KAPITEL 2
Langsam stellte sich endlich Ruhe ein, ihr Chef fing mit seiner Abschiedsrede an, "Herzlichen Dank dass sie alle meiner Einladung gefolgt sind. Da wir lange zusammen gearbeitet haben freut es mich, mich bei ihnen persönlich zu verabschieden. Doch irgendwann ist es auch für mich Zeit, endlich in den Ruhestand zu gehen. Ich hoffe sie werden meinem Nachfolger die gleiche Treue entgegen bringen wie mir." Tränen stiegen Annabell in die Augen, ein leises Schluchzen entkam ihrem Mund. Sah denn Ben nicht was dass für ein Mensch war, oder wusste er es und konnte nichts mehr dagegen tun. Jetzt war es wirklich so weit und ihr alter Chef ging. Immer mehr Tränen liefen ihr über die Wangen, es fiel ihr schwer von ihm Abschied zu nehmen. Ohne ihn wüsste sie nicht was aus ihr geworden wäre. Sie hoffte endlich aus diesem Traum aufzuwachen, in die Arbeit zu fahren. Mit einem Kaffee bewaffnet in Bens Büro zu gehen und sein freundliches Lächeln zu sehen. Sich zusammenzusetzen um gemütlich einen kurzen Plausch zu machen. Miteinander zu lachen und zu diskutieren wenn es von Nöten war. Das alles würde sie genau jetzt verlieren und nie wieder in ihrem Leben zurückbekommen. Es war ein Abschied denn sie nicht wollte, aber wie bei ihrem Vater auch nicht aufhalten konnte. Er war für sie mehr als nur ein Chef, eher ein Vaterersatz den sie zu dieser Zeit wirklich gebraucht hatte.
Nach seinen Abschiedsworten übergab er an seinen Nachfolger das Wort. Alle hielten den Atem an um bloß kein Wort zu überhören. "Meine Damen, meine Herren mein Name lautet Andree Jelsky. Ab heute werde ich ihr neuer Boss sein. Ich werde einige Änderungen vornehmen. Wie ich ihrem Chef Herrn Black versichert habe, werden keine Kündigungen vorgenommen, jeder wird seinen Arbeitsplatz behalten, oder eine andere Arbeit zugewiesen bekommen." Nach seiner Ansprache klatschten alle begeistert. Annabell stand wie erstarrt in ihrer Ecke und ließ das Ganze auf sich wirken. Sie verstand nicht warum alle klatschten, hatte denn keiner sein Lächeln mitbekommen. Es war für sie als hätte sie ein Hai angelächelt bevor er seine Zähne in ihren Körper schlug. In ihrem Kopf drehte sich ein Karussell des nicht Verstehens. Wie konnten sich ihre Arbeitskollegen von seiner Hülle und den netten Worten blenden lassen. Annabell wusste das sie und ihrer Freundin Mary ihm nicht in die Falle gehen würde.
Der Saal leerte sich langsam, sie wollte sich nicht weiter diesem Hai aussetzten und drehte sich zum gehen um. Doch war ihr anscheinend das Glück nicht hold als sie gerufen wurde.
