Kapitel 2 - Das fremde Mädchen in meiner Wohnung
Brummend versuchte Victoria sich auf die Seite zu drehen, wurde jedoch durch ein Gewicht dieses auf ihren Bauch drückte daran gehindert. Flatternd öffnete sie ihre Augen neugierig darauf zu erfahren wer von ihren Hunden sich wieder ins Schlafzimmer geschlichen hatte um sie zu Wecken. Was sich jedoch vor ihren Augen abspielte und sie war sich sicher, dass es kein Trick des grellen Sonnlicht war dieses durch die schweren Vorhänge fiel ließ sie kurz an ihrem Verstand zweifeln. Zwei braune Augen starrten in ihre grünen. Das kleine Mädchen saß auf ihr und beäugte Victoria von oben bis unten. „Woher…wer bist du?“, fragte sie die Stimme leicht kratzig da sie gerade erst aufgewacht war. Das Mädchen antwortete jedoch nicht, sondern starrte Victoria nur weiter an. „Hallo kannst du nicht sprechen?“, versuchte sie es erneut doch bekam wieder keine Antwort. Sichtlich verwirrt und genervt schubste sie das Mädchen von ihrem Schoß und stieg aus dem Bett. Das Mädchen folgte ihr und klammerte sich an den Stoff ihres Shirts fest. Dean, Jean und James hatten sich bereits vor ihren Futternäpfen versammelt, um ihr zu signalisieren das sie Hunger hatten und nach ihrem Fressen verlangen. Vorsichtig entfernte sie den Deckel von den Dosen und portionierte es in den Näpfen, ehe sie ihren Jungs den Befehl gab, dass sie nun Fressen durften. Das Mädchen kniete sich neben den Hunden auf den Boden und kraulte Dean hinter dem Ohr. Victoria lehnte sich an die Arbeitsfläche, die Arme vor der Brust verschränkt und beäugte das Spektakel durch ihre noch schweren verschlafenen Augen. Angestrengt überlegte sie was hier vor sich ging und wie dieses fremde Mädchen in ihre Wohnung gekommen war. „Willst du mir nicht sagen, wer du bist, oder kannst du es mir nicht sagen?“, fragte sie erneut und versuchte ein letztes Mal ihr Glück doch noch etwas aus ihr herauszubekommen. Schwer seufzend stieß sich Victoria von der Arbeitsfläche ab und ging zum Kühlschrank, um Eier, Butter und Milch daraus zu holen. „Du kannst dich derweil auf den Stuhl setzten ich mache Waffeln“, sagte sie. Fein säuberlich portionierte sie die Teigmischung im Waffeleisen und schloss den Deckel. In diesem Moment erinnerte sich Victoria an den verletzten Welpen diesen sie letzte Nacht gefunden und mit zu sich nachhause genommen hatte. Schnell schnappte sie sich eine Schüssel und füllte diese mit Milch. Vorsichtig den Blick auf die Schüssel gerichtet balancierte sie diese ins Wohnzimmer, wo sie den Welpen zuletzt abgelegt hatte, doch zu ihrer Verwunderung war dieser wie vom Erdboden verschluckt. Verwirrt hob Victoria eine Augenbraue als sie ihren Blick durch den Raum schweifen ließ auf der Suche nach dem verletzten Tier. „Ich bin hier“, ertönte aus dem nichts eine sanfte Stimme diese sie zu sich rief. Langsam immer noch die Schüssel in der Hand drehte sich Victoria um und erkannte das kleine Mädchen auf dieses sie nun herabblickte. „Was hast du gesagt?“, fragte sie, um sich ganz sicher zu sein. „Ich habe gesagt das ich hier bin“, erwiderte dieses und nahm ihr die Schüssel aus der Hand diese sie in einem Zug leerte. Erst jetzt fiel Victoria der Verband an dem Bein des Mädchens auf dieser sich durch das Blut an manchen Stellen rot gefärbt hatte. Langsam kniete sich Victoria vor ihr nieder, bis sie auf Augenhöhe mit dem fremden Mädchen war. „Bist du?