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KAPITEL 4. EIN ÜBERRASCHUNGSKUCHEN

Kaum hatte ich den Fuß auf die letzte Stufe zur Veranda gesetzt, öffnete sich plötzlich die Tür zum Wohnzimmer mit einem fröhlichen Getöse aus Tönen und Farben.

Meine Mutter erschien an der Spitze des kleinen Zuges und strahlte, wie ich sie schon lange nicht mehr gesehen hatte.

In ihren vor Aufregung zitternden Händen trug sie eine große weiß-goldene Torte, die auf einem silbernen Tablett stand und mit zarten Mustern, süßen Blumen und einigen sorgfältig arrangierten Schokoladenperlen verziert war.

Auf der makellosen Oberfläche prangte in goldenen Lettern die zärtliche und feierliche Inschrift:

"Lebe lange für uns, Fred".

Hinter ihr gingen zwei ihrer engsten Freundinnen, beide lächelnd wie junge Mädchen, die in ein Geheimnis verstrickt sind, im Takt und hielten jeweils einen Strauß frischer Blumen in leuchtenden Farben.

Aber das war noch nicht alles.

Wie aus dem Nichts erfüllte bald eine regelrechte kleine Gruppe die Schwelle des Hauses und ergoss sich in den Hof, wo sie den Raum mit ihrer vibrierenden Präsenz überfluteten.

Es war wie eine Mini-Fanfare, handgemacht, aber voller Herz:

Ein paar junge Männer und Frauen, bewaffnet mit bescheidenen, aber sorgfältig ausgewählten Instrumenten - eine Holzflöte, die sanfte, klare Töne von sich gab, eine Gitarre, deren Saiten unter flinken Fingern fröhlich vibrierten, ein kleiner, handbetriebener Synthesizer, der über der Schulter getragen wurde und runde, zarte Akkorde destillierte.

Es gab auch eine kleine Trommel, die von einem Jungen mit einem strahlenden Lächeln geschlagen wurde und dem Rhythmus einen lebhaften, mitreißenden Puls verlieh. Alle stimmten mit einer Stimme voller Schwung und Freude in den Chor ein:

"Happy Birthday, Fred!"

Die Musik, obwohl einfach, erhob sich rein und vibrierend in die Morgenluft und hüllte Haus und Hof wie ein Mantel des Glücks ein.

Ich stand wie angewurzelt da, mein Atem hing in der Luft, ich war unfähig, mich zu bewegen, ja nicht einmal fähig zu denken. Mein Herz, das zunächst von der brutalen Überraschung des Augenblicks ergriffen war, begann stärker und schneller zu schlagen, bis es in meiner Brust trommelte, als wolle es sich auf das plötzliche Fest einstimmen.

Da, in diesem Moment, wurde es mir klar.

Es war mein Geburtstag.

Ich, die ich auch heute Morgen nichts geplant hatte, ich, die beim Aufstehen nicht einmal auf den Kalender geschaut hatte...

Ich hatte völlig vergessen, dass dieser Tag, dieser ruhige, planlose Sonntag, in Wirklichkeit ein Tag war, der zählte. Ein Tag, den meine Mutter nicht vergessen hatte. Ein Tag, den sie mit all der Liebe, zu der sie fähig war, vorbereitet hatte.

Ich spürte, wie eine Hitze in meinem Hals und dann in meinen Augen aufstieg. Ich wollte lächeln, sprechen, mich bedanken, aber kein Wort kam über meine Lippen. Meine Lippen zitterten sanft, wie die eines Kindes, das man gerade zärtlich überrascht hat. Und plötzlich, ohne mich zurückhalten zu können, weinte ich.

Ich weinte vor Freude.

Die Tränen liefen schamlos über, rollten langsam über meine Wangen und wuschen stillschweigend die ganze Last ab, die ich unwissentlich in meinem Herzen angesammelt hatte: die stille Einsamkeit, die Müdigkeit meiner jahrelangen Arbeit, die verwirrte Erwartung eines neuen Lebens, das ich mir aufbauen wollte.

Vor mir stand meine Mutter und lächelte, auch ihre Augen leuchteten vor Rührung. Sie stellte den Kuchen sanft auf einen kleinen Tisch, der mit weißen Tischdecken und Kerzen geschmückt war. Dann ging sie auf mich zu, streckte ihre Arme aus und drückte mich an sich, ohne etwas zu sagen, ohne etwas zu erzwingen, mit dieser mütterlichen Umarmung, die alles sagte:

- Ich liebe dich. Wir sind hier. Du bist nicht allein.

Um uns herum ging die Musik weiter, jetzt etwas leiser, als ob sie die Feierlichkeit des Moments respektieren wollte. Die Freunde, die jungen Musiker, die Nachbarinnen, alle sahen uns mit komplizenhafter Zärtlichkeit an, einige summten leise vor sich hin, andere klatschten leise im Takt.

