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Kapitel 9: Der junge Herr der Warlord-Familie

Auf der Wache saß Theres Staudinger mit mieser Laune auf einem Stuhl.

Absurd.

In Oredale mit seinen strengen Gesetzen war sie nicht verhaftet worden.

Im vergleichsweise liberalen Ausland wurde sie nun eingesammelt.

Georg Teschner saß neben ihr, sein Gesicht war ebenfalls finster, eine gefährliche, dunkle Aura umgab ihn.

Seit sie ihn kannte, hatte er sich stets lässig und locker gegeben. Zwar waren seine Worte manchmal frech, aber sein Temperament schien gediegen.

Das war das erste Mal, dass sie ihn richtig wütend sah.

Das konnte man aber nachvollziehen - niemand war guter Laune, wenn er auf die Wache geschleppt wurde.

In diesem Moment erklang neben ihr die gedämpfte Stimme des Mannes: "Du kennst mich nicht?"

Theres Staudinger sah ihn fragend an. "Bist du berühmt?"

Georg Teschners Miene wechselte zwischen hell und dunkel. "Du hast mich damals also nicht ausgewählt, weil ich dir bekannt vorkam? Sondern nur, weil du mich gutaussehend und gut gebaut fandest?"

Theres Staudinger war noch verwirrter. "Was denn sonst? Wer sucht sich schon einen Bekannten für seinen eigenen Geliebten aus? ... Moment, warum sollte ich dich überhaupt erkennen? Kannten wir uns?"

"Nein." Georg Teschner wandte den Kopf ab, sein Gesicht wurde noch finsterer.

Theres Staudinger sagte: "Siehst du. Mein Gedächtnis ist zwar nicht das beste, aber du siehst so markant aus - wären wir uns begegnet, würde ich mich erinnern."

"Ha." Georg Teschner ließ ein kurzes, kaltes Lachen hören.

Während die beiden redeten, fuhr draußen vor der Wache eine Kolonne von Jeeps vor, darunter mehrere gepanzerte Fahrzeuge, die die Wache abriegelten.

Eine Horde bewaffneter Männer stieg mit Sturmgewehren aus den Fahrzeugen und stürmte aggressiv in die Wache.

Zuerst dachten die Polizisten, es handle sich um Randalierer, und wollten Verstärkung anfordern, um sie zu vertreiben.

Doch als sie sahen, wer aus den Autos stieg, wurden die Polizisten kreidebleich, ihre Augen voll panischer Angst.

Das waren Leute der Familie Austin!

Die Familie Austin war eine berüchtigte Warlord-Dynastie, die halb Osteuropa beherrschte.

Ihr Einfluss war so groß, dass sie sogar die reguläre Armee in den Schatten stellte.

In den von der Familie Austin kontrollierten Gebieten gab es zwar Regierungsstellen, doch die mussten sich nach den Austins richten.

Diese Wache hier hatte sich stets korrekt verhalten und nie Anstoß mit der Familie Austin gehabt. Warum zog die Familie Austin jetzt plötzlich so viele Leute zusammen, um die Wache anzugreifen?

Einige junge, neue Polizisten waren bereits vor Angst wie gelähmt.

Die erfahreneren Polizisten waren innerlich am Rotieren, konnten aber noch die Fassung wahren und rannten zum Polizeichef.

Als der Chef hörte, dass die Wache von den Austins umstellt war, stolperte er vor Schreck und rannte dann panisch raus.

An der Tür näherte sich bereits jemand mit einem Trupp.

"Mein Herr, warum so viel Aufwand? Falls die Familie Austin etwas von der Polizei braucht, werden wir alles tun!"

Der Chef lächelte überschwänglich und fragte unterwürfig.

Kaum hatte er ausgesprochen, wurde er vom Anführer mit einem Tritt weggeschleudert.

Der Chef wurde nicht wütend, sondern rappelte sich auf und lobte mit breitem Grinsen: "Mein Herr, was für eine Trittkraft - wahrlich ein Talent der Austin-Armee!"

Der junge Offizier brüllte: "Hör auf zu kriechen! Ihr von der Polizei habt verdammt viel Mumm - ihr wagt es, jemanden aus unserer Familie festzunehmen. Wollt ihr Krieg mit den Austins?!"

Dem Chef wurden die Knie weich, er sackte zu Boden und verteidigte sich entsetzt: "Wir haben niemanden aus der Familie Austin festgenommen! Mein Herr, das muss ein Missverständnis sein!"

"Bumm!"

Der junge Offizier trat erneut zu.

