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Kapitel 1: Sie gab die Hoffnung auf

Um zehn Uhr abends war ihr Mann immer noch nicht da.

Er hing wohl bei seiner Geliebten ab und würde nicht zum Abendessen auftauchen.

Theres Staudinger räumte das längst kalte Essen vom Tisch.

Gerade als sie hochgehen wollte, um seine Sachen für den nächsten Tag zu bügeln, klingelte das Handy in ihrer Tasche.

Sie nahm es heraus und sah eine Nachricht von ihrem Mann: "Opa will vor seinem Tod noch ein Enkelkind erleben. Mach dich fertig, ich bin in einer halben Stunde zu Hause."

Theres stockte der Atem, ihr Herz machte einen Satz, und vor Aufregung fingen ihre Hände an zu zittern.

Vor drei Jahren war der Großvater ihres Mannes schwer erkrankt und hatte ihn dazu gedrängt, sie zu heiraten.

Aber ihr Mann mochte sie nicht. Am Tag der standesamtlichen Hochzeit hatte er sie gezwungen, einen Scheidungsvertrag und einen Ehevertrag auf Zeit zu unterschreiben. Er verlangte, dass sie bis zum Tod des Großvaters das brave Ehepaar mimten, danach sollte sie ausziehen.

Er sagte, er würde sie niemals lieben und schon gar nicht mit ihr schlafen.

Er hatte eine Andere, für die er sich reinhalten wollte.

Wenn sie die Einsamkeit nicht ertragen könne, könne sie sich ruhig woanders einen Mann suchen, solange sein Großvater nichts davon mitbekäme.

Sie hatte gedacht, ihre Ehe sei wie zwei nebeneinander herlaufende Gleise, die sich nie berühren würden.

Doch nun schien er es sich anders überlegt zu haben und wollte mit ihr ein Kind...

Theres Staudinger flitzte ins Bad, schlüpfte in ein verführerisches Nachthemd, versprühte süßliches Parfüm und machte die Stimmungslampe im Schlafzimmer an.

Sie richtete alles für ihre erste gemeinsame Nacht her.

Doch als er zurückkam, führter einen fremden Mann mit ins Schlafzimmer.

Während sie ihn nur fassungslos anstarrte, schob er den Unbekannten ans Bett und sagte kalt: "Von heute an schläfst du mit ihm. Sobald du schwanger bist, ist er wieder weg."

Theres zog sich das Herz zusammen, sie blickte den Mann vor ihr ungläubig an.

"Du willst, dass ich von einem anderen schwanger werde?"

Aayden Muntz erwiderte kalt: "Was sonst?"

"Hast du etwa gedacht, ich würde dich persönlich schwängern?"

"Komm runter. An unserem Hochzeitstag hab ich dir gesagt, dass ich niemals mit dir schlafen werde. Mein Körper und mein Herz gehören Rita. Auf die hast du keinen Anspruch."

Theres sank das Herz in die Schuhe.

Sie hätte keine Hoffnungen in ihn setzen sollen.

Statt der erhofften Annäherung erntete sie nur Demütigung.

"Aber dein Großvater will unser gemeinsames Kind sehen. Wenn er das mitkriegt..."

Aayden Muntz schnitt ihr das Wort ab: "Hauptsache, du wirst schwanger und Opa bekommt alles von der Schwangerschaft bis zur Geburt mit. Den Rest kriege ich schon hingebogen, er merkt nichts."

Theres Staudinger ballte ihre Fäuste, bis sich die Nägel in die Handflächen gruben.

Aayden Muntz sagte ungeduldig: "Jetzt mach nicht so ein Theater, fangt an."

Der Mann verneigte sich steif vor Theres Staudinger und wollte sich ihr nähern.

Wahre Leere ist lautlos - Theres Staudinger blieb seltsam ruhig.

"Es ist dir also völlig egal, von wem ich das Kind habe, Hauptsache nicht von dir?"

"Gut. Dann suche ich mir selbst einen Weg, schwanger zu werden, aber nicht den Mann, den du mir vorsetzt. Ich such mir meinen eigenen."

"Wenn du nicht einverstanden bist, mach ich nicht mit."

