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Kapitel 6: Warum provozierst du sie?

"Hahaha..."

In der Lounge lachten alle, die den Wink verstanden, laut auf und bedachten Theres Staudinger mit verächtlichen oder lüsternen Blicken.

Aayden Muntz runzelte missbilligend die Stirn.

Theres Staudinger war immerhin seine Frau. Auch wenn er sie nicht mochte - andere hatten nicht das Recht, sie zu demütigen.

Sie zu demütigen hieß, auch ihn zu missachten.

Aayden Muntz wollte gerade etwas sagen, doch Rita Kupferblum schmiegte sich schneller an ihn und sah ihn vorwurfsvoll an.

Aayden Muntz verschluckte die Worte, die er hatte sagen wollen.

Theres Staudinger hatte Rita Kupferblum beleidigt - eine kleine Lektion tat ihr gut.

"Klatsch!"

Ein scharfer Schlag ließ das Gelächter im Raum jäh verstummen.

Alle starrten geschockt Theres Staudinger an.

Sie hatte Sarah Reichwein tatsächlich eine geklebt, dass sie zu Boden ging!

Sarah Reichwein war wie benommen und blieb lange fassungslos auf dem Boden liegen.

Theres Staudinger musterte alle eisig, ihre Stimme klang gleichgültig: "Selbst wenn es nur Showkämpfe waren - da kam nicht jeder rein. Ich hab genug vorne, um jemanden zu ersticken, und genug Kraft in der Hand, um jemanden totzuschlagen."

"Wenn ihr mir nicht glaubt, probiert's aus."

Im Raum herrschte Totenstille. Alle waren von ihrer Ausstrahlung eingeschüchtert, niemand wagte es, sie herauszufordern oder ihr die Stirn zu bieten.

Theres Staudinger lachte verächtlich. "Ihr traut euch nicht mal, euch mit so 'ner Showkämpferin anzulegen, sondern könnt mich nur mit Worten runtermachen. Kein Wunder, dass ihr mit Rita befreundet seid - Gleich und Gleich gesellt sich gern."

Damit drehte sie sich um und ging.

Sie wollte nicht mit diesem Pack zusammen sein.

Theres Staudinger ging zur Bar, bestellte eine Flasche Wodka und trank allein, doch die Unruhe in ihrer Brust ließ sich nicht unterdrücken.

Sie fühlte sich nicht schlecht, weil ihre Vergangenheit als Erotik-Wrestlerin enthüllt worden war, sondern wegen der Gründe, die sie damals dazu gebracht hatten.

Vor acht Jahren brach die Lieferkette des Familienunternehmens ihres Großvaters zusammen, der Börsenkurs stürzte ab und das Unternehmen musste Insolvenz anmelden.

Nach der Pleite blieben Schulden in Milliardenhöhe. Die anderen Aktionäre und Verantwortlichen zahlten früh und flohen ins Ausland, während ihre große Familie die gesamte Schuld schultern musste.

Ihr ältester Onkel kam ins Gefängnis.

Ihre Großmutter starb vor Schock.

Außer ihrem ältesten Onkel wurden elf Mitglieder der Familie Staudinger von den Gläubigern festgehalten.

Die Gläubiger glaubten, dass die Familie Staudinger keine Zukunft mehr hatte, nicht in der Lage war, die Schulden zurückzuzahlen, und quälten und erniedrigten sie aus Frust.

Auch ihre Mutter blieb nicht verschont.

Ihre Mutter stürzte nackt aus einem Hotel in den Tod und starb auf zutiefst entwürdigende Weise vor den Augen der Öffentlichkeit.

Als sie am Ort des Geschehens ankam, sah sie ihre Mutter in einer Blutlache liegen. Jemand hatte ihr einen Trenchcoat übergelegt und ihr so die letzte Würde bewahrt.

Später sah sie die Hotelüberwachung und erfuhr, dass Aayden Muntz ihr den Mantel gegeben hatte. Er hatte auch seine Leute die Schaulustigen vertreiben und alle Fotos und Videos löschen lassen.

Dieser kleine Funke Menschlichkeit in ihrer dunkelsten Stunde wuchs in den folgenden finsteren Tagen immer weiter, bis er schließlich ihr ganzes Herz erfüllte.

Nachdem sie die Beerdigung ihrer Mutter geregelt hatte, ging sie zu WWV, um bei Showkämpfen aufzutreten, um ihre Familie zu retten.

Das war ein Wrestling-Verband, der mit Sexappeal warb und hohe Anforderungen an Figur und Aussehen stellte.

Theres Staudinger war atemberaubend schön, hatte eine traumhafte Figur, makellose Haut und einen zarten Körperbau - sie entsprach den Vorlieben gewisser perverser westlicher Millionäre und wurde sofort aufgenommen.

Bei den Kämpfen musste man in aufreizender Kleidung kämpfen und in anzüglichen Posen agieren.

Neben Frauenkämpfen gab es auch Mixed-Matches.

Sie hatte an beidem teilgenommen.

Ihre Vergangenheit war in der Tat nicht rühmlich.

Aber sie bereute nichts.

