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Omega - Die Wölfin

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Elisa Holt
45
Kapitel
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Zusammenfassung

Elisabeths Leben als Omega ohne Wolfsgestalt ist kein einfaches. Nach dem Tod ihrer Mutter war sie vollkommen den Grausamkeiten ihres Vater ausgeliefert. Doch dann kommt der Alpha der Alphas in ihre Stadt. Alexander erkennt in ihr sofort, wer sie wirklich ist. Seine Gefährtin. Die Frau, die von der Göttin des Mondes für ihn bestimmt wurde. Elisabeth spürt ihre besondere Verbindung bereits im ersten Moment, ohne es sich erklären zu können. Es könnte alles gut sein, doch das Schicksal ist nicht auf ihrer Seite. Inmitten von Vorurteilen, ihrer Vergangenheit und neuen Problemen muss Elisabeth all ihre Stärke mobilisieren, um den bevorstehenden Prüfungen zu trotzen. Wir sie es schaffen, diesen Problemen mutig zu begegnen? Und wird die Verbindung zu Alexander stark genug sein, um den Umständen standzuhalten?

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Kapitel 1

Müde rieb ich mir den Nacken und schloss die Augen. Dieser Arbeitstag war eindeutig viel zu lang für mich gewesen. Ein schneller Blick auf die Uhr an der Wand ließ mich wissen, dass ich langsam meine Sachen zusammenpacken konnte. Endlich Feierabend.

Die Arbeit in diesem Büro war zwar keine Schwere, aber zehn Stunden vor dem Computer zu sitzen tat meinen Augen dann doch nicht besonders gut.

Während ich also meine Sachen einpackte, hörte ich auch schon ein bekanntes Schnauben.

„Da geht wohl jemand wieder früher.“, hörte ich Anabell abfällig murmeln. Sie und ich würden nie Freunde werden. Die Menschen ignorierten mich meistens einfach, aber Anabell war die einzige Kollegin, die mich wirklich zu hassen schien. Warum auch immer.

Sie ignorierend fuhr ich meinen PC herunter und stand auf. Nichts wie weg von hier.

„Warte Omega.“, hielt mich ihre schnippische Stimme zurück. Selbst wenn sie ein Mensch war, stand sie in der Hierarchie über mir. Ich als Omega hatte kein Recht, mich über irgendetwas zu beschweren. Also seufzte ich und tat, was ich immer tat. Ich gehorchte, obwohl ich es nicht wollte.

„Es stimmt doch, dass der Alpha in die Stadt kommt oder? Wie sorge ich dafür, dass ich die Aufmerksamkeit des Alphas bekomme? Du als Werwolf musst es doch wissen, auch wenn du nicht viel zu sagen hast.“

Lachend warf sie sich ihr langes braunes Haar über die Schulter und sah ihre Freundinnen an, die mich jetzt alle interessiert musterten. Der Alpha. Natürlich war er ein großes Thema, auch für die Menschen. Schließlich kam es nicht jeden Tag vor, dass der Alpha Amerikas in unsere kleine Stadt kam. Der Alpha unseres Rudels hatte mich eindringlich davor gewarnt, in der Stadt herumzulaufen, während so jemand wichtiges sich hier aufhielt. Niemand außerhalb dieser Stadt sollte herausfinden, dass eine Omega an diesem Ort lebte.

„Ja, der Alpha kommt, aber ich weiß nicht wieso oder wie er dich beachten soll.“, murmelte ich mit leiser Stimme.

„Klar weißt du das nicht. Du weißt ja garnichts. Also ich habe gehört, dass dieser Alpha super reich und super Single ist.“

Sie und ihre Freundinnen kicherten und ich musste mich zusammenreißen nicht die Augen zu verdrehen.

„Sag mal Anabell, wer genau ist denn dieser Alpha? Du weißt das doch sicher, imerhin kennst du dich in Sachen Werwölfe super aus.“, schmeichelte ihr mal wieder eine ihrer Freundinnen.

„Ja, da hast du Recht.“, kicherte sie. „Also ihr müsst wissen, dass dieser Alexander nicht irgendein Alpha ist, sondern der Alpha der Alphas. Der König der Werwölfe. Wer ihn als Freund hat, dem gehört alles!“

Menschen hatten einfach keine Ahnung, wie Werwölfe funktionierten. Ja der Alpha war Single, aber Anabell und ihre Freundinnen wären die Letzten, denen er Aufmerksamkeit schenken würde. Sie waren Menschen. Es wäre unmöglich für sie, die Gefährten eines Werwolf zu sein und das war es, wonach jeder Wolf suchte. Die Gefährten, welche die Göttin des Mondes für sie auserkoren hatte. Viele warteten jahrelang. Manche hatten Geliebte während dieser Zeit, aber daraus könnte nie etwas Ernstes werden. Nicht mit Menschen.

