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Kapitel 1: Brüder

JAYDEN

„JAY, steh endlich auf, du fauler Hund! Wenn du noch duschen willst, dann los!“, schrie mich mein Zwillingsbruder Jordan an.

Ich zog mir das Kissen über das Gesicht, was er mir dann wegnahm und mich damit bewarf.

„DU... Elender!“, schrie ich dann.

Ich stand auf und jagte ihn durch mein Zimmer. Er rannte zur Tür und knallte diese schnell hinter sich zu.

„Haha!“, hörte ich von draußen dann. „Nun mach!“

„Ist ja gut, Mensch!“

Jordan und ich sind Siebzehn Jahre alt und zweieiige Zwillinge. Er ist Vier Minuten älter als ich und bildet sich eine ganze Menge darauf ein. Aber wir sind von Grund auf verschieden. Während er eher der typische fleißige Nerd mit Brille, braver Frisur und der Streber der Klasse ist, bin ich das genaue Gegenteil. Ich bin eher der Bad Boy. Faul, Sidecut, tattoowiert an verschiedenen Körperstellen und meine Lippe und Augenbraue ist gepierct. Wenn man uns zusammen sieht, denken die meisten nicht mal dass wir Brüder sind und auf Zwillinge kommen sie schon gar nicht. Aber es gibt noch eines was uns unterscheidet. Jo hat seit ein paar Monaten eine Freundin. Kate. Sie ist unheimlich lieb und süß und die Beiden passen perfekt zusammen. Ich hingegen, stehe auf Jungs. Dies weiß er aber nicht und ich weiß auch nicht, ob ich es ihm sagen soll. Nur mein bester Kumpel weiß es. Aber ihm konnte ich auch alles erzählen. Wir kannten uns schon seit dem Kindergarten. Dabei kannte ich meinen Bruder ja auch bereits seit seiner Geburt. Aber irgendwie hatten wir noch nie so das Verhältnis wie man es von Zwillingen kennt. Ich hatte auch noch nie mit einem Jungen etwas, aber mir gefallen Typen halt besser. Genervt suche ich meine Klamotten zusammen und mache mich auf den Weg ins Bad. Als ich meine Türe öffne, knalle ich in jemanden hinein. Mir fielen die Sachen auf den Boden und mein gegenüber und ich plumpsten auf den Hintern. Während ich nur in meiner Boxershorts da saß, erkannte ich mein Gegenüber. Blaue Haare. Sommersprossen. Carter. Scheiße.

„Hey, Jay. Uh, nett.“, grinste er dann.

Ich lief rot an, sammelte meine Sachen ein und raste ins Bad. Als ich die Türe hinter mir zugeschmissen hatte, hielt ich mir mein Herz. Ich konnte noch so tough jedem anderen gegenüber sein und eine große Fresse haben, wenn ich ihn sah, war es vorbei. Dann raste mein Herz und mein Puls spielte verrückt. Carter. Der beste Freund meines Bruders. Er kam jeden Morgen vorbei um uns mit zur Schule zu nehmen, da er schon einen Führerschein hatte. Und ich stand auf ihn und wie ich auf ihn stand. Er war ein wenig größer als Jo und ich. Seine Haare waren in einem schönen blau gefärbt und diese standen wild und wuschelig von seinem Kopf ab. Er hatte einen Hauch von Sommersprossen im Gesicht und seine Augen waren so blau wie das Meer. Carter war vor einem halben Jahr für den Rest des Schuljahr neu zu uns gekommen, weil seine Eltern hierher gezogen waren, um eine weitere Firma hier zu eröffnen. Er hatte seinen Platz neben Jordan bekommen und ich war ihm seit der ersten Sekunde verfallen. Das wusste er natürlich  nicht und Jo sowieso nicht.

Ich stellte die Dusche an und ließ sie warm werden, ehe ich mich darunter stellte. Währenddessen zog ich mir die Shorts aus und schmiss sie in die Wäsche. Als der Spiegel langsam beschlug stieg ich hinein und ließ das warme Wasser über meinen Körper laufen. Hätte ich noch genug Zeit gehabt, hätte ich mir wahrscheinlich jetzt mit Carter in den Gedanken einen runter geholt. Doch ich verwarf dies, wusch mich schnell und zog mich dann an, bevor Jordan wieder einen Anfall bekam. Wie konnte der nur morgens so gut gelaunt sein?

„Bist du endlich fertig?“, fragte er, kaum dass ich gestriegelt aus dem Bad kam.

„Sieht so aus, hm?“

„Du bist echt unmöglich.“

„Und du nervst.“

„Man merkt gar nicht, dass ihr Brüder seid.“, warf Carter lachend ein.

Jo lachte ebenfalls und ich verdrehte nur die Augen.

„Er bildet sich einfach zu viel ein, weil er ein wenig früher geboren wurde als ich.“

„Was die Tatsache nicht ausschließt, dass ich der Ältere bin!“, grinste er, woraufhin er sich einen Boxer auf den Arm von mir einfing.

