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Kapitel 1.2

Ich drehte mich zum Bett um und sah eine kleine Gestalt, die sich unter der Decke zusammengerollt hatte. Unsere Tochter schlief, ihre kleine Hand umklammerte fest ihr Lieblingsspielzeug. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Für sie musste ich Kraft finden. Für sie musste ich diesen Schmerz überwinden und einen Ausweg finden.

Ich setzte mich auf die Bettkante, vorsichtig, um sie nicht zu wecken. Ich sah ihr still ins Gesicht, so unbeschwert und ruhig, und spürte, wie eine neue Kraft in mir erwachte. Sie war der Sinn meines Lebens, und ihretwegen durfte ich nicht zusammenbrechen. Ich musste stark sein.

Aber wie sollte es weitergehen? Was sollte ich tun? Ich konnte nicht einfach weggehen, sie nicht bei einem Mann zurücklassen, der mich nicht einmal als Frau sah, geschweige denn liebte. Aber so weiterleben war unmöglich. Ich konnte nicht weiter im Schatten leben, nicht weiter die sein, die Kazbek nicht sah. Ich musste etwas ändern.

Ich stand auf und ging zum Fenster. Draußen war es dunkel, und hinter dem Hof lag die von Straßenlaternen beleuchtete Stadt. In diesem Moment wurde mir bewusst, wie einsam ich mich fühlte. Kazbek war physisch in meiner Nähe, aber emotional war er schon lange aus meinem Leben verschwunden. Wir lebten unter einem Dach, aber er war mir fremd. Und dieses Gefühl der Einsamkeit drückte so schwer auf mich, dass ich kaum atmen konnte.

Ich schloss die Augen und lehnte meine Stirn gegen das kalte Glas. Ich musste einen Ausweg finden. Ich konnte nicht länger in dieser leeren Ehe leben. Aber ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte.

„Du kannst nicht weggehen.“ Seine Worte hallten wieder in meinem Kopf wider. Aber ich wusste, dass ich es konnte. Auch wenn es schwer werden würde, auch wenn es wehtun würde, ich würde einen Ausweg finden. Ich musste ihn finden, für mich selbst, für unsere Tochter.

In diesem Moment spürte ich etwas Neues in mir. Zuerst war es nur ein kleiner Funke, aber nach und nach wurde er größer. Entschlossenheit. Ich musste für mich kämpfen. Ich musste einen Weg finden, aus diesem Teufelskreis auszubrechen. Auch wenn das bedeutete, dass ich ihn verlassen musste.

Ich ging zurück zum Bett und deckte meine Tochter vorsichtig zu. Sie schlief weiter, ihr Atem war so leise und ruhig. Ich berührte sanft ihre kleine Hand und spürte, wie Wärme mich durchströmte. Für sie musste ich alles richtig machen. Für sie musste ich die Kraft finden, auch wenn das bedeutete, dass ich eine schwere Entscheidung treffen musste.

Ich seufzte und stand vom Bett auf. Jetzt, da ich meine Entscheidung getroffen hatte, musste ich darüber nachdenken, wie es weitergehen sollte. In einem Punkt hatte Kazbek Recht: Ich konnte nicht einfach so gehen. Das wäre zu einfach gewesen, zu leicht für ihn. Nein, ich durfte ihm nicht glauben lassen, dass alles nach seinen Regeln laufen würde. Ich musste die Kontrolle übernehmen.

Ich ging wieder zum Fenster und schaute auf die Lichter in der Ferne. Ich konnte nicht länger die Frau bleiben, die er in mir sah. Ich konnte nicht länger seine „bequeme“ Frau sein. Ich musste etwas Größeres werden. Und jetzt lag es nur noch an mir.

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