"Zweifelst du die Geheimdienstfähigkeiten der Austins an?"

Der Chef war am Ende.

Wenn sie schon hier auftauchten, konnten sie sich nicht irren. Das Spionagenetz der Familie Austin irrte sich nie.

Der Chef kochte vor Wut - welcher Idiot hatte jemanden aus der Familie Austin verhaftet!

Lieber den Präsidentensohn verhaften als jemanden aus der Familie Austin!

Im Vernehmungsraum.

Georg Teschner hörte den Tumult draußen und ahnte, was los war.

Seine Hände bewegten sich flink ein paar Mal, und schon hatte er die Handschellen abgestreift.

Theres Staudinger sah ihn verblüfft an.

Georg Teschner sagte: "Ich schau mal."

An der Tür drehte er sich um, beugte sich zu ihrem Ohr und flüsterte: "Ich heiße Georg Teschner. Vergiss das nicht wieder."

Dann biss er sanft in ihr Ohrläppchen und ging.

"Au..."

Theres Staudinger stieß einen leisen Schmerzenslaut aus und starrte wütend und beschämt auf seinen Rücken.

Hier gab es Überwachungskameras - hatte der denn gar kein Schamgefühl!

"Georg Teschner..." Theres Staudinger murmelte seinen Namen. "Den Namen hab ich auch noch nie gehört."

Theres Staudinger grübelte nicht weiter und dachte, Georg Teschner hätte sie mit jemand anderem verwechselt.

Ihr Ziel war es, schnell schwanger zu werden - alles andere ging sie nichts an.

Georg Teschner verließ den Vernehmungsraum und sah mehrere verprügelte Polizisten, die eingeschüchtert vorausgingen, gefolgt von einer Gruppe in der speziellen Austin-Uniform.

In der Mitte ging sein direkter Untergebener, General Eduard.

Als Eduard Georg Teschner sah, hellte sich sein Gesicht auf. Er eilte nach vorn und wollte gerade sprechen.

Georg Teschner warf ihm einen vernichtenden Blick zu, und Eduard wurde sofort zahm wie ein Lamm und verschluckte seine Worte.

Erst am Ausgang der Wache blieb Georg Teschner stehen.

Als er die dichte Formation bewaffneter Truppen und Panzerfahrzeuge draußen sah, wurde sein Gesicht noch düsterer.

"Sofortiger Rückzug."

"Sag dem Chef, er soll die Leute drinnen erst freilassen, nachdem ich weg bin. Und warne ihn: Über den heutigen Abend darf kein Wort nach außen dringen - auch nicht über Identität, Aussehen oder Namen der Person, die mit mir festgenommen wurde. Wenn ihre Identität durchsickert, lege ich mit meinen Truppen Sankt Petersburg in Schutt und Asche!"

Eduard salutierte. "Zu Befehl, mein Herr!"

Georg Teschner stieg in einen Wagen.

In dieser Situation hatte er keine Wahl - er musste gehen.

Sein Aufenthaltsort war verraten worden.

Sicher hatte auch jemand falsche Informationen gestreut, um Eduard zu verwirren - sonst hätte Eduard nicht so unüberlegt so viele Leute mitgebracht, um die Polizei zu belagern.

Er musste zurück und der Sache auf den Grund gehen.

Theres Staudinger fand, dass die Polizei in Oxery sehr menschlich war.

Kurz nachdem Georg Teschner gegangen war, brachten die Polizisten ihr nach und nach allerlei Köstlichkeiten.

Ihre Handschellen wurden abgenommen, und sie durfte auf einem weichen Sofa sitzen.

Die Polizei ließ sogar jemanden Klavier spielen, damit sie beim Essen Unterhaltungsmusik hören konnte.

Selbst der Polizeichef kam persönlich, um sich zu entschuldigen. Hätte sie ihn nicht am Arm gepackt, wäre er fast in die Knie gegangen.

Auf Nachfrage hieß es, man entschuldige sich dafür, die falsche Person verhaftet zu haben.

Theres Staudinger aß eine Weile allein, als sie plötzlich Schritte hörte.

Sie dachte, Georg Teschner sei zurück.

Sie hob den Kopf und sagte: "Wo warst du denn? Komm, iss mit, das Essen hier ist gar nicht übel... Wieso bist du es?"

Als sie aufschaute und sah, wer hereingekommen war, verfinsterte sich ihr Gesicht schlagartig, ihre fröhliche Stimme wurde eiskalt.

Aayden Muntz' Gesicht war noch finsterer als ihres, er lachte höhnisch. "Wen hast du denn erwartet?"

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