"Annabell könntest du bitte zu uns kommen, ich möchte dir Herrn Jelsky persönlich vorstellen," rief Ben ihr von hinten nach. Musste das denn jetzt wirklich sein, hatte es nicht noch etwas Zeit diesem Mann gegenüber stehen zu müssen. Doch sie setzte ein Lächeln auf und drehte sich um. Mit festen Schritten und hoch erhobenem Kopf ging sie auf die Männern zu, die nicht mehr alleine waren. Eine aufgetakelte Wasserstoff Blondine stand an der Seite ihres neuen Bosses, oh mein Gott was ist denn dass dachte sich Annabell. War an der irgendetwas echt, überlegte sie sich und ihre Klamotten passten eher in die Horizonttale als in eine Werbeagentur. Sie ließ sich nichts anmerken und stellte sich zu ihrem Seniorchef, der sie mit einem Lächeln anschaute. Annabell merkte wie sie von den Beiden gemustert wurde. Es trieb ihr die Röte ins Gesicht so offensichtlich hatte das noch nie jemand gemacht. Ihre Wut die sie heute schon verspürt hatte fand seinen Weg an die Oberfläche. Sie richtete sich ihre Brille und fing an die Barbie genau so abschätzend zu mustern wie diese es tat. Mit Genugtuung merkte sie das es genau die richtige Wirkung hatte. Als sie schon etwas sagen wollte, zickte die Blondine sie an, "was soll dass, warum schauen sie mich so an. Andree jetzt sag doch etwas dazu, ich muss mir so eine Frechheit von so einer nicht gefallen lassen," giftete diese. Annabell hatte nur einen Mitleidigen Blick für die Arme. Sie erinnerte sich an einen Spruch der total auf das Püppchen zutraf, "nichts im Kopf aber viel Holz vor der Hütte." Ihr Blick fiel auf ihren neuen Chef, der sofort das Wort ergriff, " Frau Steward wie ich gehört habe sind sie schon seit einigen Jahren die persönliche Assistentin von Herrn Black. Ich muss ihnen leider einen anderen Arbeitsbereich geben, da ich meine eigene Assistentin mit in die Firma bringe. Ich hoffe das macht ihnen nichts aus ihren Platz zu räumen." Er sah ihr mit einem stechenden Blick in die Augen. Seinen Mund süffisant zu einem Lächeln gezogen, da ist es wieder dieses Haifischlächeln. Wenn der dachte sie würde sich von so einem in die Knie zwingen lassen, dann brauchte er einen langen Atem.
Kurzzeitig war Annabell wie vor dem Kopf gestoßen, sie glaubt sich verhört zu haben. Doch ein Blick zu ihrem neuen Chef sagte ihr das, dass wirklich sein Ernst war. Ein verächtliches kichern drang an ihre Ohren, diese unechte Barbie konnte einfach ihre Klappe nicht halten. Am liebsten würde sie dieser Kuh einiges vor den Latz knallen hielt sich aber gerade noch zurück. Er wollte sie einfach so abservieren ohne vorher mit ihr geredet zu haben. Sie wusste das keine freie Stelle in der Firma vorhanden war, also was sollte sie hier noch machen. Annabell blickte ihr Gegenüber mit hoch erhobenen Haupt an und fragte ihn mit süßer Stimme "Herr Jelsky was haben sie sich den für mich so vorgestellt, wenn ich fragen darf." Er grinste sie überlegen an, "also ich würde sagen sie passen besser in das Schreibbüro, als in die Chefetage. Haben sie sich schon einmal im Spiegel betrachtet, ich brauche keine graue Maus mit Brille dort oben. Sondern eine adrette vorzeigbare Assistentin wie Frau Grant. Bitte verstehen sie mich nicht falsch, für Herrn Black haben sie gereicht. Nur habe ich höhere Ansprüche, was Aussehen und sonst noch so einiges betrifft." Sie konnte sich dass "noch einiges" gut vorstellen, wahrscheinlich betraf es seinen Schreibtisch und seiner Entspannung. Annabell musst an sich halten ihr Ärger fing an sich in ihre Gedanken zu schleichen, so ein chauvinistischer Arsch was bildet der sich überhaupt ein. Es war ein Schlag unter die Gürtellinie, er hatte sie doch