Aber ich würde mich hüten ihr das zu sagen. Also stand ich nur still da und wartete darauf, dass sie fertig mit ihren Tagträumen war. Ich wollte endlich nach Hause gehen und räusperte mich leicht. Sofort hatte ich wieder die Aufmerksamkeit auf mir.

„Was?“, fuhr Anabell mich jetzt an. „Bist du hier festgewachsen? Na los, hau ab. Hilfreich bist du schließlich auch nicht.“ Augenverdrehend wandte sie sich von mir ab und ihrem Gespräch wieder zu.

Ja, mein Leben war wunderbar.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen verließ ich das Büro und ging raus in die Kälte. Fröstelnd zog ich meine viel zu dünne Jacke enger um meinen Körper und verfluchte wieder die Tatsache, dass ich so eine nutzlose Wölfin war. Normalerweise froren Werwölfe nicht so leicht. -10 Grad sollten nichts für mich sein und trotzdem zitterte ich jetzt. Halbe Stunde. Halbe Stunde und dann wäre ich zu Hause. Eine heiße Wanne, etwas Suppe und Kakao würden mich sicher schnell aufwärmen.

Mit diesem Gedanken beschleunigte ich meine Schritte. Wenigstens der Abend heute sollte Gut werden.

Mit völlig durchnässten Schuhen schloss ich meine Wohnungstür auf und trat in meine kalte Wohnung. Es war doch kälter als ich gedacht hatte, aber die Heizung würde ich nicht anmachen, dafür waren die Preise zu teuer und ein warmer Pullover würde es auch tun.

Summend ging ich zum Kühlschrank. Er war nicht voll, nur ein paar Fertiggerichte, aber das war egal. Die Tomatensuppe war zwar nicht die Beste, aber sie würde reichen.

Während die Suppe also langsam vor sich hin köchelte, ließ ich mir mein heißes Bad ein. Nach so einem Tag brauchte ich einfach etwas, was meine angespannten Muskeln entspannte. Summend nahm ich also meine fertige Suppe und machte mich auf den Weg Richtung Badezimmer. Für manche würde das vielleicht ziemlich komisch rüberkommen, aber das war mir egal. Schließlich musste es irgendeinen Vorteil haben, alleine zu wohnen. Da konnte ich auch Suppe in der Badewanne essen. Mit einem erleichterten Seufzer ließ ich mich in das heiße Nass sinken und schloss die Augen. Wie gerne hätte ich jetzt etwas Musik, aber mein uraltes Handy funktionierte nur zum Telefonieren und ein Radio hatte ich nicht. Es waren also nur ich und meine Gedanken. Manchmal fragte ich mich, warum ausgerechnet ich? Warum musste ich als Omega geboren werden? Die Tochter eines Alphas? Während meine Schwester ein normaler Beta sein konnte. Sie durfte eine Familie gründen. Sie hatte einen Gefährten und Kinder, während ich in dieser dämlichen Stadt feststeckte und sie wahrscheinlich niemals verlassen würde. Wie unfair das Schicksal doch ein konnte.

Wieder musste ich an das Gespräch von vorhin zurückdenken. Warum kam der Alpha ausgerechnet hier her? Gab es irgendwelche Probleme in den Rudeln um die er sich kümmern musste? Wenn ja, konnte ich es verstehen, wieso ich mich fernhalten sollte. Eine Omega wie ich hätte ihn nur wütend gemacht und sicher wollte das niemand riskieren. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte. Gähnend lehnte ich mich mehr in das heiße Wasser.

Am liebsten würde ich ewig hier bleiben. Morgen wäre mein freier Tag und ich würde mir einen schönen Film anmachen, etwas kleines kochen und niemanden in meine Wohnung lassen.

Ein wenig wehmütig musste ich daran denken, dass mich hier ohnehin niemand sehen wollte. Mein Blick wanderte über meinen von Narben übersäten Körper. Die Folge meiner Fluchtversuche aus dieser grässlichen Stadt. Mein Wille, von hier zu verschwinden, war zwar immer noch da, aber der Mut dazu fehlte. Ich wusste nicht, ob ich so etwas noch einmal ertragen könnte. Genervt schüttelte ich diese Gedanken wieder ab. Ich sollte mich entspannen und nicht wieder über Dinge nachdenken, die ich nicht ändern konnte.

Eingekuschelt in meinem wärmsten Pullover und einem frischen Paar Wollsocken machte ich es mir vor meinem kleinen Fernseher bequem und ließ mich vom Abendprogramm berieseln.

Bis es plötzlich an der Tür klopfte. Merkwürdig, ich bekam nie Besuch, also egal wer dort war, es konnte niemand Gutes sein.