Der Geruch von Kuchen, Blumen und geschmorten Speisen, die noch aus der Küche kamen, erfüllte die Luft und verlieh dem Moment eine fast greifbare Dicke, als ob das Glück an diesem Morgen beschlossen hätte, sich für immer bei uns niederzulassen.

Ich lag lange Zeit eng an meine Mutter geschmiegt, ohne Scham, ohne Angst, ohne an etwas anderes zu denken als an die ungeheure Dankbarkeit, die meine Seele anschwellen ließ. Dankbarkeit für sie, für das Leben, für diesen perfekten, unvorhergesehenen Moment.

Schließlich trat meine Mutter etwas zurück und wischte mir sanft eine Träne von der Fingerspitze, wie sie es früher getan hatte, als ich noch ein kleiner, ungeschickter Junge war.

- Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, mein Sohn", murmelte sie einfach.

Ohne zu betteln, trat meine Mutter, die immer noch strahlte, wieder an den Kuchen auf dem weiß gedeckten Tisch heran. Ihre Hände strichen sanft über die perfekte Glasur, als wollten sie sich vergewissern, dass alles bereit war und nichts den Moment stören würde, den sie mit so viel Liebe vorbereitet hatte.

Dann drehte sie sich zu mir um, ihre Augen funkelten vor Zärtlichkeit und Schalk, sie lächelte mich wissend an und streckte ihre Hand in meine Richtung aus, um mich mit einer einfachen Geste, aber sanfter Autorität aufzufordern, näher zu kommen. Wortlos, getragen von einer Emotion, der ich weder entfliehen noch sie unterdrücken konnte, machte ich einen Schritt, dann noch einen, bis ich mich vor diesem wunderschönen Symbol wiederfand: ein Kuchen, auf dem eine große Wunderkerze stand, eine Feuerwerkskerze, die funkelnde und knisternde Garben an die Decke warf. Jeder Funke zeichnete goldene Bögen in die Luft und ließ die Gesichter um mich herum in einem märchenhaften Licht erstrahlen.

Sie flüsterte mir fast flüsternd ins Ohr:

- Los, Fred. Das ist dein Moment. Wünsch dir was.

Ich schluckte schwer.

Der Aufruhr in meinem Herzen schien mir ohrenbetäubender zu sein als die Musik, der Gesang, alles um mich herum. Ich schloss für einen Moment die Augen. Einen Wunsch zu äußern. Welchen Wunsch sollte ich mir in diesem Moment, in dem alles schon perfekt schien, wünschen? Ich ließ meine Seele für mich sprechen. Ein einfacher, fast stiller Wunsch: Mögen der Frieden, die Liebe und das Licht, die mich in diesem Moment umgaben, mich nie verlassen.

Als ich meine Augen wieder öffnete, standen alle still, in freudiger Erwartung. Die Musik war verstummt, die Gespräche waren verklungen und alle Blicke, alle Anwesenden richteten sich auf mich und hüllten mich in eine Blase aus reiner Zuneigung.

Ich atmete tief durch und beugte mich leicht zu der flackernden Kerze hinunter. Das Miniaturfeuerwerk brach noch immer aus und warf seine Funken in einem hypnotischen Tanz.

Dann blies ich mit einem klaren Atemzug, voller Entschlossenheit und Hoffnung, die Luft aus.

Der Atem nahm die letzten Funken mit sich und mit einem leisen Rauschen erlosch die Flamme. Eine dünne, bläuliche Rauchwolke stieg zur Decke auf, ein stilles Zeichen dafür, dass mein Wunsch dem Schicksal anvertraut worden war. Sofort brach der Hof in einen Sturm aus Jubel, Gelächter und Applaus aus. Jubelschreie, festliche Pfiffe und Händeklatschen stiegen wie ein akustisches Feuerwerk in die Luft.

Hier und da ertönten "Bravo Fred!", "Lang lebe du!" und sogar einige "Wir lieben dich, Champion!", getragen von der ansteckenden Begeisterung der Menge. Jemand warf sogar einen kleinen Partyhut aus Papier in meine Richtung, der in einem allgemeinen Gelächter auf meinem Kopf landete. Ich lächelte breit, meine Wangen waren von der Aufregung und der Hitze der Umgebung gerötet. Ich konnte nicht anders, als auch zu lachen, ein befreiendes, ehrliches Lachen, das aus der Tiefe meines Wesens kam.

Meine Mutter stand immer noch neben mir und sah mich voller Stolz an. Ihre Hände waren vor der Brust gefaltet und sie schien in diesem Moment die glücklichste aller Mütter zu sein. Sie klopfte mir liebevoll auf den Rücken, als wollte sie mich sanft in Richtung der weiteren Feierlichkeiten schieben. Und rundherum setzte die Musik wieder ein, noch fröhlicher, noch wilder, mit traditionellen Liedern, mitreißenden Melodien, die nach und nach die Körper wackeln, die Füße auf den Boden stampfen und die Hände im Rhythmus klatschen ließen.

