Kapitel 8
Kurz nachdem Kane und Julia gegangen waren, erhielt Aria eine Nachricht von Julia.
"Aria, du hast es gestern Abend bestimmt gespürt. Unglaublich, dass du sowas aushalten kannst."
"Kane hat versprochen, die nächsten Tage mit mir zu verbringen. Stell dir das vor: Dein bestimmter Gefährte verbringt seine Zeit vor der Zeremonie mit einer anderen. Du bist wirklich die erbärmlichste Frau der Welt."
Aria antwortete nicht. Stattdessen wies sie die Angestellten an, all ihre Sachen aus der Villa zu holen und im Garten zu stapeln.
Als alles zusammengetragen war, zündete sie es an.
Sie stand still da und beobachtete, wie fünf Jahre Erinnerungen in Flammen aufgingen. Als die letzten Funken verglühten, vergingen auch die letzten Gefühle, die sie in diesen fünf Jahren getragen hatte.
Es blieben nur noch zwei Tage bis zu ihrer Abreise.
Julia schickte ihr ein Foto — ein Schwangerschaftstest.
"Kannst du es glauben? Ich bin schwanger! Das ist Kanes erstes Junges, und er ist überglücklich."
Aria reagierte auch diesmal nicht. Sie nahm ihr Kleid für die Gefährtinnenzeremonie, und mit ihren Krallen riss sie es Stück für Stück in Fetzen.
Dieses Kleid, das für sie gemacht worden war, hatte keine Bedeutung mehr.
Am Tag ihrer geplanten Abreise kam die nächste Nachricht von Julia.
"Kane und ich vollziehen heute unsere Gefährtenbindung. Er hat mir dieselbe Zeremonie versprochen wie dir. Er hat gesagt, er wird mich und das Kind niemals leiden lassen."
"Aria, gib lieber auf und verzichte auf den Luna-Titel. Kane liebt dich nicht mehr."
Dieses Mal antwortete Aria.
"Ich hoffe, deine Träume werden wahr."
Danach zog sie die Überwachungsvideos der Villa. Kane hatte Julia schon unzählige Male heimlich ins Haus gebracht.
Sie kopierte die Videos und schickte sie an den Zeremonienplaner.
"Das ist eine Überraschung, die ich für Kane vorbereiten will. Spiel es während der Zeremonie ab. Und denk dran – kein Wort zu irgendwem."
Später rief Kane an. In seiner Stimme lag ein Hauch von Schuld.
"Kleiner Wolf, die Dinge hier sind noch nicht geregelt. Ich schaffe es erst morgen früh zurück. Aber keine Sorge, ich komme vor der Zeremonie. Versprochen."
Aria lachte leise.
"Gut. Ich habe für die Zeremonie eine Überraschung für dich vorbereitet."
Kane klang sofort begeistert.
"Was denn? Ich kann es kaum erwarten."
"Kleiner Wolf, ich habe fünf Jahre auf dich gewartet. Morgen wirst du endlich meine Luna. Ich bin so glücklich…"
Plötzlich brach seine Stimme ab, und ein unterdrücktes Stöhnen drang durch das Telefon.
In Arias Augen blitzte Spott auf.
"Kane, ich hoffe, dir gefällt die Überraschung."
Bevor er antworten konnte, legte sie auf und verließ die Villa.
Das Fahrzeug der Agentur, die ihren Tod fingieren sollte, wartete bereits am Tor.
Am Flughafen tippte sie noch einige Dinge ins Handy, bevor sie es dem Mitarbeiter übergab.
"Stellt sicher, dass dieses Telefon zusammen mit der falschen Leiche morgen an den Alpha geliefert wird. Sagt ihm, ich sei um sechs Uhr abends gestorben und hätte ihm eine letzte Nachricht hinterlassen."
Sie wollte, dass Kane glaubte, sie habe sich das Leben genommen — genau in dem Moment, in dem er seine Julia beglückte.
Diese letzten Worte, die sie ihm hinterließ, sollten ihn ein Leben lang verfolgen.
Der Mitarbeiter nickte, nahm das Telefon entgegen und reichte ihr neue Papiere sowie ein Flugticket.
"Phoenix, wir werden alle Spuren deiner Reise löschen. Gute Reise – und möge dein Leben von Glück erfüllt sein."
Phoenix — der neue Name, den sie für sich gewählt hatte. Ein Name, der für Wiedergeburt stand… und für den endgültigen Abschied von ihrer Vergangenheit.
Von heute an würde ein neuer Weg vor ihr liegen.
