Umher
Ariana
Am nächsten Tag während der Mittagspause, rannte unser bester Freund Elvin auf uns zu voller Freude. Charlotte pfiff laut und checkte Elvin von oben bis unten aus. „Hot. Hot Mister. Hast du es ins Team geschafft?"
Wir sahen ihn beide hoffnungsvoll an. „Ja, gerade so."
„Wieso gerade so? Du hast während der Proben die meisten Tore geschossen", fragte ich verblüfft. „Einige Jungs wollten mich nicht im Team. Ihr wisst schon, weil ich mit keinem von denen befreundet bin, sondern nur mit zwei Damen."
„Wir kennen uns von klein auf. Natürlich sind wir befreundet!"
„Nun", meinte er verlegen. Seine Wangen liefen sogar zartrosa an. Er nahm den Helm ab und seine strubbeligen braunen Haare kamen zum Vorschein. „Einige Jungs denken, ich stehe auf Jungs und deswegen hätte ich kein Recht ins Team zu kommen."
Ich zog meine Brauen hoch, Charlotte schnaubte. „Tut mir leid, wenn es dich verletzt hat", meinte ich sanft. Was war das nur für ein bescheuerter Grund?
„Nun die kennen ja deine hotte Freundin Mary nicht. Deren Pech, wenn sie so einen hotten Guy nicht im Team haben wollten, ich meine du musst nur einmal dein Shirt ausziehen und sogar meine Knie werden weich!", motivierte ihn Charlotte. „Vielleicht solltest du das machen. Die Mädels werden durchdrehen", schlug ich vor.
Er sah mich durch seine grün-braunen Augen an. „Werden sie das? Was ist mit dir?"
Ich schluckte schwer. Charlotte räusperte sich und schaute weg. „Elvin ..."
„Schon gut, Ari. Ich habe dich nur aufgezogen." Das hatte er nicht. Das wussten wir alle. Er wollte nur nicht den beleidigten Liebhaber spielen. Ich hatte ihn abserviert. Ja, das hatte ich getan. Ich wollte nichts mit ihm anfangen und das war mein gutes Recht. Das mich alle schreck anschauten deswegen, konnte ich beim besten Willen nicht nachvollziehen.
„So, da du nun im Team bist, musst du uns zur Feier des Tages auf ein Kaffee einladen", lächelte unsere beste Freundin Elvin an.
„Natürlich. Ich gehe duschen und ziehe mich kurz um. Geht ihr schon mal ins Auto."
Er hielt uns seine Autoschlüssel hin. Wie nett von ihn. „Er will doch nur, das es schön kühl im Wagen ist, wenn er zurück ist."
Er lachte und joggte Richtung Duschen davon.
„Na komm, Sweety. Gehen wir."
Ich folgte ihr zum Auto, bevor sie einsteigen konnte veränderte sich ihre Haltung. Sie war aufgeregt und winkte jemanden hinter mir zu. Ich drehte mich um und sah Frederico, ihren Freund. Ich unterdrückte das stöhnen das in mir aufkam.
Er stand da seine Arme in typischer Badboy Haltung verschränkt ein Fuß lag auf der Fahrertür, angewinkeltes Bein, Sonnenbrille drauf und ein leichtes verschmitztes Lächeln. „Soll ich gehen?", fragte sie mich hoffnungslos. Ich nickte, denn etwas anderes konnte ich ja kaum sagen. Wer war ich, dass ich zwischen ihrem Glück stand?
Ich sah wie sie mit ihm wegfuhr und wartete seufzend auf Elvin. Er war ziemlich schnell, denn er kam keine zehn Minuten später. „Hey. Ist Charlotte auf Toilette?"
Ich schüttelte den Kopf. „Sie ist mit Frederico weggefahren. Wir können das Kaffee trinken auf ein anderes Mal verschieben", meinte ich und lächelte ihn leicht an. Er sah mich an, die Gefühle in seinen Augen waren schwierig zu deuten. „Wenn du Zeit hast, dann können wir trotzdem gehen, Ari. Also wenn du keine Probleme mit Madame Lou R'uar bekommst." Er sah mich unsicher an. „Heute ist Mittwoch, sie ist bei ihrer Maniküre und Pediküre bis acht wird sie zurück sein, es sei denn sie lässt sich auch noch massieren. Ich habe also Zeit. Was ist mit Mary? Wenn Sie Zeit hat, kann sie sich uns doch anschließen."
Er schaute auf sein Handy, nach der Uhrzeit und schüttelte den Kopf. „Sie arbeitet noch zwei Stunden."
„Na schön, lass uns trotzdem gehen. Wir beide haben lange nicht mehr gequatscht."
Er lächelte leicht, als er den Motor startete.
Im Café angekommen suchten wir uns eine ruhige Ecke, es war zwar nicht voll, trotzdem wollten wir nicht mitten im Café sitzen, sondern abseits. Wir bestellten unsere Getränke. „Du musst meins nicht bezahlen", meinte ich beiläufig. „Oh das ist überhaupt kein Problem Ariana. Ich mache das gerne."
„Nein, du wirst sowieso noch einen ausgeben, wenn Charlotte dabei ist. Lass es diesmal."
