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Kapitel 4 Nicks Welt: Der Plan

Nicks Welt

Ich wurde wach in meinem neuen Bett. Vor zwei Tagen hatte ich mich mit meiner zukünftigen Frau zusammen getan um unsere Hochzeit zu verhindern. Sie war reichlich naiv und würde jeden Blödsinn glauben, den ich ihr erzählte. Wenn ich die Sache klug anstellte, konnte ich die Hochzeit verhindern und gleichzeitig mit einem alten Freund in Kontakt treten. Ich hatte all meine Manipulationskräfte in Bewegung gesetzt, damit es ein Erfolg wurde. Langsam drehte ich mich herum, um zu schauen, ob Lara bereits wach war.

Erschrocken zuckte ich zusammen, als ihre grünen kritischen Augen mich bereits hellwach anstierten. „Scheiße, du bist echt ein Psycho.“ Fragend zog ich die Augenbrauen nach Oben. Sie zeigte auf meinen Schlafanzug, welcher aus einer schwarzen langen Hose und einem langärmligen Oberteil bestand. „Wir haben dreißig Grad. Das ist doch nicht normal.“ „Mir ist nicht warm“, log ich, ohne groß darüber nachzudenken. Den wahren Grund konnte ich ihr nicht sagen. Mein Vater würde mich sofort nach Venator verfrachten. Die Hochzeit hätte sich dann zwar erledigt, aber leider auf meine Kosten. Ich musste einen anderen Weg finden. Lara rümpfte die Nase. „Und außerdem hast du im Schlaf gestöhnt und zwar die ganze verdammte Nacht“, beschwerte sie sich. Schnell wechselte ich das Thema: „Ist dein Bruder nun dabei?“ Lara nickte. „Ja, er war nur etwas skeptisch, dass es offenbar ein Pärchen-Date werden soll. Doch solange wir nichts Gemeingefährliches planen ist er dabei.“ Sie runzelte die Stirn. „Es ist doch nichts Gemeingefährliches oder?“ Ich gluckste belustigt auf. „Nein, im Gegenteil. Das einzige, was Schaden nehmen könnte sind Möbelstücke“, log ich ihr gekonnt ins Gesicht. „Möbelstücke?“

In dramatischem Ton rief ich: „Wir feiern eine Party.“ „Eine Party? Das ist der Plan?“, fragte sie entgeistert. „Nicht irgendeine Party, eine Halli-Galli-Dreckschwein-Party, mit viel Sex und Alkohol. Vertrau mir, deine Mutter wird ausflippen. Sie wird nicht zulassen, dass du ein solch übles Subjekt wie mich heiratest. Es wird episch. Und wenn Sina und dein Bruder mitmachen, hat sie gleich noch einen Grund mehr zur Sorge, und zwar um ihren geliebten Goldjungen.“ Natürlich würde Lara alles glauben was ich sagte. Und zwar, weil sie genau wie ich ein Opfer dieses kranken Systems war. Sie suchte verzweifelt einen Silberstreif am Horizont. Doch unglücklicherweise war sie in meinem Spiel nichts weiter als ein Bauer, der geopfert werden musste.

Lara hatte sich bereits nach Unten zu den restlichen Familienmitgliedern an den Tisch begeben. Nachdem ich mich fertig gemacht hatte folgte ich ihr. Mein Fuß berührte gerade einmal die erste Treppenstufe, da flötete Tricksi: „Guten Morgen Master.“ Abrupt blieb ich stehen. Ein Lächeln legte sich über mein Gesicht. „Guten Morgen, wie gefällt es dir denn so mit deinem neuen Zimmergenossen?“ Roland und Tricksi teilten sich ein Zimmer. Schon der Gedanke daran, war zum Schreien komisch. Roland erschien mit seiner steifen, gefühllosen Art wie das absolute Gegenteil von Tricksi. „Ich befürchte er mag mich nicht besonders“, antwortete Tricksi mit amüsierter Stimme. Führsorglich äußerte ich: „Wenn du Hilfe brauchst, bin ich da.“ Immerhin war Tricksi, solange ich denken konnte, mein einziger Anker. Ich würde so einiges für sie tun.