Denn nur dort konnte sie monatlich über 'ne Million Dollar verdienen.

Auch wenn dieses Einkommen niemals ausgereicht hätte, alle Schulden zu bezahlen, selbst wenn sie bis zum Tod gekämpft hätte.

Aber zumindest konnte sie die Verluste der Gläubiger mindern und verhindern, dass sie die Familie ihres Großvaters weiter folterten.

Theres Staudinger kämpfte fünf Jahre lang bei WWV.

Bis vor drei Jahren der alte Herr Muntz sie fand und sagte, er habe in seiner Jugend ihrer Oma unrecht getan. Nun, da ihre Großmutter gestorben war, wolle er seine Schuld bei ihr begleichen, indem er Theres half.

Ihre Großmutter war des alten Herrn Muntz erste Liebe.

Doch damals hatte er das Blutgeld ihres Großvaters und dessen Kameraden genommen, um in der Stadt ein Geschäft zu gründen, und hatte ihrer Oma ein Trümmerfeld hinterlassen, das sie fast umgebracht hätte.

Vielleicht hatte der alte Herr Muntz im Alter Angst vor der Rache des Schicksals und wollte sich gute Taten aufs Konto schreiben. Also begann er, nach ihrer Großmutter zu suchen, um seine alten Sünden zu sühnen.

Doch ihre Großmutter war bereits tot.

Der alte Herr Muntz konnte nur zu ihr kommen.

Aber der alte Herr Muntz war auch eine äußerst egoistische Person. Er erlaubte nicht, dass das Vermögen der Familie Muntz in fremde Taschen floss. Deshalb verlangte er, dass Theres Staudinger Aayden Muntz heiratete, bevor er der Staudinger-Familie unter die Arme griff.

Theres Staudinger stimmte zu.

Nachdem sie Aayden Muntz geheiratet hatte, pumpte der alte Herr Muntz einmalig eine Milliarde und einige lukrative Aufträge der Muntz Gruppe als Schuldentilgung, um die Staudinger bei den Privatgläubigern rauszuhauen.

Doch der größte Teil der Schulden der Familie Staudinger hing bei der Bank - die Summe war so gigantisch, dass selbst die Muntzes sie nicht stemmen konnten. Sie konnten nur jeden Monat 'ne Summe überweisen, um die Zinsen zu decken.

Theres Staudinger kippte das ganze Glas runter, ihre Gedanken rasten.

Sie wusste nicht, wie lange der alte Herr Muntz noch leben würde. Nach seinem Tod würde die Familie Staudinger wieder in die Bredouille geraten.

Sie musste unbedingt vor dem Tod des alten Herrn eine Absicherung für die Familie Staudinger an Land ziehen!

Als sie an jenem Tag zu Opa ging, um über die Reise zu sprechen, hatte er gesagt: Wenn sie ein Kind der Muntz-Linie zur Welt brächte, würde er ihr in seinem Testament einen Anteil an den Muntz Gruppen-Aktien zuweisen. Ansonsten würde ihr Name nicht in seinem Testament auftauchen.

In Opas Vorstellung würde sie, sobald sie ein Kind hatte, ihr Erbe dem Kind geben, und das Geld bliebe im Muntz'schen Kreislauf.

Dieses Kind musste sie also bekommen.

Auch wenn es nicht Aayden Muntz' Kind war - solange Opa ihre Schwangerschaft miterlebte, war es genug.

Mit Aayden Muntz als pflichtbewusstem Enkel konnte die Identität ihres Kindes vor Opas Tod unmöglich aufgedeckt werden.

Und nach Opas Tod wäre das Testament bereits in Kraft - selbst wenn die Identität ihres Kindes dann aufgedeckt würde, wär's egal.

"Hey Süße, allein hier? Nach deinem Typ zu urteilen, kommst du auch aus Stowood, oder? Lass uns zusammen einen heben."

Theres Staudinger drehte den Kopf und sah einen jungen Mann mit blondierten Haaren und auffälliger Klamotte, der sich lässig an die Bar lehnte und sie prüfend musterte.

Als er merkte, dass sie ihn ansah, strich er sich die Haare kokett zurück, nahm eine Pose ein, die er wohl für cool hielt, und zwinkerte ihr noch zu.

Theres Staudinger wandte den Blick ab und sagte kühl: "Nein danke. Verschwinde."

Der Blondschopf ging nicht weg, sondern rückte noch näher.

"Sei doch nicht so steif. Im Ausland auf 'nen Landsmann zu treffen, ist doch Schicksal. Lass uns doch 'n bisschen Spaß haben~"

Als Theres Staudinger ihn ignorierte, wurde er frech und musterte sie von oben bis unten mit verächtlichem Blick. Dann sagte er anzüglich: "Oder bist du auf ausländische Schwänze scharf und verachtest Stowood-Männer?"

"Pah, Stowood-Frauen sind echt billig. Kriechen Ausländern in den Hintern und liefern sich auch noch frei Haus. Ihr kommt ins Ausland, um euch Kerle zu angeln - nicht mal läufige Hündinnen sind so versaut wie ihr Schlampen."

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