tatsächlich auf ihr Aussehen reduziert. Er hielt sie für eine hässliche Person die versteckt werden musste. Aber was war wegen ihrem Gehalt, das würde auch weniger werden. Annabell holte tief Luft und stieß sie laut aus, "ich hätte da noch eine Frage. Wenn das so ist möchte ich einen neuen Vertrag, der sich auf meine neue Tätigkeit in der Firma begrenzt. Dazu eine genaue Aufgliederung meiner Aufgaben. Dies ist sicher für beide Seiten das beste wenn jeder weiß was auf einen zukommt. Auch mein Gehalt muss neu berechnet werden, da es ja geringer ausfallen wird." Jetzt war es an Herrn Jelsky seine Augen zu weiten, mit diesen Frage hatte er anscheinend nicht gerechnet. "Gut das sie es ansprechen, natürlich werden sie nicht mehr das verdienen wie bisher. Sie werden so bezahlt wie die anderen Tipsen das steht außer Frage. Natürlich werden ihre Jahre in der Firma angerechnet also wird es etwas mehr sein, als wenn sie neu eingestellt werden würden. Ich finde es gut das sie das mit dem Vertrag ansprechen. Für mich wäre es zwar nicht wichtig, aber wenn sie darauf bestehen soll es mir egal sein. Ich werde die Ausfertigung am Empfang hinterlegen. So können sie sie jeder Zeit abholen." Annabell hatte zwar kurz an eine Kündigung gedacht, aber doch noch eine Weile in der Firma bleiben. Sie wollte einfach sehen wie die Barbie den Laden schmiss. Annabell überlegte, sie hatte doch noch zwei Wochen alten Urlaub den würde sie jetzt sofort in Anspruch nehmen. Mary würde sie sicher über alles Informieren was sich in ihrer Abwesenheit tat. Sie sah ihren neuen Boss an und fragte, "würde es ihnen etwas ausmachen wenn ich meinen aufgelaufenen Urlaub mit heute nehme so fange ich wenn ich wieder in der Firma bin bei Null an. Denn sie haben doch mit ihrer Assistentin alles im Griff denke ich. Ich könnte in zwei Wochen im Schreibbüro anfangen. Was halten sie davon." Dieser Arsch grinste sie an, "Frau Steward das ist eine einmalige Idee, so kann sich meine Assistentin in Ruhe einarbeiten. Da sie ja alle Termine für die nächsten drei Tage schon vorgearbeitet haben, wünsche ich ihnen einen schönen Urlaub." Mit diesen Worten rauschte er mit seiner Barbie ab und ließ sie mit ihrem alten Chef einfach stehen.
Annabell hörte ihn schwer schnaufen, sie wusste das er es sich so nicht vorgestellt hatte. "Ach Anna wie er sie immer nannte, ich hatte doch geglaubt das Erfahrung vor Schönheit kommt. Es tut mir so leid das er so grausam zu dir war. Leider habe ich nichts mehr zu reden sonst hätte ich ihn in die Schranken gewiesen. Ich hoffe du glaubst mir."
Sie nahm den älteren Mann der sein ganzes Leben der Firma gewidmet hatte in den Arm und versicherte ihm das sie ihm glaubte.
Zusammen gingen sie aus dem Saal und verabschiedeten sich voneinander mit dem Versprechen in Kontakt zu bleiben.
Annabell schaute noch bei ihrer Freundin am Empfang vorbei und erzählte ihr in Kurzform was gerade vorgefallen war. Mary schlug ihre Hände vor den Mund, da sie es nicht glauben konnte was sie da hörte. Annabell schüttelte ihren Kopf, sie hatte doch selbst keine Ahnung wie es weiter gehen sollte. Sie verabredete sich für Mittag in der kleinen Cafeteria um die Ecke. Annabell ging mit langsamen Schritten durch die Halle, als sie das Gefühl hatte beobachtet zu werden und schaute nach oben. Da stand er wie ein Gott seine Hände auf das Geländer gestützt, sie fand dass sein Aussehen nicht von schlechten Eltern war. Doch nur Aussehen war in ihren Augen Vergänglich, ihre Augen fanden seinen Blick doch sah er überlegen auf sie herab. Bevor sie ihren Blick von ihm löste sah sie die Blonde, ihre Hand besitzergreifend auf seiner Schulter.
