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Kapitel 1

Mara:

Ich saß auf dem Rücksitz eines Streifenwagens. Ich guckte aus dem Fenster und sah die Häuser und Menschen an mir vorbeiziehen. Ich wandte den Blick ab und fokussierte mich auf das Gespräch der Polizisten. Am Anfang hatten sie noch probiert mit mir ein Gespräch anzufangen, aber ich hatte sie ignoriert. Die Beiden unterhielten sich über einen Einsatz, den sie vorher hatten. Mich interessierte das Gespräch nicht, weswegen ich anfing die Regentropfen zu zählen welche die Fensterscheibe herunterliefen.

Die Regentropfen verschwammen und ich sah wieder das Bild meiner Mutter. Der kalte Ausdruck in ihren Augen. Was hat sie als Letztes gedacht? Dachte sie ich sei schuld?

Ich konzentrierte mich wieder auf die Regentropfen und lauschte dem Gespräch der Polizisten. Der jüngere Polizist drehte sich zu mir um und versuchte erneut ein Gespräch anzufangen.

"Du hast deinen Vater bei dem Autounfall verloren, oder?"

Ich überlegte, ob ich ihn wieder ignorieren sollte, entschied mich aber dagegen.

"Ja."

Meine Stimme war heiser vom Schreien.

"Ist noch jemand verletzt worden, mir wurde gesagt es waren andere mitbeteiligt."

Der Polizist guckte mich Mitleidig an.

"Leider ja. Ein Ehepaar und ihre Tochter. Nur sie hat überlegt. Sie müsste in deinem Alter sein."

Mir tat das Mädchen leid. Wir beide hatten unsere Eltern verloren. Und beide Male war ich schuld. Der Ältere von Beiden räusperte sich und schaute mich über den Rückspiegel an.

"Wenn du möchtest, können wir kurz vorbeifahren. Ich glaube ihr Name war Taryn."

Mein Herz fing an zu rasen. Meine Atmung wurde schneller. Es war schlimmer als der Moment, indem ich meine Mutter gesehen hatte. Der Jüngere nahm meine Reaktion falsch war und guckte panisch zum anderen.

"Wir sollten nicht hinfahren."

Ich geriet in Panik und fing an die Polizisten anzuschreien.

"Fahren sie sofort zum Krankenhaus. Sofort!"

Der jüngere Polizist guckte mich überrascht an und wollte gerade etwas erwidern, doch der Ältere machte eine hundertachtziggrad Wendung auf der Straße und schaltete das Blaulicht an. Ich guckte wieder aus dem Fenster und sah die Stadt vorbeiziehen. Nach wenigen Minuten sah ich ein Schild, welches mir mitteilte, dass das Krankenhaus nicht mehr weit entfernt war. Das Auto fuhr um eine Kurve und hinter einem kleinen Wald konnte ich ein Teil des Krankenhauses sehn. Der ältere Polizist hielt an einer Schranke. Der Jüngere drehte sich zu mir.

"Wir sind gleich da, wir müssen nur warten, bis jemand vom Personal kommt."

Ich konnte nicht mehr warten, also schnallte ich mich ab und stieg aus dem Auto. Ich schloss schnell die Tür und schaute mich im Regen nach dem Eingang um. Ich entdeckte das Eingangsschild und rannte los. Ich hörte die Autotüren des Polizeiwagens und die Polizisten riefen mir Dinge hinterher. Ich rannte trotzdem weiter. Die Regentropfen weichten meine Klamotten durch, aber ich spürte die Kälte nicht. Ich spürte rein Garnichts außer die nackte Angst, die mich seit heute Morgen begleitete.

Ich kam am Eingang an und drückte die schwere Glastür mit aller Kraft auf. Ich lief weiter zum Tresen.

"Vorhin wurde hier ein Mädchen Taryn eingeliefert. In welchem Zimmer liegt sie?"

Die Frau am Empfang sah mich leicht verstört an. Ich konnte es ihr nicht verübeln, ich musste schlimm aussehen.

