Kapitel 1 - Verwundeter Welpe
Victoria Decker lebte ein ausgeglichenes Leben. Jeder Tag war wie der andere doch das störte sie recht wenig. Ihre Wohnung war klein und das Gehalt ihres Jobs bescheiden, doch sie war wunschlos glücklich mit dem, was sie hatte denn sie verlangte nie nach viel. Dean, Jean und James erfüllen ihr zuhause mit wärme und Liebe. Die drei Hunde diese sie aus dem Tierheim gerettet hatte behütete sie, als wären es kleine Kinder…nein…es sind ihre Kinder. Langsam legte sich die Sonne am weitläufigen Horizont nieder als sie in dem Waldviertel dieses an den Vorort des kleinen verschlafenen Städtchens dieses sie seit Jahren ihre Heimat nannte grenzte entlanglief. Sanft wurden die Blätter der Bäume im Wind gewogen. Das Zwitschern der Vögel drang in ihre Ohren so wie das Klimpern der goldenen Marken diese an den Halsbändern der Hunde befestigt waren. Tief sog Victoria die frische Luft in ihre Lungen, während sie hinter ihren Hunden entlang joggten. Als sie an der Lichtung in der Mitte des Waldes ankam hielt sie inne und fühlte die Ruhe diese die umgab. Aufgeregt winselten die drei schwanzwedelnd vor ihrer Besitzerin da diese wussten, was in wenigen Sekunden passieren würde. „Still“, sprach Victoria den rechten Zeigefinder in die Luft gehoben. Eine leine nach der anderen entfernte sie von den Halsbändern. Aufgeregt blickten sie nach oben auf das Kommando wartend dieses nicht mehr lange auf sich warten ließ. „Los“, schrie Victoria und warf einen Ast einige Meter weit in die Luft diesen sie im Gras liegend gefunden hatte. Schnell wie der Blitz waren die drei in dem fast Knie hohen Gras verschwunden. Tollten und spielten fangen während Victoria sich auf der alten Bank diese unter einer Linde stand niederließ. Leicht spürte sie das noch warme Sonnenlicht dieses ihr ins Gesicht schien. Immer schwerer wurden ihre Augenlieder. Der Tag war lang und auf der Arbeit hatte sie Mal wieder so viel zu tun, sodass sie die Müdigkeit nicht mehr bekämpfen konnte und in binnen von Sekunden in einen traumlosen Schlaf fiel. Panisch riss Victoria ihre Augen auf als sie durch ein lautes Heulen aus dem Schlaf gerissen wurde. Inzwischen hatte der Himmel bereits seinen schwarzen Mantel angelegt und die Sterne präsentierten sich in voller Pracht. Das Licht des Vollmondes legte die Umgebung in Blausilbernen schimmer und das Zirpen der Grashüpfer drang in ihre Ohren. Die Glühwürmchen tanzten durch die Luft und hier und da hörte man die Rufe der Eulen diese hoch in den Baumkronen verharrten. Jean saß winselnd und sichtlich aufgebracht neben ihr. „Was ist den los kleiner?“, fragte sie mit so einer Überzeugung, als ob er in der Lage wäre ihr eine verständliche Antwort zu geben. Einige Minuten saß Victoria da und beäugte ihren Hund dieser die ganze Zeit in eine bestimmte Richtung blickte. Mit leicht zusammengekniffenen Augen schweifte ihr Blick über die Lichtung auf der Suche nach dem Grund seines verhaltens. Da sie jedoch nichts erkennen konnte stand sie auf und kaum hatte Victoria eine aufrechte Haltung angenommen sprintete Jean los. So schnell es ihr möglich war lief sie hinter ihm her. Das Handy fest in der Hand haltendend und das Licht der Taschenlampe auf den Weg vor ihr gerichtet damit sie sehen konnte, wohin sie lief. Nach Luft schnappend lehnte sie sich an einen Baum. Ihre Füße schmerzten und ihre Lungen brannten. Von links nach rechts schwenkte sie ihr Handy auf der Suche nach…das war die frage. Tellergroß weiteten sich ihre Augen als sie Dean, Jean und James sah diese einige Meter von ihr entfernt im Kreis saßen den Blick starr auf den Boden gerichtet. Verwundert legte sie den Kopf leicht zur Seite als sie sich vom Baum abstieß und auf sie zuschritt.
Umso näher sie den dreien kam, desto schneller schlug ihr Herz. Sie wusste nicht warum es so war sie hatte keine Ahnung, was sie dort erwarten würde doch etwas fühlte sich...anders an. Schwer schluckend kniete sie sich nieder, den Blick stetig auf das kleine Baby gerichtet dieses Ohnmächtig und schwer atmend in einer Blutlache lag. Sanft streichelte sie das Fell des kleinen Wolfes dieser unter ihrer Berührung zusammenzuckte. Sie war so fasziniert von dem Anblick des kleinen Welpen, sodass sie auf ihre drei Begleiter völlig vergaß. Erst als Jean sich neben ihr schüttelte erinnerte sie sich, wo und mit wem sie war. Ein schneller Blick auf die Uhr sagte ihr das es bereits weit nach Mitternacht war und sie schon längst im Bett sein sollte. Mit einer schnellen Bewegung streifte sie sich die dünne Jacke von den Schultern, wickelte den Welpen in diese und hob ihn sanft auf ihren Arm.
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Das Handtuch dieses sie in einer Schüssel mit warmem Wasser einweichen ließ ausringend hob sie die kleine Pfote ein Stück weit nach oben an dieser man deutlich ein Einschussloch sehen konnte. Mit leichtem druck tupfte Victoria das Blut dieses in dem braunen Fell getrocknet und dieses verklebte ab. Winselnd wand sich das Häufchen elend auf dem Teppich auf diesem sie ihn abgelegt hatte. „Ach du armes kleines Ding. Wer hat dir das angetan?“, murmelte sie in die stille ihres Wohnzimmers. Mit der Spitze eines Messers hatte Victoria es geschafft die Kugel aus dem kleinen Bein zu entfernen. Als gelernte Tierarzthelferin wusste sie genau, was sie tat und wie sie das verwundetet Tier zu versorgen hatte. Zufrieden beäugte sie ihre Arbeit bevor sie sich auf die Beine hievte und ins Schlafzimmer lief, um eine decke zu holen. Ein sanftes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen als sie im Wohnzimmer ankam und ihre drei Jungs sah diese sich um den kleinen Welpen versammelt hatten. Wärme durchströmte ihren Körper als sie den Welpen beäugte dieser sich näher an James kuschelte sichtlich auf der Suche nach Wärme und Sicherheit. Sanft legte sie die Decke über den Welpen, gab ihren Hunden einen gute Nacht Kuss, schaltete das Licht aus und verließ das Zimmer. Victoria hatte Schwierigkeiten ihre Augen offenzuhalten als sie unter der Dusche stand. Es war bereits weit nach drei Uhr und sie musste um neun Uhr wieder in der Praxis sein. Nach wiederholtem schrubben schaffte sie es endlich das getrocknete Blut unter ihren Fingernägeln zu entfernen. Mit dem Handtuch auf dem Kopf gewickelt lief sie ins Schlafzimmer, zog sich ein Shirt und eine Short an und legte sich ins Bett, nachdem sie das Handtuch entfernt hatte. Das Handy an die Ladestation gehängt und den Wecker gestellt legte sie es auf ihrem Nachttisch ab und kuschelte sich unter die weiche Decke diese schwer auf ihrem Körper lag. Es vergingen keine zehn Minuten schon hatte sie die schwärze der Bewusstlosigkeit in Empfang genommen.