Es war ganz still als würde Tricksi über etwas nachdenken. „Master?“ Meine Augenbrauen wanderten nach Oben. „Ja?“ „Denken Sie wirklich, Sie können Ihren Vater überzeugen die Hochzeit abzusagen?“ Überrascht riss ich die Augen auf. Verdammt, sie hat uns belauscht. War ja klar. Es war schon immer unmöglich vor ihr etwas geheim zu halten. Was sollte ich ihr jetzt antworten? Natürlich dachte ich nicht, dass ich meinen Vater umstimmen konnte. Selbst wenn ich diese Hochzeit verhindern würde, kam dann eben die nächste, und die nächste … Es ging um etwas viel Bedeutenderes. „Ich muss nach Unten. Vater wartet“, versuchte ich mich aus der Affäre zu ziehen und ging die Treppenstufen weiter herunter. „Sie können das System nicht verändern. Es besteht schon seit Anbeginn der Zeit“, rief Tricksi mir hinterher, und dieses Mal lag Angst in ihrer Stimme, Angst um mich. Mein Magen krampfte sich zusammen. Ich war mir zwar sicher, Tricksi liebte mich zu sehr, um mich zu verraten, doch ein kleiner Teil von mir, der Teil, der niemanden auf der Welt vertraute, befürchtete genau das. Vater würde mich ohne Umschweife nach Venator verfrachten. Schnell lief ich nach Unten und setzte mich zu den Anderen an den Tisch. Mit interessiertem Blick fragte mich meine zukünftige Schwiegermutter Anja: „Na hast du dich gut eingelebt?“ „Geht so“, murmelte ich gedankenversunken, während ich Milch in meine Korn-Flakes-Schüssel goss. Mein Vater, der mir gegenüber saß, gab mir so gleich einen Fußtritt unter dem Tisch und erhob sich. Verärgert schaute ich zu ihm hoch. „Gehen wir Schatz“, wendete er sich mit einem falschen Lächeln, das seine Augen nicht erreichte, an Anja, als wäre ich überhaupt nicht da, was mich nur noch wütender machte. Doch Anja stand ihm in punkto falschem Lächeln in nichts nach und griff seine Hand. Als wären sie Kinder, die Ehepaar spielten, gingen sie Hand in Hand aus dem Haus. Genervt schaute ich ihnen hinterher, nur um im nächsten Moment meine eigene Gute-Laune-Maske zur Schau zu tragen. Gespielt euphorisch rief ich: „Na wollen wir die Partyplanung starten?“ Lara wollte gerade etwas erwidern, wurde aber von einer herumfliegenden Kaffeetasse aus dem Konzept gebracht. Erschrocken stand sie auf und schrie in meine Richtung: „Hör auf damit.“ Ihr Bruder Kevin starrte mich nicht minder erschrocken an, als er fragte: „Du machst das?“ Ich lächelte Beide schelmisch an, während Tricksis piepsige Stimme erklang: „Das klingt spannend. Um was für eine Party geht es denn?“ Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie sich zu mir an den Tisch gesellt hatte. Doch nun war die Katze aus dem Sack. „Wa … was ist das?“, fragte Lara mit großen Augen. Ich seufzte. „Das ist Tricksi, meine Haushälterin.“ „Was? Du hast behauptet, es wäre eine Fähigkeit.“ Amüsiert griente ich sie an „Ich hab dich nur nicht korrigiert. Das ist etwas Anderes.“ Nun wendete ich mich an Tricksi. „Könntest du uns bitte allein lassen? Wir haben wichtige Dinge zu besprechen.“ „Okay Master“, säuselte Tricksi. Mir war dabei durchaus bewusst, dass sie nicht einfach verschwinden würde. Dafür war sie einfach zu neugierig. Doch zumindest die Anderen würden es glauben. Dann wendete ich mich an Kevin. „Und du verziehst dich besser auch. Du wirkst absolut nicht wie ein Party-Typ, sondern eher wie ein Langweiler.“ Wie ein rothaariger sommersprossiger Welpe, starrte Kevin mich an. „Da … Das bi … bin ich nicht“, stotterte er. Provokativ verdrehte ich die Augen und seufzte. Bedröppelt schaute Kevin seine Schwester an, doch diese sah lediglich schuldig auf die Tischplatte. Er konnte einem schon fast leidtun. Doch für Rücksichtnahme war diese Sache einfach zu wichtig. Sina musterte mich fragend, bis sie schließlich Kevin entgegen säuselte: „Lass dich einfach überraschen. Eine Party ist doch eine tolle Gelegenheit sich näher kennen zu lernen.“

Zufrieden lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück. Auf Sina war eben doch manchmal verlass. Sie wusste genau, worum es ging. Kevin lächelte schüchtern und ging in gebückter, fast schon unterwürfiger Haltung, die Treppe nach Oben. Na das war ja einfach. Er schien meine Schwester wirklich gern zu haben. Doch Sina tat das definitiv nicht. Solange kannte ich sie mittlerweile. Vielleicht hasste sie Kevin nicht, doch sich vorstellen mit ihm eine Ehe zu führen, konnte sie auch nicht. Der Begriff „Langweiler“ war für den Typen noch untertrieben. Als ich sicher sein konnte, dass er uns nicht mehr hörte, erklärte ich: „Nun niemand der hier Anwesenden hat große Lust in die andere Familie einzuheiraten. Also werden wir dafür sorgen, dass unsere Eltern, dass gar nicht mehr wollen.“ „Wie willst du das denn anstellen?“, fragte Sina skeptisch.

„Indem wir unseren Eltern zeigen, dass wir ein schlechter Umgang für den jeweils anderen sind. Ich manipuliere ein paar Partygäste, die rumhuren und Möbel demolieren, wir tun so als hätten wir den Verstand verloren und die Sache ist geritzt.“ Sina runzelte die Stirn. „Aber dir ist schon klar, wenn unser Vater mitbekommt, dass du deine Kräfte eingesetzt hast, bist du geliefert.“ „Vertrau mir Schwesterchen. Ich hab einen Plan. Er wird es nicht merken.“ Ein selbstverliebtes Schmunzeln umspielte meine Mundwinkel. „Er wird es nicht merken, aber ihr müsst natürlich mitspielen.“

„Mitspielen?“, fragte Lara und wechselte einen skeptischen Blick mit Sina. „Ach komm, ich sehe doch sofort, dass in dir ein versautes Flittchen steckt.“ Empört plusterte Lara sich auf. „Du bist ein solcher Arsch. Hoffentlich muss ich dich nach dieser Party nie wieder sehen.“ Ich musste sofort grinsen, als ich ihr ängstliches, leicht angewidertes Gesicht sah. Sie hasste mich ganz offensichtlich. Sie hasste mich so sehr, dass sie zu hundert Prozent dabei war. Und nach der Party würde sie mich ganz sicher noch mehr hassen.

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