Mit gerunzelter Stirn stand ich leise auf und bewegte mich vorsichtig Richtung Flur. Angestrengt versuchte ich meine Nase dazu zu bewegen, den Geruch der Person vor der Tür zu erkennen, doch er kam mir nicht bekannt vor. Meine Nase sagte mir bloß, dass es ein Mann sein musste.

Beim Mond, wer konnte das sein?

Wieder klopfte es.

„Miss, ich weiß, dass Sie hier sind, machen Sie bitte die Tür auf.“

Ja, definitiv ein fremder Mann. Mein Herz begann wie wild zu klopfen. Nein, er musste sie in der Tür geirrt haben. Er konnte nicht zu mir wollen.

„Miss Elisabeth Scott, bitte machen Sie die Tür auf.“

Wie erstarrt stand ich da. Er meinte also tatsächlich mich. Was hatte ich getan? Hatte sich irgendjemand über mich beschwert? Oh Göttin, ich durfte die Tür nicht öffnen.

Alles in mir schrie danach mich irgendwo zu verstecken. Er würde mich sicher etwas antun.

„Miss, der Alpha möchte Sie sehen. Bitte kommen Sie jetzt sofort raus.“

Jep, definitiv Zeit für Panik.

Mein Vater hat mir mehr als einmal gezeigt was geschah, wenn ein Alpha eine Omega sah. Er würde mich töten oder noch viel Schlimmeres mit mir anstellen.

Früher hatte meine Mutter mir immer wunderbare Märchen über Omegas erzählt. Das sie etwas besonders seien, das sie geschätzt wurden. Aber nach ihrem Tod durfte ich schmerzhaft erfahren, dass das eben tatsächlich nur Märchen waren.

Ich konnte das nicht mehr. Ein Alpha war eine Sache, aber zwei? Lieber starb ich selber.

Schnell rannte ich in die Küche und holte mir eines meiner Silbermesser.

„Elisabeth Scott, machen Sie sofort die Tür auf!“

Hörte ich da Panik in seiner Stimme? Mittlerweile war mir das egal.

„Das kannst du vergessen.“, sagte ich trocken.

Ich hörte ihn noch etwas rufen, aber da hatte ich mir mit dem Messer bereits den ersten tiefen Schnitt zugefügt.

Mein Arm begann bereits wie verrückt zu brennen. Ein Folge des Silbers. Die Wunde würde so langsam verheilen, wie bei einem Menschen und während das Blut über meinen Arm lief, machte ich mit zitternden Hände schon den nächsten Schnitt.

Benommen hörte ich, wie die Haustür aufgebrochen wurde und sah einen hochgewachsenen Mann auf mich zu rennen. Vielleicht hätte ich wegrennen können, aber mein Körper bewegte sich nicht mehr. Irgendwie war ich auf dem Boden gelandet.

Der Mund des Mannes bewegte sich, ich konnte aber nicht hören, was er mir sagte. Ich spürte, wie etwas gegen meine Schnitte drückte und sah mit verschwommenem Blick, dass der Wächter Stofffetzen um meine Arme band. Wollte er die Blutung stoppen?

Versuchte der Mann mich wirklich zu retten? Wollte er mich heil zum Alpha bringen, damit nur er mich quälen konnte?

Ich wehrte mich halbherzig, aber es brachte nichts. Ich konnte spüren, dass ich hochgehoben wurde. Er trug mich schnell, aber dennoch vorsichtig die Treppe runter und nach kurzer Zeit spürte ich, wie ich auf einer weichen Unterlage abgelegt wurde. Der Raum um mich herum begann sie schaukelnd zu bewegen. Wahrscheinlich ein Auto, aber meine Augen aufzumachen war einfach zu schwer. Ich wollte einfach nur schlafen. In meinen Augen bildeten sich Tränen. Mit viel Willenskraft versuchte ich sie wegzublinzeln, während vor meinen Augen das Lächelnde Gesicht meiner Mutter erschien. Diese warmen Augen, die ich so sehr vermisst hatte. Meine Mama… Ich wollte einfach nur zu ihr. Sie sollte mich umarmen, denn bei ihr war ich sicher.

„Nicht einschlafen! Der Alpha möchte dich sehen und er wird verdammt nochmal nicht begeistern davon sein!“

Er fasst mich am Arm und holte mich mit diesem Schmerz zurück in die Realität. Stöhnend wand ich mich.

„Keine Sorge, wir sind bald da. Halte durch Kleines.“

Aber ich machte mir Sorgen. Egal wohin wir fuhren, ich wollte da nicht hin.

Wieso konnte ich nicht einfach ein entspanntes Wochenende haben? Er hätte mich in meiner Wohnung lassen sollen.

Wieder hörte ich seine energische Stimme, aber die Worte drangen nicht mehr zu mir durch. Die Dunkelheit kam und ich hieß sie mehr als nur willkommen. Einfach nur Schlaf und Ruhe…