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Kapitel 2 Der Druck zur Schwangerschaft

Frau Greta hatte sich nie besonders um Enkel gekümmert. Früher, als noch keine ihrer Freundinnen Großmutter geworden war, hatte sie es nicht eilig.

Aber jetzt hielt Frau Tessa strahlend vor Glück Matz im Arm – Neid und Eifersucht nagte an Gretas Herz.

Warum sollte die Familie Gradl zuerst einen Enkel haben?

Helene presste kurz die Lippen zusammen, sagte aber nichts.

Sie dachte, Pascal würde wie immer eine Ausrede finden, um Frau Greta abzuwimmeln, doch er betrachtete sie nur mit kaltem Blick, ohne Anstalten zu machen, ihr zu helfen.

"Ich rede mit dir, warum schaust du Pascal an?" Frau Gretas Geduld war am Ende, ihre Stimme wurde schärfer. "Morgen gehst du mit mir ins Krankenhaus für eine Untersuchung, danach bleibst du zu Hause und bereitest dich auf die Schwangerschaft vor."

"Mama." Helene fühlte bittere Verzweiflung in sich aufsteigen. Mutter und Sohn – die eine drängte sie, schwanger zu werden, der andere wollte nicht, dass sie schwanger wurde. Sie saß zwischen den Fronten, wusste nicht, wohin. "Die Firma ist gerade sehr beschäftigt, ich kann mich nicht freimachen. Vielleicht in zwei Monaten..."

"Was hast du denn so viel zu tun? Würde die Firma ohne dich zusammenbrechen?" Frau Greta unterbrach sie barsch. "Helene, vergiss nicht, dass wir dir nur erlaubt haben, in die Familie Backer einzuheiraten, weil du Pascals Kind erwartet hast. Jetzt, wo das Kind weg ist, solltest du dich umso mehr beeilen, ein neues zu bekommen."

Diese Worte waren brutal ehrlich und grausam.

Helene wagte natürlich nicht zu vergessen – die Schwangerschaft vor der Ehe hatte sie an den Pranger gestellt. Jedes Mal, wenn Frau Greta das erwähnte, überkam sie tiefe Scham.

Pascal warf einen Blick auf ihr bleiches Gesicht und sagte beiläufig: "Morgen bringe ich sie ins Krankenhaus zur Untersuchung. Mach dir keine Sorgen, Frau Tessa scheint nach dir zu suchen."

Frau Greta folgte seinem Blick und sah tatsächlich Frau Tessa in ihre Richtung spähen. "Die will bestimmt wieder mit ihrem Enkel angeben. Ihr beide müsst mir Ehre machen, bekommt gefälligst Zwillinge, damit sie vor Neid platzt!"

Pascal: "..."

Nachdem Frau Greta gegangen war, begann Helenes Magen dumpf zu schmerzen. Sie sagte leise: "Ich gehe kurz zur Toilette."

Pascal runzelte die Stirn, als er ihr nachsah, eine grundlose Unruhe stieg in ihm auf. Er nahm sich ein Glas von einem Kellner und kippte es in einem Zug hinunter.

Der scharfe Alkohol brannte in seinem Magen und entfachte seine brodelnde Wut. Aus dem Augenwinkel sah er eine vertraute Gestalt ebenfalls den Festsaal verlassen.

Es war Arno.

Pascals Blick wurde augenblicklich gefährlich.

Als Helene aus der Toilette kam, hallte ein Klavierstück von Bach durch den Korridor. Sie wollte nicht in den Festsaal zurück, um die falschen Lächeln ertragen zu müssen, und ging stattdessen zum Innenhof.

Die Nacht hüllte alles ein, im Innenhof glänzten die Lichter. Gerade wollte sie eintreten, als sie bemerkte, dass bereits jemand dort war. Sie wollte umkehren, da hörte sie hinter sich eine vertraute Stimme: "Helene."

Die vertraute Stimme ließ Helene zusammenzucken. Pascals frühere Warnung hallte in ihren Ohren wider, sie beschleunigte hastig ihre Schritte.

Hinter ihr erklangen eilige Schritte, eine Gestalt versperrte ihr den Weg.

"Helene, willst du mich wirklich so sehr nicht sehen?"

Helene blickte auf und sah in Arnos gerötete Augen. Der verletzte und gekränkte Ausdruck darin ließ ihr Herz zusammenziehen.

"Arno, wir sollten uns nicht treffen."

Sie und Arno waren zusammen aufgewachsen. Arno war einen halben Monat älter als sie. Nachdem Frau Tessa Arno geboren hatte, war ihr Körper zu schwach gewesen, um ihn selbst zu stillen, also hatte sie ihn Helenes Mutter anvertraut.

