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The Real Criminal

68.0K · Vollendet
J. Sofie
24
Kapitel
9.0K
Lesevolumen
9.0
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Zusammenfassung

Kann man einen Kriminellen lieben? Zwei Jahre - so lange saß Colyn Whittmore ein Verbrechen im Gefängnis ab. Nun wird er entlassen und lässt die Einwohner Hollywoods mit offenem Mund dastehen. Auch Kathryn Cooper - die Abteilungsleiterin für das Modemagazin der Whittmore Industries. Da sie in dem Unternehmen von Colyns Vater arbeitet, kreuzen sich die Wege der zweiundzwanzig-Jährigen und die des Verbrechers öfter, als Kat zu Anfang lieb ist. Sie entscheidet, dass es das Beste ist, sich von Colyns Stiefbruder zu trennen und bricht ihm das Herz, da sie schon bald merkt, dass ihres für jemand anderen schlägt. Doch dann passiert ein Mordfall und plötzlich beginnen sich die angestauten Geheimnisse zu lüften, während Kathryns emotionale Stabilität auf die harte Probe gestellt wird ...

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Prolog

Vor zwei Jahren

 

   »Guten Tag, Miss. Bitte setzen Sie sich.«, sagte der Mann, der ihr die Tür aufhielt und sie hinter ihr wieder schloss. Ein dumpfer Ton hallte im schalldichten Raum wider und ließ eine Gänsehaut über ihren Körper wandern. Sie setzte sich zuerst und er tat es ihr dann gegenüber auf der anderen Seite des Tisches gleich. Nun war es Zeit für die detailreiche, abartige und nackte Wahrheit. »Ich bitte Sie, laut und deutlich zu sprechen, damit man die Informationen später aus der Gesprächsaufnahme mühelos heraushören kann.« Sie nickte. Er schob ein kleines, aus Kunststoff und Metall verarbeitetes, Aufnahmegerät in die Mitte des Tisches und drückte einen Knopf auf diesem. »Wie lautet ihr voller Name, Miss? Stellen Sie sich vor.«

   Sie räusperte sich und drehte ihre Stimmbänder innerlich auf ein hohes Volumen. »Mein Name ist Lauren Harper, ich bin sechzehn Jahre alt und jobbe neben der Schule als Model im Unternehmen Whittmore Industries.« Ihre Stimme klang schwach, doch sie war verständlich und laut genug.

   »Ms. Harper, man sagt, es geschah nach den Shootingaufnahmen für das neue Mode-Magazin der Whittmore Industries. Erzählen Sie mir, was genau geschehen ist und zu welchem Zeitpunkt es war.«

   Sie atmete tief ein und dann wieder aus. »Das stimmt. Es war abends, kurz nach achtzehn Uhr. Mein Shooting war gerade vorüber, als ich mich zu den Umkleidekabinen begab. Ich war die Letzte für diesen Tag und deswegen war schon alles leer im Flur und auch im Umkleideraum. Ich spürte, wie mir irgendjemand folgte, als ich den Raum betrat. Als ich mich umgedreht hatte, um in den Flur zu schauen, stand plötzlich jemand direkt vor mir. Ein Mann. Er war groß und muskulös, was ihm dazu verholfen hatte, mich gewaltsam weiter in den Umkleideraum zu drängen. Er war brutal und hat an mir Verletzungen hinterlassen. Ich habe mich mit Tritten und Schreien gewehrt, aber er hat seine Hand auf meinen Mund gepresst und mich in die Ecke des Raumes gezerrt.« Sie hielt inne, spürte wie ihre Augen gläserner wurden und blinzelte die Tränen weg. Eine lief ihr jedoch über die Wangen und sie trocknete diese schnell mit ihrem Handrücken.

