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1 Mein Name ist Sam

Mein Name ist Sam. Ich bin 19 Jahre alt, und gehe an diese beschissene High School. Da, wo es vor Idioten nur so wimmelt.

Zum Glück aber nicht mehr lange, denn mein werter Herr hat beschlossen, hier weg zu ziehen. Wieso, fragt ihr euch? Nun, weil er ein verdammtes Alkoholproblem hat, seit meine Mutter gestorben ist, und ihn alles hier an sie erinnert. Er will hier weg, ein neues Leben beginnen. Oder eher zurück in sein altes, bevor er hier gelandet ist. Was ich ja auch ganz gut finden würde, denn hier finde ich es beschissen. Also nicht wirklich beschissen, halt einfach nicht so toll. Wenn da nicht dieses kleine, unbedeutende Problemchen wäre, das es mir fast unmöglich macht, hier weg zu gehen. Wobei das ja weniger das Problem ist, sondern eher, dass ich nicht woanders hin kann.

Denn ich bin ein verfluchter Lykanthrop. Und für alle, die nicht wissen, was das ist... ein stinknormaler Werwolf. Wobei Lykanthrop einfach besser klingt. Das Wolfsgen habe ich von meiner Mutter geerbt, mein Vater ist ein gewöhnlicher Mensch. Einzig die Tatsache, dass er mit meiner Mutter ein Kind zeugte -mich- macht ihn außergewöhnlich. Okay, eigentlich ist mein Dad wirklich außergewöhnlich, zumindest für mich! Er ist der beste Dad, den ich mir vorstellen kann.

Dass ein Wolf sich mit einem Menschen verbindet, gibt es äusserst selten, doch es soll vorkommen. Das doofe dabei ist lediglich, dass er nicht zum Rudel gehört... ich aber schon. Und dann bin ich (vermutlich weil mein Dad ein 'schwacher' Mensch ist) noch ein verdammter Omega. Das unterste Glied der Kette in einem Rudel. Nichts weiter, als eine Gebärmaschine für meinen Gefährten. Welchen ich glücklicherweise noch nicht getroffen habe. Und hoffentlich auch nicht treffe, denn ich bin gerne unabhängig.

Wenn ich sehe, wie abhängig Gefährten voneinander sind, will ich lieber keinen.

Was mich nun wieder zu meinem Problem führt. Mein Dad will umziehen, nicht nur einige Dörfer weiter, nein, er will sogar das Land verlassen. Und trennt mich damit von meinem Rudel.

Falls ihr euch fragt, wieso ich nicht einfach hier bleibe... ich liebe meinen Dad, er ist alles, was ich noch habe. Und ich hasse mein Rudel. Wobei hassen das falsche Wort ist, aber da ich ein Bastard bin, wurde ich lediglich geduldet. Und darauf habe ich so mal gar keinen Bock!

Doch als Wolf habe ich das Verlangen, in einem Rudel zu sein, ein rudelloser Wolf dreht über kurz oder lang durch. Und als Omega ist dieses Verlangen noch stärker. Auch wenn ich mich dafür hasse, kann ich es nicht ändern.

Wenn ich Pech habe, ist das Rudel, in dessen Revier wir ziehen, kein freundliches, welches Eindringlinge nicht duldet. Das werde ich allerdings erst wissen, wenn ich da bin. Werwölfe sind schliesslich sehr Reviertreu, und es werden keine Fremden im Revier akzeptiert. Früher war das noch nicht so schlimm, aber vor etwa 150 Jahren gab es wilde, umherziehende Rudel, die nur Tod und Verderben brachten, und seither ist es nun mal so, dass ein Wolf sein Revier nicht verlässt. Und wenn, dann jedenfalls nicht ins Revier eines anderen Rudels geht.

Oh, und ein weiteres Problem gibt es auch noch... die Sprache. So wirklich gut Deutsch kann ich ja nicht.

Ach egal, ich sollte endlich aufhören, mir Gedanken zu machen und das Gespräch mit meinem Alpha hinter mich bringen. Ihm sagen, dass ich gehe. Und hoffen, dass er es versteht.

Meine Mutter ist schliesslich seine kleine Schwester gewesen, was ihn zu meinem Onkel macht. Deswegen bin ich sehr oft bei ihm zu Hause gewesen und weiss, dass er es bestimmt nicht so prickelnd findet, dass ich weg will.

*klopf klopf*

"Herein!", höre ich Alpha Damians Stimme. Er weiss, dass ich es bin, er hat mich bestimmt schon gerochen.

Selbstsicher öffne ich die Türe und trete ein.

Er lächelt mich an, der einzige Wolf in meinem Rudel, der mich wirklich liebt. Sein Beta, Justin, steht neben ihm, sie scheinen irgendwelchen langweiligen Papierkram zu erledigen. Na toll, ausgerechnet der muss noch hier sein!