Wenn sie sich selbst einen Mann suchte, konnte sie wenigstens ein letztes bisschen Würde bewahren.

Aayden Muntz starrte sie einige Sekunden eiskalt an.

Ihre gefasste Miene ging ihm merkwürdig auf die Nerven, als hätte sich etwas verschoben, was ihn beunruhigte.

Nach einer Weile sagte er: "Ich gebe dir drei Monate. Wenn du in drei Monaten nicht schwanger bist, schick ich dir jeden Tag einen anderen, bis es klappt."

Mit diesen gefühllosen Worten verließ er mit dem Mann das Zimmer.

Theres Staudinger lachte bitter in sich hinein.

Seine Eiszeit ließ ihre stille Zuneigung zu ihm wie einen peinlichen Makel erscheinen, den sie besser versteckte.

Er musste sie nicht lieben, aber so tief durfte er sie nicht demütigen.

An dieser aussichtslosen Ehe brauchte sie nicht länger festzuhalten...

Theres Staudinger steuerte einen gutbürgerlichen Club an.

Als der Alkohol ihr schon den Kopf umnebelte, sah sie einen großen Mann in einem schlichten Arbeitsanzug, der sich suchend umsah und an ihr vorbeiging.

Sie griff nach seinem Arm und sagte betrunken: "Heute Nacht wird's frisch, Süßer. Willst du dich nicht an einer Schönheit mit 36,5 Grad aufwärmen?"

Der Mann antwortete nicht, schien sprachlos, starrte sie einige Sekunden an und fragte dann langsam: "Erkennst du mich nicht?"

Theres Staudinger schüttelte betrunken den Kopf: "Egal."

"Ich will nicht wissen, wie du heißt, nur wie du dich anhörst..."

Georg Teschner lächelte, hob sie wie eine Prinzessin hoch und sagte: "Das wirst du nicht bereuen."

Im dämmrigen Licht des Zimmers.

Eine schwere, sinnliche Stimmung lag noch lange in der Luft.

Erst als das Morgenlicht durch die Vorhangritzen kroch, hielt Theres Staudinger seine Bewegungen auf.

"Gibst du jetzt schon auf? Hast du vergessen, was du letzte Nacht so großspurig versprochen hast?" Georg Teschners tiefe Stimme klang herausfordernd.

Theres Staudinger sagte mit ungleichmäßigem Atem: "Gestern war ich zu gierig, wollte alles auf einmal. Jetzt denk ich, dass es mehr bringt, wenn man sich die Sache einteilt. Wir haben doch alle Zeit der Welt."

Ihre weiche kleine Hand hob sich und strich über seine markanten, edlen Gesichtszüge, die Fingerspitzen glitten hinab über seinen Hals, seine breite Brust...

Dieser Mann war sowohl vom Gesicht als auch vom Körperbau her erste Sahne.

"Bleib bei mir. Ich geb dir zehntausend im Monat, was hältst du davon?"

Georg Teschner kniff die Augen zusammen, sein Blick war undurchdringlich. "Du willst mich also als bezahlten Begleiter halten?"

Theres Staudinger korrigierte: "Man könnte auch sagen: einer verlorenen Seele helfen. Du brauchst Kohle, ich hab gewisse Bedürfnisse - passt doch perfekt, oder?"

Georg Teschner zog eine Augenbraue hoch. "Woher willst du wissen, dass ich Geld brauche?"

Theres Staudinger sagte selbstsicher: "Wenn du keins bräuchtest, warum jobbst du dann als Host im Club?"

Georg Teschner schwieg.

Letzte Nacht war er auf der Flucht vor Verfolgern gewesen und hatte sich im Umkleideraum irgendeine Jacke übergezogen - ausgerechnet die Uniform eines Club-Hosts.

Er betrachtete die umwerfend schöne Frau unter sich und fragte mit einem zweideutigen Lächeln: "Glaubst du, ich bin nur hunderttausend im Monat wert?"

Theres Staudinger sah ihm einige Sekuten ernst ins Gesicht und sagte: "Für dein Gesicht sind hunderttausend tatsächlich zu wenig. Ich biete dreihunderttausend im Monat."

"Dreihundert ist okay, und mein Gesicht und mein Körper sind auch nicht ohne. Mit mir zu schlafen ist keine Strafe für dich."

