Kapitel 3
Enzo
Wir saßen alle am Frühstückstisch und frühstückten schweigend. Meine Tanten und Cousinen waren alle angereist, da Nonno sie vermisst hatte. Deswegen blickte er auch immer wieder liebevoll durch die Runde. „Ich hörte du wirst das Kloster besuchen?", fragte Nonno mich. Es wurde todstill am Tisch. „Ja", sagte ich knapp.
„Und was hast du mit diesem Kind vor das du groß gezogen hast?", wollte mein Nonno wissen. Er war überhaupt nicht begeistert gewesen als ich ihn vor neun Jahren erklärt hatte, das ich das Mädchen am Leben gelassen habe. „Ich überlege noch."
Nonno nickte. „Du hast dich damals entschieden sie zu behalten. Was du nun mit ihr machst ist deine Entscheidung. Ich werde dazu nichts sagen. Wenn du gedenkst sie zu heiraten..."
Ich hörte nicht mehr zu. Sie war ein verdammtes Kind. Mir ging ihr achtjähriges Gesicht nicht aus den Augen. Sie erwachsen vorzustellen war außerhalb meiner Willensstärke. Das einige dachten ich hätte sie aufgenommen um sie später für mich zu haben war falsch. Ich wollte sie nicht töten. Nicht das kleine hübsche Kind, das damals den Mut besaß mir in den Augen zu sehen und nach den Tod zu verlangen.
„Ich will nur das du heiratest. Mehr nicht. Wir brauchen einen Erben", erklärte Nonno weiter. Ich ignorierte ihn geschickt. Meine zurzeitige Affäre, die eine Bartänzerin war im übrigen, eignete sich nicht als Ehefrau. Ich wollte nur eine nicht exklusive Affäre. Das war am einfachsten.
Als ich fertig gefrühstückt hatte küsste ich die Hand des Capos und verabschiedete mich wie mein Caporegime auch.
„Also zum Kloster?"
„Nein sie müsste noch in der Schule sein", meinte Pietro zu Massimo.
Enrico schaute auf seinem Handy. „Sie hat heute lange Schule. Vielleicht überlegst du Abends zu gehen?", fragte er mich. Ich nickte, ich musste dann nur meine Pläne mit Aurelia auf Eis legen, aber das war auch wichtig.
Liliana
„Ich bekomme also eine offizielle Erlaubnis heute Abend feiern zu gehen mit meinen Freunden?", fragte ich Wimper klimpernd Mutter Agnes. „Was bedeutet offiziell?"
Ich biss mir auf die Zunge. Das ich mich hin und wieder raus schlich wusste sie ja nicht.
„Ich meinte, das du es wirklich erlaubst?"
Sie nickte. „Ja."
Ich machte einen Freudentanz, worauf sich Mutter Agnes bekreuzigte. Ich drückte ihr einen Kuss auf die Wange und umarmte sie fest. „Danke! Danke! Danke!"
Ich hüpfte umher und sie schüttelte nur den Kopf. „Bella wartet draußen. Ich gehe!"
„Sei pünktlich um neun zuhause."
Ich sehe sie schreck an. „Um zwölf."
„Zehn!"
„Elf!", grinste ich. Sie sagte nichts mehr. Ich hatte gewonnen. „Sie hat Ja gesagt!", rief ich Bella zu.
Sie hüpfte ebenfalls wie ich. „Yes!"
Wir stiegen in ihren Auto und sie fuhr los. „Zum Glück, ansonsten musstest du dich wieder rausschleichen. Jetzt kannst du ohne Sorge feiern."
„Ja", seufzte ich. „Endlich."
„Das letzte mal als dein Vormund dir die Studienfahrt verweigert hatte, hatte du von den Schwestern eine Jahreskinokarte geschenkt bekommen", sagte sie. Ja, ich erinnerte mich. Der Kinobesitzer hatte die Karte stark reduziert und Mutter Agnes sogar ein kostenloses Update gegeben, wodurch ich jedes mal Popcorn und ein Getränk umsonst bekam. „Was dieses Mal? Nur die Erlaubnis zum feiern?", fragte sie interessiert.
„Nun ich werde es nicht darauf beruhen lassen", lachte ich.
Bella seufzte. „Ich habe heute gesehen wie Mutter Agnes mit unserer Studienleiterin gesprochen hat. Sie war den Tränen nahe", flüsterte meine beste Freundin.
„Das letzte mal hatte ich es versteckt, aber diesmal hatte ich angefangen vor ihr zu weinen", gab ich zu.
„Du arme", sagte sie und legte eine Hand auf mein Knie um mich zu trösten.
„Mach dir keinen Kopf darüber. Ohne dich wird es überhaupt nicht toll."
„Schon gut", seufzte ich. „Lass uns einfach nur feiern."
„Yeah!"
Enzo
„Enzo", begrüßte mich Vater Christopher. „Hast du etwas zu berichten?"
„Nun sie nimmt jeden Sonntag am Sonntagsgebet teil. Mehr kann ich nicht sagen."
Ich nickte. „Gut. Bete für mich und meine Familie. Ich werde heute den Kloster einen Besuch abstatten."
Er nickte. Wir verließen die Kirche. Einige Novizinnen liefen uns über den Weg und die eine oder andere Nonne.
Ich klopfte an Mutter Agnes Tür. „Herein."
Sie saß hinter ihren Schreibtisch. Genau wie vor zehn Jahren als ich mit Liliana im Arm den Raum betreten hatte. Zwei Nonnen saßen vor ihr. „Enzo, was tust du denn hier?", fragte sie überrascht. Ich könnte schwören, sie wurde blasser als sie es sonst schon war und die dunkelhäutige Frau, die ich als Schwester Bianca im Kopf hatte, ebenfalls.
