Bibliothek
Deutsch
Kapitel
Einstellungen

Kapitel 3

Ich ging zurück in mein Zimmer, um zu packen und mich umzuziehen.

Nicht mehr die zurückhaltende Frau, die Simon mochte – keine gedeckten Farben, kein Sich-Verstecken in dunklen Stoffen.

Ich sah in den Spiegel. Feuerrote Lippen, präzises Augen-Make-up, ein rotes Slipdress. Die Lederjacke über meinen Schultern gab mir eine Schärfe, die mir selbst fremd vorkam.

Zum ersten Mal seit fünf Jahren kleidete ich mich so, wie ich es wollte.

Ich griff zum Telefon.

„Ich brauche einen Drink.“

Die Lichter der Bar glitzerten verführerisch, die Musik war so laut, dass sie durch den Boden vibrierte.

Catherine musterte mich und grinste:

„So kenne ich dich. Nicht dieses kleine Häuschen-Ehefrau-Version von dir, die ihre Karriere für einen Mann geopfert hat.“

Ich kippte mein Glas herunter, der Alkohol brannte heiß in meiner Kehle.

„Traurig, oder? Im Gerichtssaal schlage ich jeden. Aber in der Ehe bin ich gescheitert.“

„Dann komm zurück. Die ganze Kanzlei vermisst dich.“

„Ich komme zurück.“ Ich lächelte. Ich würde nie wieder mein Leben für Simon verkleinern.

Catherine klopfte plötzlich mit dem Glas gegen meinen, ihr Blick wurde scharf:

„Jolene, hast du jemals darüber nachgedacht… dass dieses Kind vielleicht von Simon ist?“

Das Glas rutschte mir aus der Hand, Alkohol spritzte über den Tisch. Mein Herz stolperte, schlug dann viel zu schnell.

„Unmöglich“, sagte ich leise – aber selbst für mich klang es nicht überzeugend.

Seit dem Moment, in dem Vera unser Haus betrat, stellte Simon sie über alles. Dieses Verhalten war schlicht nicht normal.

Konnte es wirklich Simons Kind sein?

Ich bestellte einen Drink. Und noch einen. Die Welt wurde schwammig, Erinnerungen rissen ab.

Das Einzige, woran ich mich später noch erinnerte, war die letzte Szene: wie Simon wutentbrannt in der Bar auftauchte, mich ohne ein Wort hochhob und aus der Nische zerrte.

„Wie konntest du dich so volllaufen lassen, ohne dass ich da war? Was, wenn etwas passiert wäre?“

Er schimpfte, während er mich trug.

Ich versuchte, mich zu wehren, wollte nicht von ihm berührt werden, aber betrunken und kraftlos konnte ich mich kaum bewegen.

Also blieb mir nichts anderes übrig, als mich von Simon wegtragen zu lassen.

Am nächsten Morgen wachte ich mit einem hämmernden Schädel auf, immer noch in denselben Klamotten wie gestern.

Ich taumelte die Treppe hinunter und blieb sofort stehen.

Vera saß mitten auf dem Sofa, völlig entspannt, als gehöre das Wohnzimmer ihr. Hinter ihr standen neue Kissen und eine Vase, die ich noch nie zuvor gesehen hatte.

Sie drehte sich zu mir um, ihre Augen funkelten spöttisch:

„Endlich wach. Simon war gestern so in Sorge um dich, er hat dich bis ins Schlafzimmer getragen.“

Sie strich sanft über ihren Bauch, ihre Stimme triefte vor Provokation:

„Jolene, du solltest wirklich lernen, dich mehr auf ihn zu verlassen.“

Ich sah sie an und lachte kalt:

„Auf ihn verlassen? Seit wann hast du das Recht, mir Ratschläge zu geben?“

Ihre Miene verzog sich leicht, aber sie hielt ihre verletzlich-unschuldige Fassade aufrecht:

„Ich will nur nicht, dass deine Ehe zerbricht…“

Ich trat einen Schritt näher, meine Stimme leise, aber so scharf wie ein Messer:

„Hör auf zu spielen. Vergiss nicht, du wohnst hier auf fremdem Boden und tust trotzdem so, als wärst du die Hausherrin.

Wenn dir unsere Ehe wirklich am Herzen liegt, dann pack sofort deine Sachen und verschwinde aus diesem Haus.“

Laden Sie die App herunter, um die Belohnung zu erhalten
Scannen Sie den QR-Code, um die Hinovel-App herunterzuladen.