Sie senkte ihren Blick, schüttelte ihren Kopf und ging aus dem Gebäude. Endlich weg von dieser Falschheit, sie hatte schon geglaubt dort drinnen ersticken zu müssen. Sie ließ das ganze Gespräch noch einmal in ihrem Kopf durchlaufen, wie konnte ein Mensch nur so grausam sein. Nur dieser eine Gedanke ließ ihre Wut wieder in die Höhe steigen, sie schimpfte ihn alles mögliche. Am liebsten würde sie ihm ihre Kündigung auf seinen Schreibtisch knallen. Ihm ihre Meinung geigen was sie menschlich von ihm hielt und dann mit erhobenem Haupt gehen. Oder dachte sie, am liebsten würde sie zusehen wie er die Firma mit seiner Arroganz an die Wand fuhr. Annabell wollte ihn am Boden sehen, am liebsten im Dreck liegend. Bei diesen Gedanken erschrak sie über sich selbst. Ja sie hatte eine gewisse Schlagfertigkeit, sie wusste wie sie sich verteidigen konnte. Doch so düstere Gedanken hatte sie noch nie gehabt, was dieser Mensch in ihr hervor holte war schon Grauenhaft. Im Gedanken sprach sie mit ihrem Vater, "Paps sei nicht böse ich habe ihm eine Chance gegeben. Doch ich sag dir jetzt nicht was ich von ihm denke, er hat mich mit Füßen getreten. Hoffe du kannst mich ein bisschen verstehen." Sie hatte nicht gemerkt das sie schon vor dem Lokal stand, also ging sie rein. Ihr gefiel diese Cafeteria, es war nicht sehr groß, was für eine gemütliche Atmosphäre sorgte. Sie war um einiges zu früh, was gut war da ihr Stammplatz frei war. Sie und Mary hatten die Cafeteria durch Zufall entdeckt, seit dem sind sie dem Lokal treu geblieben. Annabell durchschritt mit federnden Schritten den Gastraum und setzte sich auf ihren Platz. Es gefiel ihr wenn die Sonne durch das Fenster schien und sie immer wieder einen Blick nach draußen erhaschen konnte. Dem regem Treiben auf der Strasse zu zusehen hatte für sie etwas lebendiges.
Sie rührte Gedankenverloren in ihrem Kaffee als eine schrille Stimme ihren Namen rief. Ihre Mundwinkeln zogen sich zu einem Lächeln, diese Stimme war unverkennbar die von Mary. Diese setzte sich mit Schwung auf den Stuhl ihr gegenüber. "Hey Anna jetzt erzähl was es mit deinem Job zu tun hat. Hast du das Ernst gemeint das er dich in das Schreibbüro degradiert hat. Das kann er doch nicht machen, du bist doch mit allem vertraut was in der Firma abgeht." Annabell schnaubte wütend sie erklärte ihr alles Haargenau, "und was das schlimmste ist Mary, er findet das ich mit meinem Aussehen nicht in die Chefetage passe. Kannst du dir das vorstellen, natürlich könnte ich kurze Röcke und durchsichtige Blusen anziehen. Doch was hat das mit dem Job der Assistentin zu tun. Nur ein Mann kann so sexistisch denken. Er hat ja seine Barbie mitgenommen, die sieht anscheinend besser aus und muss auch etwas im Köpfchen haben." Sie redete sich in einen richtigen Rausch, als sie mit einem Mal im Wort stecken blieb.
Auch dass noch, durch die Eingangstür kam Mister Arsch und seine Barbie. "Mary schau dich bitte nicht um, Mister ich bin so gut ist mit seinem Häschen angekommen." Als diese ihren Tisch passieren blieb er stehen und meinte ohne Umschweife "würde es ihnen etwas ausmachen uns diesen Tisch zu überlassen." Annabell war über so eine Frechheit kurz baff was glaubte den dieser Möchtegern wer er ist. "Ja es macht was aus, suchen sie sich einen anderen Tisch," sagte sie zuckersüß. "Aber Frau Steward wer wird den so stur sein, sie trinken doch nur ihren Kaffee das können sie doch auch an der Theke." Langsam reichte es ihr gewaltig, "sehen wir so aus als würden wir nur Kaffee trinken. Suchen sie sich mit ihrer," sie wusste nicht wie sie die Dame nennen sollte. "Jemand anderen den sie Drangsalieren können. Jetzt entschuldigen sie uns unser Essen wird sicher gleich kommen." Es konnte nicht besser sein wie auf ein Stichwort kam ihre Pasta. Mit einem grinsen im Gesicht schaute sie den Widerling an. Doch der hatte nichts besseres zu tun als in ihren Wunden noch zu rühren, "etwas weniger würde ihnen sicher nicht schaden. Dann wären sie auch in der Chefetage zu ertragen." Mit diesen Worten stiefelte er von dannen gefolgt von seiner Tussi. Annabell konnte über so eine Frechheit nicht hinwegsehen. Das würde er noch bitter büßen, sie konnte warten denn die Rache ist mein dachte sie. Sie genoss mit ihrer Freundin das Essen tranken zum Abschluss noch einen Kaffee und zogen über diesen Menschen noch ein wenig her.