"Sie liegt im Raum 207, aber sie darf nicht besucht werden."

Mir war egal ob sie darf oder nicht. Ich wusste sie braucht mich jetzt. Und ich brauchte sie auch. Ich suchte den Raum nach Schildern ab, die mir den Weg zeigten. Über der Eingangstür zeigte ein Pfeil nach oben mit den Zahlen 100 – 300. Ich rannte wieder los, die Treppe rauf. Oben angekommen bog ich rechts ab und lief weiter durch den Gang. Ich suchte im vorbei gehen die Nummer ab.

204,,205,..206,..207

Gefunden. Ich drückte die Klinke runter und stürmte in das Zimmer. Das Zimmer war Blutrot. Geschockt stützte ich mich an der Wand ab. Ich spürte etwas Schmieriges an meiner Hand. Blut. Hinter mir fing jemand an zu lachen. Ich drehte mich um und blickte in dunkelgrüne Augen. Mike. Er fing an zu grinsen.

"Mensch die gute alte Ryna. Ihr Blut ist doch eine schöne Farbe für ein Zimmer findest du nicht?"

In mir stieg die Übelkeit auf und mir wurde schwindelig. Er konnte nicht da sein. Es ging nicht. Ich hatte gesehen, wie er verhaftet wurde.

"Warum bist du hier? Was hast du hier zu suchen? Was hast du getan!"

Er fing wieder an zu lachen.

"Ich habe Garnichts getan. Du bist schuld nicht ich. Du hast sie umgebracht, sie alle."

Mir stiegen Tränen in die Augen. Ich hatte niemanden umgebracht. Niemanden. Das ist nicht real. Es darf nicht real sein. Nichts vom dem was hier gerade passiert ist richtig. Mein Blick wurde unscharf und ich stürzte nach vorne.

Schweißgebadet setzte ich mich hin. Mein Puls raste. Ich probierte mich zu beruhigen und zählte von 10 runter. Langsam entspannte sich mein Herzschlag und ich legte mich wieder hin. Es war nur ein Albtraum.

Einer von vielen.

-

Mein Wecker klingelte. Ich öffnete genervt meine Augen und schaltete den Wecker aus. Ich hatte wieder einen meiner Albträume. Ich seufzte und stieg aus meinem Bett. Mein Blick viel auf die Packung der Schlaftabletten, die ich letzte Nacht eingenommen hatte. Es klopfte an meiner Zimmertür. Schnell nahm ich die Verpackung und stopfte sie unter mein Kopfkissen, ehe die Tür aufging. Ryna stand mit einem Lächeln in der Tür. Sie kam in mein Zimmer und drehte sich einmal.

"Und wie findest du es?"

Ryna trug eine schwarze Hose, die um Oberschenkel eng geschnitten war und ab den Knien breiter wurde. Dazu noch ein Oversized T-Shirt und eine leichte Jacke.

"Du bist wunderschön wie immer. Nur ich hoffe dir ist bewusst das wir einen Dresscode befolgen müssen."

Rynas guckte mich geschockt an.

"Oh Shit. Wo steht das denn?"

Ich legte mich wieder auf mein Bett und schloss die Augen.

"In der E-Mail die wir beide letzte Woche bekommen haben."

Ich hörte wie Ryna meine Kleiderschranktür öffnete.

"Weißt du schon was du was du anziehst?"

Ich verdrehte die Augen. Wie kann ein Mensch um diese Uhrzeit so viel Energie haben.

"Ja habe ich."

Eigentlich hatte ich nicht, aber ich hatte keine Lust das ich jetzt mit ihr Modenshow spielen darf. Ryna schloss meinen Schrank und ging Richtung Tür.

"Ich geh mich umziehen und kümmere mich um das Frühstück, also bist du für Marc verantwortlich."