„Ich bin hier um mein Schützling zu sehen. Ruft sie doch bitte."
Die zwei Nonnen waren aufgestanden. Eine verließ sofort das Zimmer und Schwester Bianca deutete mir mich zu setzten. „Es ist zehn Uhr in der Nacht. Wieso kommen Sie an einem Tag nicht zurück?", fragte Mutter Agnes mich.
„Wieso sollte ich?", fragte ich kühn. „Ich will Liliana jetzt sehen."
„Sie ist aber nicht da."
Ich sehe sie mit schmalen Augen an. „Was genau hat das zu bedeuten?"
„Sie übernachtet heute das erste Mal bei ihrer besten Freundin!"
„Und wer gibt mir die Garantie das sie nicht bei einem Jungen ist und ihre Jungfräulichkeit verliert?", fuhr ich sie an. „Ich habe persönlich mit den Contis gesprochen. Bella ist die einzige Tochter und der Vater ist auf Geschäftsreise. Sie ist in der Obhut von Mrs. Conti."
Ich lehnte mich zurück. „Sollte Liliana nicht so sein wie ich sie bei ihnen abgeliefert hatte, wird St. Maria dafür büßen", versprach ich.
Mutter Agnes sah mich nur kalt an. „Wir haben uns gut um Lily gekümmert."
„Scheint als wäre die Erziehung nicht wie abgesprochen gelaufen. Ich will sehen in welche Kammer sie schläft."
Beide wurden noch etwas blasser. „Jetzt!", knurrte ich.
Mutter Agnes stand auf und bat mich ihr zu folgen. Sie führte mich und meine Männer in den Gängen der Schlafräume. Sie stieß eine Doppeltür auf und blieb stehen. Ich verengte erneut die Augen. „Das nennen Sie Kammer?"
„Nun Liliana hat ihr Zimmer nachdem sie Harry Potter geschaut hat als die Kammer der Träume getauft."
Ich starrte sie wütend an.
„Ich habe viele reiche Kontakte, aber keines der Kinder hat solch ein Zimmer wie sie. Ich hatte gesagt sie soll bodenständig und gottesfürchtig aufwachsen! Was zur Hölle ist das?" Ich deutete auf ihren XXL Schminktisch, Schmuck, Make-up und anderer Kram lag darauf und es war nicht wenig. „Und wen gehören diese zweistöckigen Bücherregale? Ist das eine Bibliothek?", fragte ich verwirrt.
Pietro schien sich sehr interessiert einige Bücher anzusehen bis er anfing zu lachen. „Bist du dir sicher, dass das ein Kloster ist. Die kleine liest Erotik!"
Ich sehe ihn fassungslos an und trat zu ihm. Die von ihm gezeigten Bücher zog ich aus dem Regal. Es war nur Blumen und Glitzer zu sehen. Laut Klappentext eher ein Thriller. „Woraus fasst du, das es ein Erotik Roman ist?", fuhr ich ihn an. „Nun diese Autorin schreibt nur mal Thriller-Romance mit einem Haufen Spice darin und die Hälfte ihrer Bücher ist nicht anders."
Ich drehte mich zu Mutter Agnes, die sich bekreuzigte und Schwester Bianca ebenfalls. Dieses Zimmer war keine Kammer. Nicht mal ich hatte so ein großes Zimmer gehabt als ich bei Nonno gelebt hatte. Ein verdammt großes Bett, eine Treppe die nach oben führte, von da aus konnte man die oberen Bücher fassen. Ich stieg die Treppen hoch. Ein Schreibtisch, Stuhl, Sofa und Fernseher waren hier. Unten waren ein begehbarer Kleiderschrank. Ich ging wieder nach unten und öffnete ihren Kleiderschrank. „Enzo, ich bitte dich. Es gibt etwas wie Privatsphäre!", meinte Mutter Agnes laut. Sie konnte mich grade mal. Ihr Kleiderschrank war voll mit modernen Kram. „Diese Kleidung hat sie niemals von ihnen gekauft bekommen. Woher hat sie sowas?"
„Bella Conti ist die beste Freundin von Lilly. Ihre Eltern sind sehr großzügig und spenden immer wieder mal in die Klosterkasse. Außerdem kaufen Sie Lilly alle paar Monate neue Kleidung, Schuhe und Schmuck sowie jeden Monat einige Bücher."
Ich knirschte mit den Zähnen. „Sie haben mich hintergangen Mutter Agnes. Sie werden es bereuen!"
„Was braucht ein Mädchen in Lilys Alter?", fragte sie mich ernst. „Was wollen Sie damit sagen? Das sie all diesen Kram braucht?", fragte ich sie wütend. „Sie haben sie verwöhnt und jetzt muss ich sie vom hohen Ross herunter holen. Ist ihnen klar, das sie Lillys Leben schwerer gemacht haben als es eigentlich sein sollte? Kann sie jetzt eine unterwürfige und fügsame Ehefrau werden?"
Mutter Agnes wir Schwester Bianca wurden kreidebleich. „Haben wir sie deswegen aufgezogen? Damit du sie ..."
„Ja, damit ich sie eines Tages an jemand vermählen kann, der mir zu nutze ist. Und sie haben aus ihr was genau gemacht? Miss Feminismus?"
„Nun, ja", sagte Schwester Bianca kühl. Ich schüttelte zornig den Kopf. „Ich komme nächste Woche wieder und dann sollte sie hier sein, ich muss mit ihr sprechen!"
Wütend verließ ich das Kloster.
