Kapitel 7
Meine Mutter klammerte sich verzweifelt an seinen Arm, ihre Stimme zitterte. "Norbert, ich flehe dich an … lass dich nicht scheiden, okay? Selbst ein einziger Tag als Ehepaar schafft Zuneigung wie hundert Tage. Hab doch einfach Mitleid mit Elena … Und Ivy ist erst fünf! Wie kannst du es ertragen, dass sie ihren Vater verliert?"
Norberts Hand zitterte leicht, Schuldgefühle spiegelten sich in seinen Augen. Doch genau in diesem Moment vibrierte sein Handy auf dem Schreibtisch. Eine Nachricht von Fiona: "Norbert, ich bin gerade aus dem Krankenhaus gekommen. Der Test ist positiv, ich bin wirklich schwanger! Norbert, du bist unglaublich! Ich werde Mama! Ich bin so gerührt, ich könnte weinen!"
Norbert verhärtete sein Herz. Mit zusammengebissenen Zähnen sagte er: "Mama, das kann ich dir nicht versprechen."
Der Körper meiner Mutter versteifte sich. Langsam ließ sie seinen Arm los, und verpasste ihm dann eine heftige Ohrfeige. Klatsch! Der scharfe Knall hallte durch das Büro. Norberts Kopf schnellte zur Seite. Er wich nicht aus. Sagte nichts.
"Norbert, du wirst schon sehen, was du davon hast!" Damit drehte sie sich um und stolperte mit krummem Rücken hinaus, als wäre sie in einem Augenblick um Jahre gealtert.
Nach Adas Geburtstagsparty hatten Norbert und ich uns nicht mehr gesehen. Endlich war Ivys Geburtstag da. Ich hatte ihr schon vor langer Zeit versprochen, dass sie ihre Kindergartenfreunde einladen dürfe und dass Mama und Papa auch da sein würden. Ivy hatte sich schon seit Wochen darauf gefreut. Ich hatte darauf bestanden, dass Norbert mitkommt. Vor der Party warnte ich ihn: Selbst wenn wir es nur vortäuschen müssten, müssten wir wie ein verliebtes Paar wirken. Wir durften nicht zulassen, dass Ivy vor ihren Freunden und deren Eltern ihr Gesicht verlor, durften sie nichts merken lassen. Sobald die Party vorbei war, würden wir sofort die Scheidung einreichen.
Norbert stimmte zu.
Das Wohnzimmer war mit bunten Luftballons geschmückt. "Happy Birthday"-Aufkleber zierten die Wände. Auf dem Esstisch stand eine Geburtstagstorte mit fünf brennenden Kerzen. Ivy, in einem rosa Prinzessinnenkleid und mit einem funkelnden Diadem, strahlte. "Papa, Mama, lasst uns zusammen etwas wünschen!"
Sie stand vor der Torte, die kleinen Hände gefaltet, die Augen geschlossen. Norbert und ich knieten neben ihr, ein sanftes Lächeln auf den Lippen, das Bild eines verliebten Paares.
"Ich wünschte …", dachte Ivy ernst, ihre Stimme sanft und süß. "… Papa würde nicht so viel arbeiten und könnte mehr Zeit mit mir und Mama verbringen."
Norberts Lächeln erstarrte einen Moment lang. Meine Augen brannten. Nachdem Ivy sich etwas gewünscht hatte, legte Norbert einen Arm um sie und mich. "Mama und Papa pusten die Kerzen mit dir aus, okay?"
"Juhu!" Ivys Augen verengten sich zu kleinen, glücklichen Halbmonden.
"Eins, zwei, drei –" Als die Kerzenflammen erloschen, brach im Raum Applaus und Jubel aus. Kinder plapperten aufgeregt und drängten sich um die Kerze. Eltern lächelten und gratulierten.
Ivy gab uns beiden freudig einen Kuss auf die Wange. "Mama, Papa, ich hab euch am liebsten lieb!"
Norberts Kehle hob und senkte sich. Er schien etwas sagen zu wollen, strich Ivy aber nur mit belegter Stimme durchs Haar. "Papa hat dich auch lieb."
Ich senkte den Blick, um meine geröteten Augen zu verbergen, behielt aber ein Lächeln auf den Lippen. Genau in diesem Moment klingelte es an der Tür.
"Ich mach schon!", sagte ein hilfsbereiter Elternteil und ging zur Tür.
Die Tür öffnete sich. Fionas Stimme ertönte: "Ivy, ich habe dir ein Geburtstagsgeschenk mitgebracht!"
Ich blickte auf, mein Herz sank mir in die Hose. Fiona stand mit einem Lächeln in der Weste im Türrahmen. Sie kam herein, ein Geschenk in der Hand. Jeder Schritt fühlte sich an, als würde sie mir auf die Nerven gehen. Ich drehte den Kopf und warf Norbert einen vernichtenden Blick zu. Er runzelte die Stirn, sichtlich ebenfalls überrascht von Fionas plötzlichem Erscheinen.
