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Kapitel 2

Blut strömte aus der tiefen Wunde an meinem Rücken, rann mein Schlüsselbein hinunter und sickerte in den Teppich, wo es sich mit dem überwältigenden Rosenduft vermischte.

Ben hielt mich immer noch am Boden fest. Sein Knie drückte direkt auf die Stelle, an der mich vor einigen Tagen die Kralle eines streunenden Wolfes aufgeschlitzt hatte.

Jetzt riss er sie wieder auf - Stück für Stück.

Der Schmerz war so intensiv, dass ich kurz davor war, ohnmächtig zu werden. Aber ich zwang mich, bei Bewusstsein zu bleiben. Wach zu bleiben. Denn wenn ich jetzt nachgab, würde das einer Kapitulation gleichkommen.

Er wusste es nicht. Oder noch schlimmer - es war ihm egal.

„Entschuldige dich, Susan.“ Ben sah mich von oben herab an, seine Stimme klang kalt und befehlend, als würde er einen ungehorsamen Beta zurechtweisen.

„Du hast Chloe verletzt. Du musst die Verantwortung für deine Unbesonnenheit übernehmen.“

Ich hörte fast, wie mein Herz brach.

„Ihr geht es gut“, sagte ich durch zusammengebissene Zähne und drückte mich mit zitternden Armen vom Boden hoch. Blut tropfte zwischen meinen Fingern hindurch. „Sie ist von selbst gefallen. Es ist dieses verdammte Parfüm, synthetische Rose. Ich bin allergisch. Du wusstest das. Oder hast du es vergessen?“

Bens Gesicht blieb hart.

„Du hättest trotzdem nicht gewalttätig mit ihr werden dürfen. Chloe wollte dich nur umarmen. Du hast sie gestoßen.“

„Ist schon okay, Papa ... Es tut nicht so weh“, sagte Chloe süßlich und wedelte mit ihrem aufgeschürften Ellbogen vor ihm.

Es war nur ein kleiner Kratzer. Oberflächlich.

Aber Ben nahm trotzdem ihre Hand, als wäre es eine tödliche Wunde.

„Ich rufe die Heilerin.“

Dann drehte er sich wieder zu mir um.

„Entschuldige dich.“

Ich atmete scharf ein. Der Schmerz in meinem Rücken war jetzt unerträglich. Er durchzog mich wie Feuer und Messer. Ich hob den Blick und fixierte Chloe.

Sie lehnte sich an Bens Brust und tat schwach, aber ich sah es - diesen Anflug von Triumph in ihren Augen.

Wie ein perfektes kleines Mädchen zupfte sie sanft an Bens Ärmel, doch ihr Lächeln verzog sich - nur für mich sichtbar.

Meine Glieder zitterten. Mein Körper gab auf. Meine Lungen brannten nach Luft.

Aber ich zwang die Worte heraus, rau und gebrochen: „... Es tut mir leid.“

Vier Silben.

Jede schärfer als die letzte, als würde man Glas durch die Kehle ziehen.

Erst dann ließ Ben mich los. Er hob Chloe in seine Arme und tröstete sie sanft.

„Oh, weine nicht.“

Chloe wimmerte leise, ihr Gesicht an seine Schulter geschmiegt. Doch keine einzige Träne lief über ihre Wange.

Ich lag auf dem Boden, keuchte und spürte, wie der Schmerz jeden Zentimeter meines Körpers durchdrang. Mein Verstand begann zu schweben, meine Gedanken lösten sich auf.

Mein Blut sammelte sich unter mir, wurde dicker und dunkler.

Und endlich - Ben bemerkte es.

„Warum blutest du so stark?“

Ich hatte nicht die Kraft, ihm zu antworten.

Dann höhnte er, als würde ich schauspielern.

„Versuchst du jetzt, mir ein schlechtes Gewissen zu machen? Was, denkst du, wenn du vor mir verblutest, kannst du mein Mitleid gewinnen?“

„Hey, selbst wenn du hier stirbst, Susan, erwarte kein Mitleid von mir.“

Er ging weg.

Chloe immer noch in den Armen, ohne mir einen einzigen Blick zu schenken.

Aber das war in Ordnung.

Ich brauchte sein Mitleid nicht mehr.

Denn sehr bald würde ich fort sein.

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