Vielleicht war es diese besondere Nähe, die die Beziehung zwischen ihr und Arno immer einzigartig gemacht hatte.

Bis zu jenem Unfall vor drei Jahren...

Das Licht im Korridor war gedämpft, es ließ Arnos Blick auf sie umso heller und glühender erscheinen. Er packte erregt ihr Handgelenk. "Helene, geh nicht. Ich... ich habe dich so vermisst."

Eben im Festsaal hatte er sie aus der Ferne mit den Leuten von die Familie Backer gesehen. Er hatte gemerkt, dass Pascal sie schlecht behandelte – ihr Lächeln war steif, ihre Augen ohne Glanz.

Er bereute es zutiefst. Vor drei Jahren, als sie ihn am meisten gebraucht hatte, hatte er losgelassen.

"Arno, du hast zu viel getrunken." Helene riss ihr Handgelenk mit Kraft aus seiner Hand und ging an ihm vorbei. "Ich muss zurück."

"Helene!" Arno stand hinter ihr, voller Schmerz. "Ich weiß, dass du überhaupt nicht glücklich bist. Früher hast du so gern gelacht, aber heute Abend habe ich dich nicht ein einziges Mal lächeln sehen. Wie lange willst du noch so tun?"

Helenes Rücken versteifte sich. Bevor sie etwas sagen konnte, sah sie eine schlanke, aufrechte Gestalt, die langsam aus der Dunkelheit ins Licht trat.

Im Licht und Schatten wirkten die Züge dieser Person eiskalt, wie ein Dämon aus der Hölle.

"Ach ja?" Pascal blieb neben Helene stehen, sein Arm schlang sich besitzergreifend um ihre Taille und zog sie grob zu sich heran. Dann drehte er sich zu Arno um. "Ob sie glücklich ist oder nicht, scheint dich mehr zu interessieren als mich, ihren Ehemann."

Dabei senkte er den Kopf zu Helene, fasste ihr Kinn und starrte sie aus Augen voller Bosheit an. "Wie wär's, wenn ich direkt hier demonstriere, wie liebevoll wir als Ehepaar sind, damit er sich beruhigen kann."

Helene erschrak zutiefst, ihr Magen krampfte schmerzhaft.

Sie hatte Pascals Warnung nicht vergessen. Dass er sie jetzt allein mit Arno erwischte,wagte sie nicht daran zu denken, wie er sie bestrafen würde.

Arno sah, wie er Helene fast küssen wollte, seine Augen röteten sich vor Eifersucht. "Pascal, du liebst Helene doch gar nicht – warum lässt du sie nicht gehen?"

"Wer sagt, dass ich sie nicht liebe?" Pascals Arm um Helenes Taille zog fester zu, ihre Körper pressten sich aneinander. Seine Stimme wurde leichtfertig. "Komm schon, Schatz, erzähl deinem Sandkastenfreund, wie ich dich jede Nacht liebe und verwöhne."

Helenes Gesicht wurde bleich, sie hörte heraus, dass Pascal sie erniedrigte.

Arno war kein Dummkopf, auch er verstand. Pascal demütigte Helene absichtlich vor ihm, seine Wut kochte über. "Pascal, du Mistkerl..."

"Arno, geh bitte." Helene unterbrach Arno.

Sie roch den starken Alkoholgeruch an Pascal und wusste, dass seine Laune miserabel war. Sie hatte Angst, dass Arno blieb und ihn weiter reizte – am Ende würde nur sie selbst darunter leiden.

"Helene, du lässt dich von ihm so erniedrigen?" Arno war voller Verzweiflung. Die Person, die er auf Händen getragen hatte, wurde von einem anderen Mann so behandelt – er bereute es zutiefst.

"Das ist eine Sache zwischen uns als Ehepaar." Helene betonte absichtlich die Worte "Ehepaar".

Wie ein Eimer eiskaltes Wasser, das über ihm ausgegossen wurde, löschte es die lodernde Wut in Arnos Herz. Er betrachtete die beiden eng aneinander gepressten Menschen und erkannte endlich, dass er keinerlei Recht mehr hatte, sich einzumischen.

"Entschuldigung, ich habe mich zu sehr eingemischt." Arno taumelte davon.

Hinter ihr verklangen die wirren Schritte schnell in der Ferne.

Helene war innerlich bedrückt, als plötzlich Übelkeit aus ihrem Magen aufstieg. Sie stieß Pascal heftig zurück und stürzte zum Mülleimer, wo sie würgte.

Pascal erstarrte einen Moment, dann explodierte seine Wut. Er starrte auf die würgende Helene und sagte boshaft: "Was ist? Kaum hast du deinen alten Liebhaber getroffen, findest du mich schon widerlich?"

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