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KAPITEL 5. EINE ZUSÄTZLICHE ÜBERRASCHUNG

Während ich weiterhin den Kuchen schnitt und die Stücke mit einem bis zu den Ohren reichenden Lächeln verteilte, kam meine Mutter – in ihrer ewigen, strategisch angehauchten Diskretion – sanft zu mir zurück. An ihrem Arm ging eine junge Frau, die ich bisher noch nicht bemerkt hatte, mit einer Anmut, die fast choreografisch wirkte.

Sie war von atemberaubender Schönheit, jedoch ohne Übertreibung – eine natürliche Schönheit, die weder Schminke noch Schmuck brauchte, um sich zu offenbaren. Ihr Gesicht, noch gezeichnet von der Frische ihrer zwanzig Jahre, strahlte eine beinahe kindliche Unschuld aus, doch ihre Bewegungen verrieten eine gereifte, überlegte Eleganz.

Sie schritt geschmeidig voran, mit geraden Schultern, stolzer Haltung, einem selbstsicheren, aber nicht arroganten Gang – wie eine Prinzessin, die sich auf ein Dorffest verirrt hatte. Ihr Haar war mit zarter Sorgfalt frisiert, fiel in seidigen Strähnen herab, und ihre tiefbraunen Augen fingen das Licht ein wie seltene Perlen.

Sie trug ein schlichtes, aber perfekt geschnittenes Kleid, das ihre weiblichen Rundungen betonte, ohne aufdringlich zu wirken. Meine Mutter, mit strahlendem Lächeln, führte sie zu mir, als wolle sie das Sahnehäubchen auf die bereits emotionale Feier setzen.

Sie klatschte sanft in die Hände, um die Aufmerksamkeit aller zu erlangen, und sagte mit fast theatralischer Stimme:

— Meine Damen und Herren, erlauben Sie mir, Ihnen die Queen des Abends vorzustellen… CHRISTELLE!

Tosender Applaus brach los, begleitet von neckischen Pfiffen und vertrautem Gelächter. Alle schienen eingeweiht zu sein. Alle – außer mir.

Ich blieb für einen Moment wie erstarrt stehen, das Messer noch im halb angeschnittenen Kuchen, unfähig, den Blick von der jungen Frau abzuwenden, die mich in diesem Moment mit einem scheuen, aber unwiderstehlichen Lächeln ansah.

Queen des Abends? Ohne mein Einverständnis hatte meine Mutter sich etwas erlaubt. Sie hatte die Grenze überschritten. Doch ich kannte sie zu gut, um sie hier – vor all diesen Leuten – zu konfrontieren. Und außerdem: Alles, was sie mir je vorgestellt hatte, war irgendwie immer gut für mich gewesen.

Also ließ ich innerlich jeden Widerstand fallen, zeigte ein Lächeln – ein aufrichtiges Lächeln, wenn auch durchzogen von dem stillen Versprechen, dass diese Angelegenheit ein langes, privates Gespräch erfordern würde – und nahm die Hand an, die Christelle mir reichte.

Ihre Handfläche war weich, vielleicht ein wenig feucht vor Aufregung, doch ihr Händedruck war fest und sicher. Sie sah mir direkt in die Augen, ohne Herausforderung, ohne Angst – nur mit entwaffnender Ehrlichkeit. Ich sprach, meine Stimme leicht zitternd unter der Wucht all dieser Gefühle:

— Willkommen, Christelle… zu meinem Geburtstag.

Sie antwortete mit noch breiterem Lächeln:

— Danke, Fred… Und besonders danke ich deiner wunderbaren Mutter, die mich eingeladen hat.

Diese kleine Szene löste eine Explosion von Gelächter und fröhlichen Kommentaren um uns herum aus. Einige warfen vielsagende Blicke, andere taten so, als müssten sie husten, um ihr schmunzeln zu verbergen.

Ein Cousin rief sogar lautstark:

— Die Königin und der König! Schnell, ein Foto!

Bevor ich protestieren konnte, tauchte ein improvisierter Fotograf mit seinem Handy auf, und inmitten allgemeinen Gelächters wurde dieser erste Moment, in dem Christelle und ich Seite an Seite standen, für die Ewigkeit festgehalten.

In meinem Herzen kreisten tausend Fragen. Wer war sie wirklich? Warum hielt meine Mutter es für richtig, sie mir auf so öffentliche Weise vorzustellen? War das eine sanfte Einladung des Schicksals oder eine liebevoll geplante Falle meiner Mutter?

Ich hatte noch keine Antworten, aber tief in mir, beim Anblick von Christelle, so strahlend und würdevoll in diesem freudigen Trubel, spürte ich eines ganz sicher: Etwas hatte begonnen.

