
Zusammenfassung
Am Tag, an dem Aria eigentlich den ewigen Gefährtenbund mit dem Alpha-Wolf schließen sollte, schickte sie stattdessen eine Leiche. Als ihre Sinne erwachten, erkannte Aria die Wahrheit: Ihr Gefährte Kane hatte seit einem Jahr eine Affäre mit einem Wolfin, und hinter ihrem Rücken tobten die giftigen Gerüchte. Zerbrochen, aber vollkommen klar im Kopf, fingierte sie ihren Tod, verschwand in einem fremden Land und ließ nur einen Sarg, einen Abschiedsbrief und die Überreste einer sorgfältig gesponnenen Lüge zurück. Während Alpha Kane in einer landesweiten Live-Übertragung zusammenbrach, kehrte Aria längst als Phoenix Ambrose zurück, als Erbin eines britischen Werwolfgeschlechts, die geschworen hatte, nie wieder „ein nutzloser Wolf“ zu sein. Dies ist keine Geschichte über Vergebung. Es ist ein Kapitel von Verrat und Rache. Eine Frau, die ihre Vergangenheit begrub, ist dazu bestimmt, mit eigenen Augen zu sehen, wie der Mann, der sie zerstört hat, selbst zu Staub zerfällt.
Kapitel 1
"Luna, wie du es wolltest, haben wir Ersatzblut und eine inszenierte Todesszene vorbereitet. In zehn Tagen, bei deiner Gefährtenzeremonie, wird dein ‘Tod’ öffentlich gemacht."
Als Aria die bestätigende Stimme am anderen Ende hörte, spürte sie in all ihrer unterdrückten Wut einen kurzen Moment der Erleichterung.
"Gut", antwortete sie leise, ihre Stimme dunkel und scharf wie ein Wolf, der die Zähne nicht mehr zeigen will, aber jederzeit könnte.
"Mach dir keine Sorgen, niemand wird diesen falschen Tod infrage stellen. Wir simulieren eine tödliche Silberverletzung – kein Werwolf überlebt so etwas."
Mit diesem Versprechen atmete Aria tief aus. Nachdem sie alle Details nochmals bestätigt hatte, beendete sie das Gespräch und stieß die Tür des privaten Raums auf.
Das laute Stimmengewirr im Inneren verstummte sofort. Jeder Werwolf dort nahm den schwachen Duft von Kiefernharz an ihr wahr – Kanes Besitzanspruch, den er auf ihrer Haut hinterlassen hatte.
Kane, der in der Mitte saß, erhob sich sofort. Seine langen, schlanken Finger umschlossen ihre Hand, und in seinen dunklen Augen lag Besorgnis – und der schwer erkennbare Machtanspruch eines Alphas.
"Mein kleiner Wolf, wo warst du? Ich hab Angst an dir riechen können."
Er wollte sie gleich wegführen. Aria blickte in seine Augen, sah die tiefe Besitzgier darin aufflackern und schluckte die Bitterkeit hinunter, die in ihrer Brust brannte. Sie schüttelte den Kopf.
"Mir geht’s gut."
Hand in Hand kehrten sie an ihre Plätze zurück. Die angespannte Stimmung löste sich wieder, und die Gespräche nahmen Fahrt auf, bis jemand unverfroren fragte:
"Kane, deine Gefährtenzeremonie mit dem kleinen Wildkätzchen steht bald an. Was machst du eigentlich mit deinem Spielzeug Julia?"
Aria krallte die Nägel in ihre Handflächen. Seit Jahren war sie an solche Sticheleien gewöhnt – ein Wolf, der sich nicht verwandeln konnte, war für viele nichts wert. Aber sie konnte noch immer den Geruch einer anderen Frau an Kane riechen.
Der Mann neben dem Sprecher stieß ihn an. "Hey, sie sitzt direkt hier."
Der andere zuckte nur mit den Schultern. "Na und? Die Nutzlose versteht unsere Wolfssprache doch sowieso nicht. Ich frag mich nur, wie Kane sein kleines Miststück loswerden will."
Alle Augen richteten sich auf Kane. Ein Hauch von Verachtung flackerte über sein Gesicht, bevor er ruhig antwortete:
"Ich behalte sie."
Er schälte eine Garnele und legte sie auf Arias Teller. "Sie ist nur ein Haustier, das ich großziehe. Meine wahre Gefährtin ist Aria. Nur Aria."
"Und damit Aria nie auf die Wahrheit stößt, sag ich ihr nichts. Auch nach der Zeremonie soll sie von alldem nichts erfahren."
Kanes Blick wurde scharf wie ein Messer, und sein Alphadruck legte sich schwer über den Raum. "Haltet eure Mäuler im Zaum. Wenn einer von euch sich vor ihr verplappert, reiß ich euch eigenhändig auseinander."
Die Alphas im Raum, an solche Drohungen gewöhnt, grinsten nur breit. Einige pfiffen sogar anerkennend.
"Kane, du bist echt heftig. Dein Spielzeug vor deiner Gefährtin zu verstecken…"
"Na ja, Aria ist halt nutzlos. Ihre Psyche ist bestimmt brüchig wie Glas."
Einer lehnte sich vor, seine Augen funkelten vor Klatschlust. "Kane, wenn Aria eh nichts versteht… habt ihr zwei und dein Spielzeug Julia eigentlich… du weißt schon… zuhause mal zusammen…?"
Kane lachte leise und drehte beiläufig den Ring an seinem Finger. Seine Antwort kam absichtlich langsam.
"Natürlich. Und zwar… ziemlich wild."
Der Raum explodierte in brüllendem Gelächter, einige klopften ihm anerkennend auf die Schulter.
"Kane weiß wirklich, wie man Spaß hat!"
"So eine Nutzlose wie Aria ist leicht zu täuschen."
"Würde zu gern sehen, wie das kleine Wildkätzchen guckt, wenn sie’s irgendwann rafft!"
Das widerliche Gelächter hallte durch den Raum. Niemand bemerkte, wie Arias Hand, die Messer und Gabel hielt, blass und steif wurde.
Niemand wusste, dass sie vor drei Tagen erwacht war.
Und niemand wusste, dass sie längst entschieden hatte zu gehen. Eine Gefährtenzeremonie mit Kane würde es nicht geben. An diesem Tag würde er nur eine blutgetränkte Leiche finden – eine gefälschte.
Kane bemerkte schließlich, dass die Garnele auf ihrem Teller unangetastet blieb. Er wandte sich ihr zu, Sorge im Blick.
"Mein kleiner Wolf, warum isst du nicht?"
Aria sah den Mann vor sich, dessen Augen vor falscher Zärtlichkeit glänzten, und zwang sich zu einem schwachen Lächeln.
"Worüber habt ihr gerade gesprochen? Ihr wart so… begeistert."
Kane lächelte, nahm ihre Hand und drückte einen sanften Kuss auf ihren Handrücken. "Sie bewundern unsere Bindung. Sie meinen, wir werden das hingebungsvollste Paar von allen."
Im Raum tauschten die anderen Blicke aus, die voller Spott und Häme funkelten. Aria entging nichts davon.
Es fühlte sich an, als würde ihr Herz in flüssigem Silber baden – der Schmerz war scharf, brennend, tödlich.
Gerade hatten sie über seine Affäre gelacht, und er verdrehte die Wahrheit, als ginge es um Bewunderung für ihre Liebe.
"Kane, ich hätte nie gedacht, dass du so mühelos lügen kannst", dachte sie bitter.