Es war, als hätte ich mit dem Löschen dieser Flamme ein Feuer des Glücks in den Herzen all derer entzündet, die für mich da waren. Ein Feuer, das versprach, nicht so schnell zu erlöschen.

Als der Jubel in der warmen Morgenluft weiterhallte, hob meine Mutter als natürliche Zeremonienmeisterin die Hände, um ein wenig Ruhe zu erzwingen. Ein paar unterdrückte Lacher waren zu hören, dann beruhigten sich die Anwesenden allmählich und ihre Blicke wurden wieder aufmerksam, neugierig und ungeduldig, um zu erfahren, wie es weitergehen würde.

Sie beugte sich zu mir hinunter, schob ein silbernes Messer durch meine vor Aufregung zitternden Hände und sagte mit klarer Stimme, die alle hörten:

- Das ist der Moment, auf den wir alle gewartet haben. Fred, komm, schneide deinen Kuchen an. Du weißt, was das bedeutet: eine neue Seite in deinem Leben aufzuschlagen, umgeben von den Menschen, die dich lieben.

Bei diesen Worten stieg eine ungeheure Wärme in mir auf, die mein ganzes Wesen umhüllte. Ich drückte den Griff des Messers sanft zusammen und bewunderte einen Moment lang die perfekte Glasur des Kuchens, auf der noch die Zuckerbuchstaben thronten und leicht schmolzen: "Lebe lange für uns, Fred".

Meine Finger schlossen sich vorsichtig um den Griff. Ich atmete tief durch, warf einen letzten Blick auf die lächelnde Menge um mich herum und stieß dann langsam, sehr langsam, die Klinge in die Mitte des Kuchens. Der erste Schnitt war wie ein Symbol, eine Geste voller Versprechungen und einer Zukunft, die es zu schreiben galt.

Das Messer drang sanft in das weiche Gebäck ein und gab sofort den köstlichen Duft von Vanille und zartschmelzender Schokolade frei. Um mich herum setzte der Applaus wieder ein, diesmal mit rhythmischem Händeklatschen im Takt, wie ein Trommelfeuer des Glücks.

Die Jugendlichen der Mini-Fanfare begannen wieder zu spielen, zunächst leise, ein paar süße Noten, wie ein diskreter Soundtrack zu diesem Moment intensiver Emotionen.

Meine Mutter, die nie weit von mir entfernt war, griff nach einem Teller und hielt ihn zärtlich vor mich hin.

- Das erste Stück, Fred, ist für dich.

- Und den zweiten?", fragte ich lächelnd und mein Herz quoll vor unaussprechlicher Dankbarkeit über.

Sie lachte auf, ein helles, jugendliches Lachen, und antwortete schelmisch:

- Das zweite musst du jemandem geben, der etwas ganz Besonderes ist....

Ich lachte auch, ohne den Hintergedanken ganz zu verstehen, aber von der Atmosphäre getragen, konzentrierte ich mich auf das sorgfältige Schneiden. Ich legte das erste Stück auf den Teller und spürte, wie der süße Dampf des frisch gebackenen Kuchens meine Nase kitzelte. Ich nahm eine Gabel und probierte unter den zärtlichen Blicken der anderen einen Bissen.

Der reiche, zartschmelzende Geschmack füllte meinen Mund und für einen Moment schien alles stillzustehen: keine Musik, keine Stimmen, nur dieser süße Geschmack, der mich in meine Kindheit, zu vergangenen Geburtstagen und fernen Träumen zurückversetzte.

Der zweite Teil...

Ich blickte auf und begegnete dem funkelnden Blick meiner Mutter. Um mich herum zeichnete sich ein wissendes Lächeln auf den Gesichtern ab. Alle warteten darauf, dass ich mich entschied. Ich tat zögerlich und amüsierte mich über das kleine Spiel. Dann, nach ein paar Sekunden Theater, reichte ich meiner Mutter den zweiten Teil und sagte:

- Auf die Königin meines Lebens.

Ein donnernder Applaus brach aus. Sie hielt sich die Hand an die Brust, war sichtlich gerührt und nahm den Anteil gerührt entgegen. In diesem Moment kamen einige Gäste näher, um ebenfalls ihren Anteil zu erhalten. Ich fing an zu schneiden und zu schneiden, unterstützt von einigen jungen Frauen und einem meiner Cousins, in einer fröhlichen und familiären Atmosphäre.

Jeder holte sich sein Stück ab, tauschte einen Witz, einen Wunsch oder einen Segen aus. Der Kuchen wurde zu einem Bindeglied, einer süßen Verbindung zwischen all diesen Seelen, die gekommen waren, um mein Leben zu feiern.

Und während die Verteilung in vollem Gange war, sah ich aus dem Augenwinkel, wie meine Mutter für ein paar Sekunden verschwand und einer jungen Frau, die ich in der Versammlung noch nicht bemerkt hatte, etwas ins Ohr flüsterte... Mein Herz, das noch immer von Dankbarkeit geschwollen war, begann ein wenig schneller zu schlagen, ohne dass ich wirklich wusste, warum.

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