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Kapitel 2

2: Ein Treffen

Camilles Standpunkt

Sein Blick verließ meinen nie und jede Sekunde schien sich in die Unendlichkeit zu erstrecken. Ich wusste nicht, was ich tun sollte: wie geplant gehen oder auf ihn zugehen? Mein Herz schlug wild und eine seltsame Hitze stieg in mir auf.

Dann machte er einen Schritt auf mich zu, als hätte er meine Gedanken gelesen. Dann noch einer. Mein Atem stockte, als er sich langsam näherte, jede Bewegung war von einer fast unwirklichen Eleganz erfüllt.

„Du bist anders“, flüsterte er und blieb ein paar Schritte von mir entfernt stehen.

Seine Stimme, tief und ruhig, berührte etwas in mir. Ich sah ihn fassungslos an. War das eine Frage? Eine Bestätigung? Ich wusste nichts darüber.

- Anders? wiederholte ich, unfähig, den Blick von ihm abzuwenden.

Er lächelte leicht und enthüllte ein dezentes Grübchen auf seiner rechten Wange.

- Ja. Du siehst hier wie niemand aus.

Ich blickte instinktiv nach unten, fühlte mich unter seinem durchdringenden Blick unwohl.

„Ich… ich bin mir nicht sicher, ob ich an meiner Stelle bin“, gab ich flüsternd zu.

Er beugte sich leicht nach unten, als wollte er meinen Blick noch einmal auf sich ziehen.

– Und doch sehe ich dich.

Diese einfachen, aber so eindringlichen Worte machten mich sprachlos. Mein ohnehin schon in Panik geratenes Herz schien aus meiner Brust platzen zu wollen.

—Warum bin ich hier? fragte ich schließlich und nahm all meinen Mut zusammen.

Er hielt inne, als würde er seine Worte abwägen. Dann streckte er mit einer langsamen Geste seine Hand mit geöffneter Handfläche aus wie eine Einladung.

— Vielleicht, um mich zu treffen.

Ich blieb stehen und kämpfte gegen den Aufruhr der Gefühle, der mich überwältigte. Wer war dieser Mann? Warum schienen seine Worte so tief in mir zu klingen?

„Weißt du…“, flüsterte ich mit zitternder Stimme, „ich bin nur eine Näherin. Nichts ist vergleichbar mit den Menschen, die Sie wahrscheinlich treffen.

Sein Lächeln wurde etwas breiter, aber dieses Mal schienen seine Augen in einem geheimnisvollen Glanz zu strahlen.

– Und ich bin einfach ein Mann, der deinen Weg gekreuzt hat und der dich nicht vergessen konnte.

Meine Wangen brannten. War es ein Witz? Schmeichelei? Aber sein Blick, eindringlich und aufrichtig, ließ keinen Zweifel an der Wahrheit seiner Worte.

„Du hast mir nicht geantwortet“, beharrte ich sanft. Warum hast du mich eingeladen?

Er trat einen Schritt näher und verringerte den Abstand zwischen uns fast auf Null. Ich konnte kaum atmen.

— Denn manchmal braucht es nur einen Moment, um zu wissen, dass jemand es verdient, dass die Regeln seiner Welt auf den Kopf gestellt werden.

Ich wusste nicht mehr, was ich antworten sollte. Seine Worte, seine Anwesenheit, alles an ihm schien unwirklich, fast zu schön, um wahr zu sein. Aber eines war sicher: In diesem Moment wollte ich nicht gehen.

Er streckte erneut seine Hand aus und dieses Mal ergriff ich sie. Seine Handfläche war warm, fest und beruhigend.

„Komm“, sagte er leise. Lass mich dir zeigen, dass du hierher gehörst, Camille.

Und ich folgte ihm, unfähig, dieser magnetischen Aura zu widerstehen.

Als ich ihm durch den Raum folgte, kam es mir vor, als würde ich in einem Wirbelsturm mitgerissen und aus der Zeit gerissen. Jeder Schritt schien mich ein wenig weiter von meinen Zweifeln wegzubringen, aber ich konnte nicht anders, als mich zu fragen, was ich hier mit diesem Mann machte.

Er führte mich auf einen offenen Balkon, wo das schwache Licht der Außenlampen einen Kontrast zum geschäftigen Treiben im Ballsaal bildete. Der kühle Wind streichelte meine Haut und beruhigte ein wenig den hektischen Schlag meines Herzens.

