Kapitel 4 Die Folgen, mich zu täuschen
Helene zitterte am ganzen Körper. Sie hatte Angst vor Pascal, und diese Furcht war ihr tief in die Knochen eingebrannt, seit ihrer ersten Begegnung nach ihrer Volljährigkeit.
An jenem Tag fand die feierliche Amtseinführung des neuen Geschäftsführers der Backer Gruppe statt. Sie war gerade als Praktikantin ins Unternehmen eingetreten und stand ganz hinten in der Reihe, als sie Pascal sah, wie er von einer Menschenmenge umringt hereinkam.
Er trug einen perfekt geschnittenen schwarzen Anzug und ein makelloses weißes Hemd, das seine edlen Gesichtszüge und verführerischen Konturen noch mehr betonte. Er hielt eine Rede auf der Bühne und feuerte anschließend ohne zu zögern mehrere bestechliche Führungskräfte, die er sogleich zur Anzeige brachte, sodass diese ins Gefängnis wanderten.
Er handelte entschlossen und war gnadenlos. Nach seinem Amtsantritt gab es im Unternehmen eine radikale Umstrukturierung, und in jener Zeit lebten alle in Angst und Schrecken.
Lange danach sprachen die Angestellten mit Todesangst von ihm und nannten ihn den "gefühllosen Yama"!
Auch Helene hatte Angst.
Doch das Schrecklichere war, dass sie sich trotz ihrer Furcht unwiderstehlich zu ihm hingezogen fühlte.
In diesem Moment war sein Gesicht grauenerregend finster, noch bedrohlicher als vorhin im Innenhof.
Sie senkte den Blick und starrte auf seine tadellos gebügelten Hosenbeine. Sie dachte, dass er zu jeder Zeit makellos perfekt war, während sie immer die Elendeste blieb.
Dieser gewaltige Unterschied ließ sie noch deutlicher spüren, mit welchem Recht sie auf eine gute Behandlung von ihm hoffen konnte.
"Sprich!"
Die tiefe Stimme des Mannes strahlte ohne Zorn Autorität aus und erschreckte Helene so sehr, dass ihr Herz wild schlug. Sie wich seinem kalten Blick aus und wusste für einen Moment nicht, was sie sagen sollte.
Damals, nach der Fehlgeburt, hatte sie starke Blutungen erlitten und ihre Gebärmutter war beschädigt worden. Als sie später zur Nachuntersuchung ins Krankenhaus ging, sagte der Arzt ihr, dass sie in ihrem Leben kaum noch schwanger werden könne.
Nach der Untersuchung wollte sie Pascal davon erzählen, doch kaum hatte sie den Mund aufgemacht, wurde sie von dem wütenden Mann gewaltsam genommen.
Pascal starrte sie finster an, seine tiefen Augen, ließen keinerlei Regung erkennen und machten es unmöglich, seine Gedanken zu deuten.
Emma stand daneben und wagte kaum zu atmen. Vorsichtig begann sie: "Pascal, Helene spricht manchmal unüberlegt, sie wollte mich nur ärgern und hat Unsinn geredet..."
"Mama", unterbrach Pascal Emma mit eiskalter Stimme, "ich bringe Helene erst mal ins Krankenhaus zur Untersuchung. Ob sie absichtlich Unsinn geredet hat, werden wir nach der Untersuchung wissen."
Damit packte er Helenes Handgelenk und zerrte sie zum Parkplatz.
Emma hatte Pascal noch nie wütend gesehen und fühlte sich innerlich unruhig. Sie wollte folgen, scheute aber seine Wut.
Plötzlich wurde ihr klar: Wenn Helene wirklich unfruchtbar war, würde ihre Position in der Familie Backer vollständig zusammenbrechen.
So dominant sie auch vor Helene auftrat, es lag nur daran, dass Helene ihre leibliche Tochter war. Vor wirklich mächtigen Menschen konnte sie nur den Kopf einziehen, das war ihre Überlebensstrategie, die sie über die Jahre in wohlhabenden Familien gelernt hatte.
Während sie noch zögerte, hatte Pascal Helene bereits weit fortgezerrt.
Im Auto warf Pascal Helene auf den Beifahrersitz und fuhr zur Privatklinik.
Im Wagen herrschte Totenstille, nur das Brummen des Motors war zu hören. Helene spürte die Wut des Mannes neben sich, wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch.
Unterwegs gab er Helene eine letzte Chance.
"Von hier bis zum Krankenhaus sind es noch etwa dreißig Minuten. Du kannst also selbst entscheiden – ehrliche Geständnisse werden milder bestraft, Widerstand dagegen umso härter."
Helene wandte den Kopf und blickte hinaus ins Dunkel der Nacht.
Die Autoscheibe spiegelte ihr eigenes Gesicht wider – blass, angespannt, voller Unruhe.
Was sollte sie sagen?
Sollte sie sagen, dass sie ihn die ganze Zeit belogen hatte? Dass sie ihn zwei Jahre und sechs Monate lang wie einen Narren im Glauben gelassen hatte, die Pillen seien nur zur Verhütung? Dass jedes Mal, wenn sie die Nebenwirkungen ihrer Allergie ertrug, sie eigentlich nur den Preis für ihre eigene Lüge bezahlte?
Damals hatte sie bloß das verlorenen, ungeborenen Kind erwähnt – und schon war er außer sich vor Wut gewesen, hatte sie mit gnadenloser Härte genommen.