   »Was ist dann passiert? Sind Sie gerade in der Lage, mir das zu berichten oder brauchen Sie eine kurze Pause?«

   »Nein, ich schaffe das.«, sagte sie und fühlte sich mutig und stark. Sie war ein starkes Mädchen, das nach dem Trauma ihres Lebens in einem stählernen, quadratischen und schalldichten Raum zusammen mit einem völlig fremden Mann über den Vorfall vor wenigen Tagen redete. »E-er hat mich in der Ecke gegen die Wand gedrängt. Zwischendurch verpasste er mir Schläge am Körper und im Gesicht, damit ich mich bloß nicht weiter wehrte. Seine andere Hand befand sich immer noch auf meinem Mund. Mit der Freien hat er mir meine Shorts, die ich für das Shooting getragen hatte, ausgezogen und dann-« Sie schluchzte, wodurch ihre Stimme brach und sie legte ihr Gesicht in die Hände, welche ihre Tränen auffingen. Sie war doch nicht so stark, wie sie glaubte, doch nun hatte es bereits begonnen, also musste sie es auch zu Ende bringen.

   »Sprechen Sie es aus.«, forderte er. Sie brauchen die Bestätigung, natürlich, dachte sie sich.

   Sie schaute aus ihren bereits klatschnassen Händen hoch, welche sie unter dem Tisch an ihrer Hose abtrocknete.

   »Er hat mich vergewaltigt.«

   »Wie sah der Täter aus, Ms. Harper?«

   »Er war groß, ich denke eins neunzig, und muskulös, bestimmt doppelt so breit wie ich. Aber diese beiden Fakten habe ich bereits grob genannt.« Ihre Finger verknoteten sich unter dem Tisch miteinander.

   »Welche Haarfarbe hatte er? Wie sahen seine Haare aus?«, hakte er nach.

   »Braun. Fast schwarz. Sie waren ein einziges Chaos.«

   »Welche Augenfarbe hatte er? Was haben seine Augen über ihn ausgesagt?«

   »Er hatte blaue Augen. Sie waren blau wie der Ozean, in dem man ertrank - in dem ich ertrank. Mit ihnen zog er mich in seinen Bann. Sie loderten und wirkten gefährlich. Sie waren furchteinflößend.« Nur der Gedanke an diese ozeanblauen Augen ließ sie erneut in ihnen untergehen. Ihre Sicht war benebelt und sie fand sich in ihren Gedanken Tage zuvor in der Umkleidekabine wieder. In der Ecke an die Wand gepresst, untenrum nackt und ein Mann vor ihr. Er zerfraß sie mit seinen Blicken und ließ nichts als eine einzige Sache in ihr erwecken; die Tatsache, die Unveränderbarkeit, die Wahrheit:

Wehrlosigkeit.

   Sie war wehrlos ihm gegenüber und das war es, was ihr am meisten Angst bereitet hatte. Sie  hatte sich nicht verteidigen und schützen können.

   »Wie hatte er auf Sie ausgewirkt? Erläutern Sie mir seine Ausstrahlung.«, holte er sie wieder in das Hier und Jetzt zurück.

   Sie blinzelte wenige Male, bis sie wieder zu sich gefunden hatte. »Selbstsicher; er wusste was er wollte und wusste ebenfalls, dass er es bekommen wird. Mächtig; er hatte die Macht über mich und ich war wehrlos. Unberechenbar; ich weiß nicht, was geschehen wäre, hätte ich mehr unternehmen können, als meine dumpfen Schreie gegen seine Handinnenfläche oder die nichtsbewirkenden Tritte gegen seine große Gestalt. Mir war nicht bewusst, wie er reagiert hätte, und bis jetzt weiß ich es auch nicht. Ich wusste nie, was er als nächstes getan hatte, denn dann war es schon geschehen und ich konnte es nicht rückgängig machen. Er wirkte gefährlich und das war er auch.«

   »Nun, Ms. Harper«, er stützte seine Unterarme auf den Tisch und beugte  sich über diesen weiter zu ihr herüber, »Wer war er?«

   »Colyn Whittmore.«