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K2 - GzV

…damals…

Braune Lederhose. Und zwar Rauhleder. Das war wirklich selten. Ein ziemlich verwaschenes Leinenhemd, das man nicht mehr als weiß bezeichnen konnte. Ledergürtel, klar. Und so komische Dinger in den fast schulterlangen, gewellten Haaren. Irgendwie cowboy-mäßig und doch nicht… Jedenfalls ziemlich eigenartig und…. heiß, grinste ich innerlich während mein Blick an seinem für mich nur seitlich zu sehenden Hintern verweilte.

„Arbeitest du hier?“, hörte ich da meine kleine Schwester flöten. Schau an, ihr gefiel der Kerl wohl auch. Leichtes innerliches Augendrehen meinerseits, denn der stand doch garantiert nicht auf Küken! Aber wer weiß, vielleicht schürte das seinen Beschützerinstinkt? Diesmal drehten meine Augen in Echt eine Runde und blieben dann an seinen Schuhen hängen – waren das Mokassins?!

Weil ich immer noch mit meiner Musterung beschäftigt war, sah ich nur vage, dass der Gefragte nickte und einsilbig mit „Falkner“ antwortete. Aaah, ein Falkner! Darauf hätte ich auch kommen können! Immerhin waren wir hier auf einer Burg.

Ich beäugte gerade seine Unterarme, deren Bräune durch das hochgekrempelte Hemd äußerst attraktiv zur Schau gestellt wurde… und plötzlich hatte ich da so ein Bild im Kopf und murmelte „Der ist sicher gut zu vögeln“ - wohl etwas zu laut, denn sein Lachen ließ meinen Blick zu seinem Gesicht fliegen.

„Konstantin!“, schalt meine Schwester und schlug mir an die Schulter.

„Schon gut. Ich BIN gut zu Vögeln“, entgegnete der Fremde ruhig und fixierte mich dabei mit seinem Blick „Ich bevorzuge Eulen. Die sind nicht leicht zu zähmen, aber wenn man es geschafft hat, sind sie die treuesten Gefährten.“

„Interessant…“, sagte ich leise und recht langsam während ich darüber nachdachte, ob das eine harmlose Aussage war oder eine Anmache. Der Leder-Boy grinste plötzlich – wahrscheinlich hatte er die Fragezeichen hinter meiner Stirn erkannt. Und hatte er gerade kaum merklich gezwinkert? Entweder der verarschte mich nach Strich und Faden oder es war wirklich eine Anmache. Nun, das ließ sich herausfinden!

Ich setzte einen Du-gefällst-mir-Blick auf und grinste ihn unverblümt an und… wartete. Bestimmt würde mir gleich etwas total Cooles einfallen….

Hm... wohl eher nicht…

Okay, dann eben auf die plumpe Tour: „Du könntest mir das mit dem… äh, DEN Vögeln ja mal genauer erklären?“ Es entging mir nicht, dass die Kinnlade meiner Schwester nach unten klappte, aber sie besaß die Höflichkeit nichts zu sagen.

Mein Gegenüber schüttelte leicht den Kopf, lachte dann aber. Das wertete ich als gutes Zeichen und blickte ihn weiter auf Antwort wartend an – wow, heute hatte ich wohl meinen Cool-Boy-Tag!

„Ich hab jetzt dann gleich meine letzte Flugvorführung. Könnt sie euch ja anschauen. Ist im Eintritt hier inbegriffen. Und danach vielleicht auf n Bier und ich erzähl dir, wie das mit dem ..äh.. DEN Vögeln so ist?“

Hatte er gerade meinen (absichtlichen) Versprecher wiederholt? Und Hatte er zuerst von ‚euch‘ und dann von ‚dir‘ gesprochen? Und dann dieser Blick…. Oookay, das war direkt und meine ach so zur Schau gestellte Courage plumpste in den Keller. Aber ein Zurück gab es jetzt auch nicht mehr! „Klar“, grinste ich daher, griff zur Seite und klappte meiner Schwester die Kinnlade hoch. Der Falkner nickte kurz und verschwand mit einem „Bis später.“

„Wohooo!!!“, kam es anerkennend von meiner Schwester. Ich streckte doch tatsächlich ein bisschen die Brust raus und kam mir mega vor.

„Ach, sowas passiert mir ständig“, log ich sehr überzeugend und machte eine wegwerfende Handbewegung.

„Boah, jetzt hör auf dich so drin zu sonnen!“, stieß Elisabeth mich von der Seite an, aber ich sah ihr Grinsen, das eindeutig hieß ‚ich hab nicht nur den hübschesten Bruder der Welt (das betonte sie ständig und jedem gegenüber *augenrollen*), sondern auch den coolsten!‘. „Dann wird das heute wohl nix mit Kino, was?“, fragte Lieschen ohne jegliche Enttäuschung und ich dachte mir, dass sie schon auch ziemlich cool war.

„Sieht so aus“, grinste ich meine Schwester von der Seite an und freute mich über diese „Eroberung“ – denn sooo oft passierte mir das auch wieder nicht. Also eigentlich gar nicht. Und sooo erfahren war ich auch nicht. Wäre Sex eine Sprache, dann war ich grad mal beim Vokabeln lernen! Denn gelernt hatte ich in den letzten Jahren schon wahnsinnig viel, aber für die Uni, nicht fürs (Sex)Leben.

Puh,… ob ich mir mit dem Vogel-Mann nicht zu viel aufs Teller bzw. ins Bett lud? Shit. Irgendwie wurde ich etwas nervös…

Ich könnte versuchen meine Schwester zu überreden, nicht zur Flugshow zu gehen. Aber wie hoch standen da meine Chancen? Eins zu einer Million oder so. Lieschen wollte da unbedingt hin, wenn ihre leuchtenden Augen ein Indiz waren.

Und ich? Ich wollte auch hin, das war nicht zu leugnen. Oder anders gesagt, jetzt nach Hause zu gehen war keine Option. Warum eigentlich nicht? Weil der Vogel-Mensch Augen hatte, die ich mir nur zu gerne aus nächster Nähe – also so aus drei Zentimeter – anschauen würde? Weil seine ruhige, tiefe Stimme mir immer noch angenehmst in den Ohren klang?

Oder einfach nur, weil ich wissen wollte, ob ich mich das wirklich traute? Ob ich das tatsächlich durchziehen würde, auch wenn mir nun leicht mulmig war?

Wahrscheinlich von allem ein bisschen und hey, ich war hier her gekommen in der Annahme mich schrecklich zu langweilen, und jetzt? Fühlte sich verdächtig wie der Beginn eines verdammt geilen Abenteuers an! DAS konnte ich doch nicht sausen lassen!

Dann mal los, auf zur Greifvogel-Show! Denn der Typ gefiel mir wirklich und man musste sich auch mal was trauen, oder? Boah, wurden mir die Knie weich…

„time tells truth“

(@poetstribe)

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