Das war das erste Mal, dass sie erfuhr, wie schrecklich er sein konnte, wenn er es darauf anlegte.
In jenem Moment wurde ihr bewusst, wie wichtig dieses Kind für ihn war. Und sie selbst war nur ein Gefäß, um dieses Kind auszutragen.
Wenn das Gefäß zerbrach, verlor es natürlich seinen Wert.
Sie biss sich fest auf die Unterlippe und sagte kein Wort.
Pascals Hand am Lenkrad wurde mit jeder verstreichenden Sekunde angespannter, die Adern auf seinem Handrücken traten hervor. Als vorne das rote Kreuz des Krankenhauses auftauchte, wusste er, dass sie nicht sprechen würde.
Der Wagen bog ins Krankenhaus ein und kam quietschend zum Stehen.
Pascal stieg aus, seinen ganzen Körper umgab eine Aura rasender Wut. Er zerrte Helene vom Beifahrersitz, packte ihr Kinn und zwang sie, den Kopf zu heben und ihm in die Augen zu sehen.
"Helene, du kennst die Folgen, mich zu täuschen."
Helene sah in seine Augen. Seine tiefgründigen Augen waren wie zwei bodenlose Seen, als wollten sie sie hineinsaugen und ertrinken lassen. Sie wandte den Blick ab und sah ihn nicht mehr an.
Pascal musste über ihre passive Widerstandshaltung lachen. Er trat einen Schritt zurück und lachte kalt auf. "Gut, ich will sehen, wie lange du noch störrisch bleibst."
Er packte ihr Handgelenk und zerrte sie ins Krankenhaus.
Die Privatklinik verfügte über komplette Ausstattung. Die gesamte gynäkologische Untersuchung dauerte nur zehn Minuten.
Im Büro der Gynäkologin saß Pascal auf einem Stuhl, seine vornehme und mächtige Ausstrahlung erfüllte den Raum mit bedrückender Atmosphäre.
Die Gynäkologin schluckte und wählte ihre Worte sorgfältig: "Herr Pascal, die Fehlgeburt Ihrer Frau hat zu einer Verdünnung der Gebärmutterschleimhaut und Verklebungen im Eileiter geführt, hinzu kommt die langfristige Einnahme von Verhütungsmitteln, wodurch ihr Progesteronspiegel unter dem Normalwert liegt. Daher... wird es künftig äußerst schwierig sein, schwanger zu werden. Sie sollten sich darauf einstellen."
Pascal hatte im Auto bereits etwas geahnt, aber er wusste nicht, dass Helenes körperlicher Zustand bereits so schlimm war. Und trotzdem hatte sie ihm kein einziges Wort darüber verraten.
Als die Gynäkologin sah, dass er schwieg und der Luftdruck im Raum bedrohlich sank, versuchte sie vorsichtig weiterzusprechen, da hörte sie den Mann vor ihr fragen: "Wann hat sie davon erfahren?"
Die Gynäkologin zögerte kurz, suchte in ihrem Computer nach Helenes Krankenakte und sagte: "Vor etwa zweieinhalb Jahren. Bei ihrer Nachuntersuchung wusste sie bereits Bescheid."
Bei diesen Worten verdüsterte sich Pascals Miene bedrohlich.
Zweieinhalb Jahre. Sie hatte ihn volle zweieinhalb Jahre belogen. Allein der Gedanke an die Verhütungspillen, die er ihr in dieser Zeit gegeben hatte, er glaubte, er demütige sie, dabei demütigte er letztlich nur sich selbst.
Was hatte sie damals wohl über ihn gedacht?
Hatte sie über seine Unwissenheit gelacht? Oder über seine Dummheit getrauert?
Die Gynäkologin sah sein erschreckend finsteres Gesicht und zögerte, bevor sie fortfuhr: "Außerdem haben wir bei der Untersuchung von Frau Helene festgestellt, dass sie allergisch auf die Verhütungspille reagiert."
Pascal stockte der Atem. Die Worte der Ärztin trafen ihn wie eine Nadel, die sich durch seine Kehle bohrte – dumpfer Schmerz, so stark, dass ihm schwarz vor Augen wurde und selbst das Atmen schwerfiel.
Mit einem "Rumms" blitzte und donnerte es draußen am Fenster, und ein Wolkenbruch setzte ein.
Helene kauerte auf dem Krankenhausbett, ihr Magen verkrampfte sich, ihre Wimpern zitterten. Pascal wusste jetzt die Wahrheit.
Was würde er mit ihr tun?
Würde er sich scheiden lassen?
Allein der Gedanke daran ließ den Schmerz in ihrem Bauch stärker aufflammen. Vielleicht wäre eine Scheidung gar nicht schlecht – keine gegenseitige Qual mehr, keine sinnlosen Kämpfe.
Für beide wäre es eine Erlösung.
Diese Ehe war von Anfang an ein Fehler gewesen. Jetzt kehrten sie nur auf den richtigen Weg zurück, jeder an seinen Platz.
Aber warum tat ihr Herz so weh?
Ein lauter Knall!
Die Zimmertür wurde gewaltsam aufgetreten. Helene fuhr erschrocken hoch und sah eine hohe Gestalt voller donnerndem Zorn ins Zimmer stürmen.
In diesem Moment waren seine Augen düster und brutal, er wirkte wie ein Dämon, furchteinflößend und bedrohlich.