Ich nickte bloß. Man musste sich nicht wirklich um Marc kümmern. Er war fast 15. Das Einzige was ich machen musste war aufpassen das er aus dem Bett kam. Ich schmiss das Kissen wieder an Ort und Stelle und ging aus meinem Zimmer. Marcs Zimmer lag am Ende des Flurs, direkt neben der Treppe, die nach unten führte. Ich klopfte an.

"Marc steh auf."

Ich wartete etwas als mein Handy aufleuchtete. Eine Nachricht von Marc. Damit wusste ich er war wach und ging zurück in mein Zimmer. Ich öffnete die Fenster und ging in das Bad, welches an mein Zimmer angeschlossen war. Im Bad trat ich an das Waschbecken und nahm mir meine Zahnbürste. Während ich mir die Zähne putzte, ging ich zurück in mein Zimmer, um mein Handy mit den Lautsprechern zu verbinden. Die Musik dröhnte aus den Boxen und ich ging zurück in das Badezimmer. In Gedanken dankte ich nochmal dem Architekten, dass die Räume schalldicht waren. Nachdem ich fertig mit Zähne putzen war und mich frischgemacht hatte, ging ich zu meinem Kleiderschrank. Da die Kleiderordnung speziell war und es heute nicht allzu warm werden sollte, entschied ich mich für ein roten Rock und ein enges schwarzes T-Shirt mit langen Armen. Da es in den Regeln keinen Punkt zum Thema Make-up gab dachte ich mir, das was mir an Outfit fehlt, gleich ich mit dem Make-Up aus. Ich zog mir einen Eyeliner und machte mir ein wenig roten Lidschatten auf die Innenseite meines Augenlieds. Dazu kam noch schwarzer Lippenstift und geglättete Haare. Ich legte mir noch meine Ringe an und schloss die Fenster. Nachdem ich meinen Rucksack gepackt hatte, machte ich mich auf den Weg in die Küche. Marc saß am Frühstückstisch und schmierte sich ein Brot. Ryna suchte etwas im Kühlschrank. Als Marc mich sah fing er an zu lachen.

"Das was du nicht darfst machst du wieder weg indem du ausreizt was du darfst. Stimmts?"

Ich lächelte.

"Natürlich."

Ich ging zu Marc und wuschelte ihm durch die Haare.

"Morgen großer."

Er lächelte und fuhr sich durch die Haare, um sie zu richten.

"Morgen Mar."

Ich setzte mich an den Tisch, gegenüber von Marc und schüttete mir Joghurt mit Früchten in eine Schüssel. Ryna schloss den Kühlschrank und setzte sich zu uns. Als sie mich sah fing sie an den Kopf zu schütteln und trotzdem grinste sie.

"Nur du schaffst es die Kleiderordnung einzuhalten und trotzdem das sich alle drüber aufregen. Ich seh schon, wie sie die Kleiderordnung nur wegen dir noch verschärfen werden."

Ich schob mir einen weiteren Löffel meines Joghurts in den Mund. Mit vollem Mund fuchtelte ich mit meinem Löffel vor ihrem Gesicht rum.

"Das ist mir so egal wie das Wetter auf dem Mond. Sollen sie machen, dann find ich halt eine andere Chance den aufm Keks zu gehen."

Ich zuckte mit den Schultern und aß in Ruhe auf. Nachdem ich fertig war,füllte ich den Geschirrspüler. Die anderen beiden hatten in der Zeit ihre Sachen zusammengesucht und zu dritt gingen wir in Richtung Tür. Ich zog mir schnell meine Schuhe an und schnappte mir Schlüssel, Handy und meinen Rucksack. Ryna stellte die Alarmanlage an und Marc machte sich auf den Weg zum Auto. Ich schloss die Tür hinter mir und schmiss meine Sachen in meinem schwarzen Herando. Den Lamborghini hatte ich zu meinem 16-jährigen Geburtstag bekommen. Ich setzte mich ans Steuer und nachdem alle angeschnallt waren, fuhren wir vom Grundstück in Richtung Schule.

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