“, fragte sie wurde jedoch sogleich unterbrochen, „der Welpe diesen du letzte Nacht gerettet hast…ja.“ Den Mund weit aufgerissen starrte sie dem Mädchen in die Augen das konnte doch nicht wahr sein. Mehrmals kniff sich Victoria in den Arm in der Annahme das sie immer noch Träumen würde…doch dem war nicht so. „Mein Name ist Aurela und ich bin ein Werwolf“, fing das Mädchen an zu erzählen. „Ich war gestern mit meinem Onkel und meinem Vater im Wald unterwegs und habe sie aus den Augen verloren, weil ich einen Hasen gejagt habe. Auf einmal hörte ich ein lautes Geräusch und fühlte einen schmerz in meiner Pfote. Ich weiß noch das ich versucht habe nach meinem Vater zu rufen, doch ich war zu schwach, um eine Verbindung herzustellen. Danach verlor ich das Bewusstsein und nun bin ich hier.“ Gerade als Victoria etwas erwidern wollte zuckten sie beide zusammen als sie ihren Wecker hörte dieser sie eigentlich hätte wecken sollen. Schnell lief sie ins Schlafzimmer und stellte das nervtötende Geräusch aus. Als sie wieder in der Küche war sah sie wie Aurela die erste Waffel aus dem Waffeleisen nahm und auf den Teller legte diesen sie daneben abgestellt hatte. Aufmerksam beobachtete sie wie das Mädchen eine weitere Portion Teig in das Waffeleisen gab und den Deckel schloss. „Mein Papa macht mit mir auch immer Waffeln“, sagte sie und sprang von dem Stuhl auf diesem sie stand da sie noch etwas zu klein war. „Wie heißt dein Papa und kennst du vielleicht seine Nummer damit ich ihn Kontaktieren kann?“, fragte sie. „Nein und ich kann ihn auch in der Gedankenebene nicht erreichen…ich bin noch zu schwach.“ Sichtlich bedrückt senkte Aurela den Blick zu Boden und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Als wäre in Victoria etwas gerissen sprang sie von ihrem Stuhl auf diesem sie sich vor einigen Sekunden niedergelassen hatte und nahm das kleine Bündel in den Arm, drückte sie fest an sich. Geduldig wartete sie darauf bis Aurela aufhörte zu weinen, während sie ihr beruhigend durch das Schulterlange Haar strich. „Keine Sorge wir werden schon eine Lösung finden und bis dahin kannst du bei mir bleiben“, murmelte Victoria und vergrub ihre Nase in der weichen Mähne des Mädchens. Nachdem sich Aurela wieder etwas beruhigt hatte machten sie zusammen die restlichen Waffeln und aßen diese zusammen auf. Victoria hatte ihr noch eine Tasse Kakao und ihr eine Tasse Kaffee gemacht, ehe sie sich unter die Dusche warf und sich für die Arbeit fertig machte. Nachdem sie sich fertig angezogen hatte, ging sie zurück in die Küche, doch diese war leer. Gerade wollte sie nach Aurela rufen als sie Geräusche vernahm diese aus dem Wohnzimmer zu kommen schienen. Wie sie es vermutet hatte, fand sie die kleine zusammen mit Dean, Jean und James kuschelnd auf dem Sofa, während eine Kindersendung im Fernsehen lief. „Ich bin um 18:00 Uhr wieder zuhause. Meine Nummer habe ich auf einen Zettel geschrieben und an den Kühlschrank gehängt. Wenn du Hunger hast, findest du Essen im Kühlschrank und stellt mir ja keinen Blödsinn an.“ Bestätigend nickte Aurela ihr zu, ohne den Blick von dem Fernseher zu nehmen, ehe Victoria aus der Wohnung trat und zu ihrem Auto lief. Hoffte das in den wenigen Stunden in diesen sie nicht zuhause war nichts Schlimmes passieren würde.