„Woher nimmst du dir das Geld, Ari?", fragte er mich ruhig. Mir wurde etwas heiß und kalt zugleich. „Was meinst du?"
„Dein Vater zahlt dir kein Cent. Alle anderen Verwandten auch nicht. Deine letzten beiden Großeltern sind letztes Jahr verstorben. Sie haben dir auch nichts vererbst, zumindest nichts worauf du mit neunzehn schon zugriff hättest. Der Trust erlaubt es dir erst mit 21. Also woher hast du Geld? Arbeitest du heimlich?"
„Elvin ...", fing ich an. Ja, ich hätte kein Geld haben sollen. Mein Vater hat mich nach dem Tot meiner Mutter vor zwei Jahren rausgeworfen und meine Großeltern hatten mich aufgenommen. Die Eltern meines Vaters. Sie hatten ihren Sohn zwar gründlich ausgeschimpft, aber nie umstimmen können meine Bildung zu bezahlen. Auf der anderen Seite war meine Großmutter, die Mum meiner Mutter, sie hatte Jahrelang Geld, dass meine Mutter zusammenkratzte beiseite gelegt und für mich gespart. Mein Vater wusste nichts davon. Bis meine Mutter lebte hatte mein Vater eine Hoffnung auf einem Sohn. Die Ärzte hatten eine zweite Schwangerschaft meiner Mutter nie ausgeschlossen, aber sie empfang nie. Auch nicht nach den ganzen IVF. Mein Vater tolerierte mich nur. Er sprach fast nie mit mir. Er war unzufrieden mich lebend zu sehen. Am liebsten hätte es mich nie gegeben, aber was sollte ich tun? Ich war hier. Meine Großmutter hatte gemeinsam mit meinen Großeltern väterlicherseits ein Trustfond für mich eröffnet und zahlte dort gemeinsam mit meinen Großeltern Geld ein. Als aber meine Mutter starb verkaufte sie ihre Immobilie und zahlte einiges ins Trust, aber nicht alles. Sie hatte es mir Bar gegeben. Da ich so viel Geld nicht auf meinem Konto haben durfte, weil es ansonsten mein Vater bekommen hätte, weil ich noch keine 21 war, hatte ich Charlotte alles erzählt und da ihre Eltern ein erfolgreiches Unternehmen in Amerika führten, hatte sie mein Geld bei sich eingezahlt und ihre Eltern zahlten mir auf Papier quasi ein Stipendium. Nur das war ein Geheimnis das auch Elvin nicht wusste.
„Ja, online", log ich. Meine Großmutter mütterlicherseits starb sechs Monate nach meiner Mum. Mein Opa ein Jahr später und meine Oma zwei Tage später. Sie hatte den Verlust nicht ertragen. Mein Vater fand es super toll, mich auch aus den Haus meiner Großeltern schmeißen zu können, aber Charlottes Mutter hat das gar nicht geschehen lassen. Sie ließ hinter meinen Rücken all meine Sachen packen und nahm mich nach der Beerdigung zu sich. Zwei Wochen später waren Charlotte und ich in die WG von Madame Lou R'uar eingezogen und von Vater sah ich keinen einzigen Cent. Es nervte ihn zutiefst, dass ich ein Trustfond hatte, aber freute sich riesig darüber, dass ich noch kein Zugriff hatten den Zugriff meines Vaters hatte Charlottes Mum sperren lassen und auch keine weiteren Verwandte durften Zugriff darauf haben. Meine Tante, die Schwester meines Vaters hasste mich nämlich auch. Dafür das meine Großeltern so toll gewesen waren, waren deren Kinder keine Engel. Mein Vater war der erste Sohn, dann kam meine Tante diese Hexe und dann Zwillige. Meine beiden Onkel hielten auch keinen Kontakt zu mir. Sie hatten angst vor meinem Vater und waren irgendwie beide komisch. Meine Mutter hatte leider keine Geschwister, ob das gut oder schlecht war letztendlich wusste ich nicht.
„Ich kann für dich arbeiten. Ich weiß wie schwer du es haben musst." Elvin war ein toller Mensch. Irgendwie wollte ich ihm alles erzählen, aber meine Großmutter hatte mir strengstens verboten es jemanden zu erzählen, aber wie konnte ich es nicht?
„Sagen wir so, Charlottes Mum hat etwas Geld von meiner Familie bekommen, das bekomme ich also. Ich kriege das schon hin."
„Wirklich? Ich kann wirklich irgendwo paar Stunden arbeiten und dir das Geld geben!", er sah mich todernst an. Ich lachte. „Wirklich verlockend, aber ich meine das ernst. Ich komme zurecht."
„Ich meine, weil ich gesehen habe, dass das meiste Charlotte bezahlt. Ich dachte, vielleicht willst Du eigenes Geld."
„Es ist mein Geld", meinte ich langsam. „Sie hat es nur."
„Verstehe. Wegen deinem Vater wahrscheinlich."
Ich nickte.
„Was für ein Mistkerl! Ich wünschte es wäre Pflicht das Studium der Kinder zu finanzieren, wenn man die Mittel dazu hat." Er sah wütend aus und ich lächelte wieder.
„Ist schon gut Elvin. Man kann nicht immer alles haben."
Er sah mich intensiv an „Ich weiß."
