und machten sie düster. Isabel kam auf sie zu und ihr Blick wurde noch düsterer, als sie ihr Kleid sah. "Du willst dich immer noch nicht von Grayson trennen? Grayson hat mit dir Schluss gemacht, warum wagst du es immer noch, hierher zu kommen?" Ihre Stimme war laut und voller Unterachtung und zog sofort die Aufmerksamkeit der Umstehenden auf sich.

Viele von ihnen warfen Florence einen misstrauischen Blick zu und musterten sie von Kopf bis Fuß, einer begann sogar hinter ihrem Rücken zu tuscheln. Florence sah die beiden angewidert an und sagte kühl: "Eure Hochzeit interessiert mich nicht."

"Was machst du dann hier und trägst das? So ein langes weißes Kleid trägt man doch nur bei Hochzeiten oder Verlobungsfeiern." Isabels Tonfall war voller Verachtung, als ob sie einen erbärmlichen Clown vor sich hätte. "Wenn du nicht hier bist, um meinen Mann zu stehlen, warum trägst du dann ein Hochzeitskleid? Könnte es dann sein, dass du dich mit Herrn Hawkins verloben willst?"

Heute gab es im Hotel nur zwei Bankette: das Verlobungsbankett der Hawkins und die Hochzeit der Russells.

In Isabels Augen, ganz abgesehen davon, dass sie mit Ernest Hawkins verlobt war, war Florence nicht einmal berechtigt, am Verlobungsbankett der Hawkins teilzunehmen. Isabels Brautjungfer kicherte verächtlich und warf ein: "Ach was, weiß sie denn nicht, wer Herr Hawkins ist? Wie könnte sie denn Herrn Hawkins' Verlobte werden?"

Sie wechselten sich ab, um sie zu demütigen. Florence spannte ihren Körper an und spürte ein brennendes Feuer in ihrer Brust. Sie wollte zugeben, dass sie tatsächlich Ernests Verlobte war, doch das konnte sie in dieser Situation nicht sagen, denn niemand würde ihr glauben. "Siehst du, du bist sprachlos. Du bist hier, um Grayson zu verführen, Florence!" Isabel deutete wütend auf ihre Nase. "Ich bin mit Grayson verheiratet, und du willst ihn immer noch belästigen. Hast du überhaupt noch ein Selbstwertgefühl?"

Die Umstehenden begannen, Florence insgeheim zu verurteilen, als sei sie eine schamlose Frau, die eine Ehe ruinieren wollte. Grayson stand mit geradem Rücken da und zog die Augenbrauen leicht zusammen. In seinem Blick schien ein Zweifel zu liegen. Dann sprach er leise: "Geh nach Hause, hör auf, herumzualbern. Wir sind schon getrennt." Sein scheinbar tröstender und beratender Tonfall hatte Florences Stolz einen tödlichen Schlag versetzt. Florence kochte vor Wut. Womit konnten diese Leute das Recht haben, sie zu demütigen?

"Oh. Herr Russell ist so dreist, meine Verlobte zu bitten, nicht herumzualbern." Eine kalte Männerstimme ertönte aus dem Eingang, verächtlich und sarkastisch. Schockiert drehte sich Grayson um und wurde augenblicklich von einem ungläubigen Blick verblüfft. Isabel folgte seinem Blick und ihr Gesicht wurde vor lauter Schreck leichenblass, als sie erkannte, wer dieser Mann war. Es war Ernest Hawkins! Warum, warum hatte er gesagt, Florence sei seine Verlobte... Konnte das überhaupt wahr sein?

Ernest schritt anmutig auf sie zu, und sein Gang war gelassen und bescheiden. Der dunkle Smoking, den er trug, schmiegte sich tadellos an seinen Körper. Sein Blick fiel auf Florence und er winkte ihr zu. "Komm her." Florence starrte den Mann fassungslos an, und ihr Herz raste. Sie hatte nicht erwartet, dass er derjenige sein würde, der sie im schwierigsten und hilflosesten Moment rettete, den sie je erlebt hatte. Nachdem sie sich von ihrer Überraschung erholt hatte, richtete sie sich selbstbewusst auf und ging mit einem Lächeln im Gesicht auf ihn zu.

Als er Florence mit Ernest stehen sah, fühlte Grayson, wie sein Gesicht vor Scham brannte, und es erinnerte ihn daran, wie lächerlich sein Verhalten gerade eben war. Aber er war immer noch ein gewiefter Mensch. Schnell verbarg er seine Rührung und sprach mit einem Lächeln: "Nein, nein, das ist nur ein Missverständnis. Ich bin ein Freund von Frau Fraser und habe nur einen Scherz mit ihr gemacht." Ein Scherz? Florence starrte ihn mit großer Enttäuschung an, und sie fühlte einen Anflug von Ekel. Wie konnte sie ihn damals nur so schamlos finden?

Ernest trat einen Schritt vor. Seine erhabene Gestalt stand direkt vor ihr und bildete sofort einen unsichtbaren Schutzschild um sie herum. Er schürzte die Lippen, und sein Blick auf Grayson war außerordentlich eisig. Die Worte, die er sagte, waren sogar noch härter. "Wer du bist, dass du mit ihr scherzen kannst?"

Graysons Gesicht errötete. Er fühlte sich gedemütigt. Er öffnete den Mund, wagte es aber nicht, ein Wort der Erwiderung zu sagen. Obwohl er auch eine Person mit Ruhm und Reichtum war, unterschied er sich nicht von einer zerbrechlichen Ameise, die vor Ernest mit einem Finger getötet werden konnte. Er ballte heimlich die Fäuste, senkte den Kopf und entschuldigte sich. "Es tut mir leid, Herr Hawkins. Ich verspreche, dass das nie wieder vorkommen wird."

Ernest grinste und beachtete ihn nicht mehr. Er drehte sich um, schaute Florence an und beugte seinen Arm ein wenig am Ellbogen. Florence war leicht gerührt. Ernest war gestern unnahbar und gleichgültig gewesen, warum behandelte er sie heute so nett? Indem er sie auf dominante Weise verteidigte und für sie eintrat, verhielt er sich wie ein rechtschaffener und treuer Verlobter.

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