Christelle hatte sich ganz natürlich an meine Seite gestellt, als hätte eine unsichtbare Kraft, stärker als alle Konventionen, sie dorthin geführt. Sie sagte nicht viel, doch ihre bloße Präsenz füllte die Luft um mich mit einer leisen, sanften Wärme.

Während wir noch für ein paar Fotos posierten, beschränkte sie sich aufs Lächeln, ihre Augen funkelten vor zurückhaltender Freude, ihr Körper leicht, geschmeidig, doch voller Selbstbewusstsein. Als sich die Unruhe der Fotografierenden legte, lief das Protokoll der Feier fast militärisch präzise weiter. Einige junge Leute – wahrscheinlich von meiner Mutter für den Anlass engagiert – begannen, sich geschäftig um die große Terrasse-Tafel zu kümmern.

Unter dem Glanz der Mittagssonne funkelten makellos gestapelte Teller, ordentlich ausgerichtetes Besteck, und eine Fülle von Speisen, deren würzige Aromen sich zu einem betörenden Duft vermischten.

Es gab alles: — aromatischen Reis mit Kurkuma,

— gegrilltes Huhn und Ziegenfleisch,

— bunte Salate,

— goldene Kochbananen,

— kunstvoll geschnittene Obstplatten,

— nicht zu vergessen die traditionellen gegrillten Fische mit ihrem unwiderstehlichen Duft.

Ein paar Schritte entfernt stieg aus zwei großen Töpfen duftender Dampf empor. Der eine enthielt eine reichhaltige, cremige Erdnusssauce, der andere einen langsam geschmorten Fleischeintopf, dessen Duft Köstlichkeiten versprach.

Ich blieb ruhig, doch innerlich pochte eine sanfte, fast angenehme Spannung in meinen Schläfen. Ich brannte darauf, mit Christelle zu sprechen, diese Situation zu verstehen, in die man mich so geschickt, so sanft eingeführt hatte. Ich brannte auch darauf, zu meiner Mutter zu gehen, sie zur Rede zu stellen – nein, Erklärungen einzufordern – über diese improvisierte "Queen" meiner Feier.

Aber ich wusste: Jetzt war nicht der Moment. Nicht der Ort. Die Feier musste ihren Lauf nehmen. Unter den wohlwollenden Blicken der Gäste erhob sich Gisèle, die treue Freundin meiner Mutter, mit ruhiger Anmut. Sie bat mit einer einfachen Handbewegung um einen Moment der Stille, und alle verstummten sofort, wie durch natürlichen Respekt.

Mit sanfter, aber fester Stimme sprach sie ein kurzes Gebet:

— Herr, wir danken dir für diesen Tag, den du gemacht hast. Wir preisen dich für Freds Leben, für seine Gesundheit, für all die Wunder, die du in ihm vollbracht hast. Danke für die Liebe seiner Mutter, für die Treue seiner Freunde und für die Freude dieses Festes. Segne auch diese Speisen, die wir teilen werden, und führe Fred weiterhin auf dem Weg, den du für ihn bereitet hast. Amen.

Ein Chor von „Amen“ folgte – vibrierend, aufrichtig.

Dann, wie auf ein unsichtbares Signal hin, begaben sich die ersten Gäste zur großen Tafel. Die Stimmung lockerte sich sofort, das Lachen kehrte zurück, Gespräche flammten auf. Christelle, immer noch still und aufmerksam, blieb an meiner Seite, ohne sich wie die anderen auf die Teller zu stürzen.

Ich warf ihr einen Seitenblick zu. Sie schien auf etwas zu warten. Vielleicht eine Einladung meinerseits? Oder war sie einfach nur von der Situation eingeschüchtert?

Auch ich hatte keinen großen Hunger. Nicht weil die Speisen nicht verlockend gewesen wären. Es war eher, dass mein Geist woanders war – absorbiert von diesem Rätsel, diesem hübschen Rätsel, das mich jetzt so schüchtern anlächelte. Ich überwand meine Fragen und sagte leise, mit einer Kopfbewegung in Richtung Tisch:

— Gehen wir uns etwas holen?

Sie lächelte, nickte dankbar, und gemeinsam gingen wir zur Tafel. Es war unser erster Schritt, den wir Seite an Seite taten – fast schweigend, in jener aufkeimenden Vertrautheit, in der alles ohne Worte gesagt wurde.

Als wir in der Schlange vorrückten, wurde mir bewusst, wie sehr manche Begegnungen einen Menschen erschüttern können – nicht durch das, was gesagt wird, sondern durch das, was einfach gefühlt wird. Ich wusste, dass ich nach diesem Essen Antworten brauchen würde. Ich wusste, dass nach diesem Fest etwas in meinem Leben, in meinem Herzen, anders sein würde.

Aber für den Moment war ich nur ein junger Mann, mit einem Teller in der Hand, an der Seite einer vertrauten Unbekannten, bereit, ins Ungewisse zu gehen – geführt allein vom leuchtenden Lächeln Christelles.

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