"Guten Tag, Alpha Damian, Beta Justin. Darf ich kurz um eure Aufmerksamkeit bitten?"

"Na klar Sam, worum geht es?", lächelt mich Damian an.

Es wäre verwegen, zu bitten, dass der Beta geht, daher habe ich keine Wahl, als es vor beiden zu sagen: "Ich werde das Rudel verlassen."

Das Lächeln auf Damians Gesicht gefriert, während der Beta aufkeucht.

Ich weiss, das gab es noch nie, doch ehe die beiden mir was antworten können fahre ich fort: "Ihr kennt den Zustand meines Vaters, seit Mum tot ist. Er gibt sich die Schuld für ihren Tod und ich fürchte, dagegen gibt es kein Heilmittel. Daher will er wieder zu sich nach Hause, um mit der Trauer versuchen klar zu kommen. Dabei möchte ich ihn begleiten. Auch wenn er nur ein Mensch ist, so ist er mein Vater, den ich über alles liebe, und ich will nicht, dass ihm auch was passiert. Daher habe ich beschlossen, ihn zu begleiten und bitte daher, mein Rudel auf unbestimmte Zeit zu verlassen!"

Bei den letzten Worten knie ich hin und zeige meine Kehle, ein Zeichen meiner Unterwürfigkeit. Ich hasse diese Geste, und wer mich kennt, weiss, dass ich sie nie mache. Ich wurde von einem liebevollen Vater aufgezogen, der mit der ganzen Alpha, Beta, Omega Sache nichts anfangen kann, und mich zu einem stolzen Lebewesen erzogen hat, das sich nie beugt.

Doch hier geht es um was anderes.

Justin macht zwei Schritte zurück, er hält sich aus dieser Familienangelegenheit raus (wofür ich ihm gerade ziemlich dankbar bin).

"Du weisst, dass ich das nicht...", beginnt Damian, doch ich unterbreche ihn: "... nicht dulden kann, ich weiss. Doch ich muss es tun! Ich bitte dich hier nicht als Alpha, sondern als Onkel, mich gehen zu lassen! Sieh es als Auslandsaufenthalt an, als Bildungsreise, was auch immer. Aber ich muss gehen."

"Wann gehts denn los?"

Tief durchatmen Sam!

"Heute Abend geht unser Flug...", ich habe bis zum letzten Moment gewartet. Damit er es sich nicht nochmals anders überlegen kann. Falls er überhaupt Ja sagt. Wobei, falls nicht bin ich gewillt, das Rudel zu verlassen, auch wenn ich dafür verstossen werden würde.

Alpha Damian runzelt die Stirn.

"Dir ist es ernst, oder?"

"Ja."

"Und ich kann dich nicht davon abhalten?"

"Nein."

"Und du weisst, in was für Gefahren du dich begeben könntest?"

"Ja."

Ergeben schaut er hilfesuchend zu seinem Beta. Der mich nicht leiden kann.

"Was hälst du von der Sache?"

Jason zuckt mit den Schultern.

"Du weisst, wie Sam drauf ist. Entweder du erlaubst es, oder verlierst deinen Omega auf sicher. Du hast deinen Fehler begangen, als du Frank die Erziehung überlassen hast, obwohl er ein Mensch ist. Sams Erziehung ist antiautoritär. Ich kann nur hoffen, dass der Alpha im neuen Revier, in welchem sich Frank niederlässt, kein Arschloch ist. Gib Sam das Spezialshampoo mit, das den Geruch des Wolfes fast komplett verdeckt, und ein Moschusbasiertes Parfum, und dein Omega verschwindet. Dazu die Tabletten, die die Hitze unterdrücken. Dann sollte Sam in der Lage sein, als Mensch zu leben, bis die beiden wieder zurück kommen."

Okay. Jetzt überrascht er mich. Oder will er sich einfach nicht um mich kümmern? Egal, Damian scheint zwar nicht glücklich darüber zu sein, doch er akzeptiert es.

Aber wieso ausgerechnet Moschus? Ich hasse den Gestank! Wie wohl die allermeisten Wölfe auch, deshalb wohl. Vor allem passt der Duft so gar nicht zu mir!

"Versprichst du mir, doch an das Wasch- und Parfumprotokoll zu halten, während du weg bist?", fragt mich nun mein Alpha.

Schnell nicke ich.

"Dann steh endlich auf, diese Unterwerfgeste passt so gar nicht zu dir. Auch wenn es eigentlich das natürlichste der Welt sollte sein für dich...", die letzten Worte sagt er nur noch leise zu sich selbst, doch ich kann mir das lächeln nicht verkneifen. Ich habe mich schon immer geweigert, diese Geste zu machen. Was gewissen im Rudel ziemlich sauer aufgestossen ist, aber es wurde akzeptiert. Weil ich vom Alpha so akzeptiert wurde.

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