Er drehte sich zu mir um und lehnte sich leicht gegen das Geländer. In diesem sanften Licht wirkte sein Gesicht noch perfekter. Aber was mich am meisten beunruhigte, waren seine Augen: dunkel, tief, als ob sie Geheimnisse in sich trugen, die er mit niemandem teilte.

„Also, Camille…“, flüsterte er und brach die Stille. Was haltet Ihr von all dem?

Ich holte tief Luft und versuchte, meinen Geist zu beruhigen.

– Es ist… beeindruckend. Aber ehrlich gesagt verstehe ich nicht, warum ich hier bin.

Ein rätselhaftes Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus.

— Manchmal geht es nicht ums Verstehen, sondern ums Fühlen.

Ich runzelte verwirrt die Stirn.

– Fühlst du was?

Er hielt inne und ließ meinen Blick nicht los.

– Der Moment. Magie. Was ist jenseits unserer Grenzen?

Diese Worte hallten seltsam in mir wider, als berührten sie eine sensible Saite, die ich nie zu berühren gewagt hatte. Ich spürte, wie meine Hände leicht zitterten, und ich glaube, er bemerkte es, denn er streckte sanft seine eigenen aus.

– Du musst nichts beweisen, Camille. Sie sind hier, weil Sie es verdienen, hier zu sein.

Ich schüttelte den Kopf und konnte meine Verwirrung nicht verbergen.

— Aber warum ich? Du kennst mich nicht einmal...

Er näherte sich langsam und verringerte den Abstand zwischen uns. Seine Stimme senkte sich um einen Ton und wurde fast zu einem Flüstern.

– Und doch gibt es etwas in dir, das mich anzieht. Etwas Einzigartiges.

Ich spürte, wie meine Wangen unter seinem intensiven Blick heiß wurden. Ein Teil von mir wollte fliehen, aber ein anderer, stärkerer Teil hielt mich dort und hielt an seinen Worten fest.

„Du sprichst, als wäre ich jemand Außergewöhnliches“, sagte ich leise.

Er lächelte, dieses Mal mit einer entwaffnenden Sanftheit.

„Vielleicht bist du das, und du weißt es noch nicht.

Diese einfachen, aber so kraftvollen Worte erzeugten eine seltsame Wärme in mir. Es war, als würde mich zum ersten Mal jemand mehr als nur eine Näherin sehen.

Ich schaute nach unten und versuchte, die Emotionen zu verbergen, die in mir aufstiegen. Aber er ließ mich nicht entkommen.

„Camille“, fuhr er sanft fort, „das Leben hat eine seltsame Art, uns die richtigen Menschen in den Weg zu stellen.“ Und heute Abend habe ich mich für dich entschieden.

Diese Worte waren wie eine Schockwelle. Mein Verstand schrie mich an, vorsichtig zu sein und mich nicht von diesen verführerischen Worten mitreißen zu lassen. Aber mein Herz schlug in einem Tempo, das ich nie gekannt hatte.

Ich sah zu ihm auf und versuchte zu verstehen, was dieser Mann in mir sah. Aber alles, was ich in seinen Augen sah, war eine beunruhigende Aufrichtigkeit.

— Was wäre, wenn Sie sich geirrt hätten? Ich flüsterte, kaum hörbar.

Sein Lächeln wird etwas breiter.

– Dann wird es der größte Fehler meines Lebens sein.

Ein Schauer lief mir über den Rücken. Ich war hin- und hergerissen zwischen Angst und dem seltsamen Wunsch, seinen Worten zu glauben. Ich hatte noch nie etwas so Intensives gespürt.

Langsam streckte er seine Hand aus und strich über eine Haarsträhne, die mir ins Gesicht gefallen war. Diese einfache Geste versetzte einen elektrischen Schlag in mein ganzes Wesen.

— Camille, du bist etwas Besonderes. Und wenn Sie es erlauben, würde ich es Ihnen gerne beweisen.

In diesem Moment schien die Welt um uns herum zu verschwinden. Da war nur er, dieser bezaubernde Blick und diese Worte, die in mir wie ein Versprechen nachklangen.

Ich war mir über nichts mehr sicher, außer einer Sache: Dieses Treffen hatte bereits alles durcheinander gebracht, was ich über mich selbst zu wissen glaubte.

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