Georg Teschner musterte sie, noch berauscht vom Vorgeplänkel, und sagte neugierig: "Eine Million im Monat. Keinen Cent weniger."

Theres Staudinger musterte sein Gesicht abwägend. "Eine Million ist happig, da kann ich dir jetzt keine Zusage geben. Wir tauschen erst mal Nummern aus, innerhalb eines Tages melde ich mich."

Nach dem Verlassen des Hotels fuhr Theres Staudinger zur Muntz Gruppe.

Im Chefzimmer herrschte dicke Luft. Als Aayden Muntz Theres Staudinger eintreten sah, zog er eine Schmollmiene. "Was machst du hier? Ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht in die Firma kommen."

Theres Staudinger setzte sich lässtig auf den Stuhl ihm gegenüber und sagte ruhig: "Überweis mir sechshunderttausend. Sobald das Geld da ist, bin ich weg."

Aayden Muntz runzelte die Stirn. "Wofür brauchst du so viel Asche?"

Theres Staudinger antwortete: "Ich hab einen Mann im Visier, den ich für drei Monate als Begleiter halten will. Zweihunderttausend pro Monat."

Als Vermittlerin gönnte sie sich ruhig eine kleine Provision.

Aayden Muntz' Gesicht verfinsterte sich. "Ich bin dein Mann, nicht dein Geldautomat. Du willst dir einen Lover halten und kommst dafür bei deinem Ehemann schnorren? Findest du das nicht ein bisschen dreist?"

Theres Staudinger sagte selbstbewusst: "Du schläfst nicht mit mir, verlangst aber, dass ich selbst schwanger werde. Da ich keine Jungfernzeugung hinbekomme, muss ich mir halt woanders einen Mann suchen. Wenn ein anderer deine Arbeit übernimmt, dann zahlst du auch dafür."

"Wenn du nicht für einen Ersatzmann blechen willst, dann muss ich mich halt zu Hause an meinem eigenen Ehemann bedienen."

Aayden Muntz zog eine angeekelte Grimasse. "Vergiss es. Ich hab dich nur aus Pflicht geheiratet, um Opa zu beruhigen. Ich steh nicht auf dich, ich liebe nur Rita."

Theres Staudinger sagte gleichgültig: "Ist mir egal, wen du liebst. Dein Herz krieg ich vielleicht nicht, aber deinen Körper zu kriegen - da hab ich genug Mittel und Wege. Außerdem hab ich deinen Opa auf meiner Seite. Wenn ich ihn um Hilfe bitte, was meinst du, zwingt er dich dann, mit mir zu schlafen?"

Aayden Muntz' Gesicht verdüsterte sich, seine Schläfen pochten. "Du stellst dich aber geschickt an. Früher ist mir nie aufgefallen, wie scharfzüngig du sein kannst."

Theres Staudinger sagte spöttisch: "Früher mochte ich dich und hab dich wie einen Gott behandelt. Jetzt mag ich dich nicht mehr, für mich bist du nur noch ein Pfeifenraucher. Da brauch ich mich nicht mehr zusammenreißen. Von jetzt an geht's immer so weiter - gewöhn dich dran oder halt's aus."

Aayden Muntz geriet in Rage, sein Gesicht wurde finster. "Was ist heute mit dir los? Hast du einen an der Waffel?"

Theres Staudinger klopfte ungeduldig auf den Tisch: "Laber nicht rum. Entscheide dich: Kohle rüber oder Körper her?"

Aayden Muntz lachte höhnisch. "Willst du mich mit so einem billigen Trick rumkriegen? Vergiss es. Mein Körper und mein Herz gehören nur Rita. Die kannst du dir abschminken!"

Er tippte etwas in den Computer, und Theres Staudingers Handy vibrierte mit der Überweisungsbestätigung über sechshunderttausend.

Theres Staudinger warf einen Blick drauf und sah dann Aayden Muntz an. "Du hängst so an dieser Rita Kupferblum und hältst dich für sie keusch, weil sie dich vor zehn Jahren gerettet hat und du ihr mit deinem Körper danken wolltest? Dabei war ich es, die dich damals rausgeholt hat..."

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