„Na, lasst uns los.“, bemerkte Carter.

Wir folgten ihm zu seinem Auto. Jo saß wie immer vorne und ich setzte mich hinter ihn, weil ich so die Gelegenheit hatte Carter einfach anzusehen. Er war so unglaublich heiß.

„Müssen wir Kate noch holen?“, fragte er meinen Bruder.

„Ne, Ne. Die fährt mit ihrer Freundin.“

Ich ließ mich in den Rücksitz sinken und starrte vor mich hin, während Carter die Straße zu unserer Schule entlang fuhr. Er fand nahe am Gebäude einen Parkplatz. Als ich ausstieg, kam mir schon Kyle entgegen. Carter und Jordan setzten sich ab und gingen voran, während wir folgten.

„Hey, Alter. Alles fit?“, klatschte mein Kumpel mich ab.

Ich nickte nur.

„Was ist denn?“

„Boah, heute Morgen kam ich nur in Boxershorts aus meinem Zimmer und hatte meine Klamotten im Arm. Da renne ich volle Kanne in Carter rein und hau uns Beide um.“

„Uuuuh, heiß! Was ist passiert?“

„Na, nichts. Carter hat das mit einem Uh, nett abgestempelt und ich hab geschaut, dass ich schnell da weg komme.“

„Wieso sagst du ihm denn nicht, was du empfindest?“

„Bist du bescheuert? Ich kann doch nicht auf den besten Freund meines Bruders abfahren. Nicht mal Jo weiß, dass ich schwul bin.“

„Verstehe nicht, wieso du es ihm nicht sagst. Er ist dein Zwilling und wenn einer das verstehen würde, dann mit Sicherheit er. Mir hast du es doch auch gesagt und ich kenne dich fast genauso gut und lange wie er.“

„Mal sehen, wir haben halt auch nicht so viel gemeinsam. Zwillinge hin oder her.“

„Deswegen muss das aber nicht heißen, dass er das nicht versteht.“

„Jaja.“

Kyle grinste nur und wir gingen gemeinsam ins Gebäude. Während des gesamten Unterrichts konzentrierte ich mich mehr darauf, Carter zu beobachten als irgendwie aufzupassen. Aber die Lehrerin merkte dies sowieso nicht, von daher war es auch egal. Schlimm wurde es nur immer im Sportunterricht. Jo war auf der linken Seite von mir und daneben ihm Carter und Kyle auf der rechten Seite meinerseits.

„Ich gehe schon vor.“, sagte Jo, dem wieder alles viel zu lange dauerte.

„Mach das.“, grinste Carter und zog sich sein Shirt aus.

Ich bekam eine Gänsehaut und mein Herz flatterte. Meine Güte, hatte der einen Körper. Etwas zu offensichtlich starrte ich ihn an und er merkte dies dann.

„Jay? Ist irgendwas?“

„W-Was? N-Nein! Alles gut!“

Ich suchte mein Zeug zusammen und versuchte nicht mehr hinzuschauen, doch dann zog er sich die Hose aus um diese ja gegen seine Sporthose zu tauschen. Oh, verdammt! Ich würde noch einmal irre hier werden! Kyle grinste neben mir und stieß mich immer süffisant an. Ich sah ihn böse an und signalisierte ihm, dass er aufhören sollte.

Wie immer mussten wir erst ein paar Runden laufen, um warm zu werden. Sport war das Einzige was mir in der Schule einigermaßen Spaß machte und deswegen strengte ich mich zumindest hier etwas mehr an, als im Unterricht selber. Kyle lief neben mir her und konnte locker mithalten. Er war auch eher von der fauleren Art her wie ich. Er unterhielt sich mit mir über ein neues Spiel was er mit mir testen wollte und ich sah ihn dabei an. Deswegen merkte ich auch nicht, dass Carter gerade seitlich zu mir in der Laufbahn stand und ich ihn deswegen voll umhaute. Er knallte auf die Seite und ich Schaf fiel auf ihn drauf.

„Na, du gehst aber ran, Jay‘chen.“, grinste er.

Meine Klassenkameraden lachten und ich lief knallrot an. Für die war das lustig, für mich war das gerade ein Adrenalinkick pur. Jordan zog mich wieder hoch und sah mich irritiert an. Ich winkte ab und rannte schnell wieder weiter. Nach dem Rennen durften wir uns aussuchen was wir heute machen wollten. Die meisten waren für Basketball und da hatte ich auch nichts gegen. Ich spielte es gerne und war sogar recht gut darin.

Dennoch war ich froh, als der Unterricht mit dem Sport endete und wir endlich heim konnte. Ich verzichtete heute darauf, dass Carter mich ebenfalls mitnahm. Er zog nur eine Augenbraue hoch und sah fragend meinen Bruder an, der aber nur die Schultern zuckte. Die Beiden gingen dann ihren Weg und ich lief einfach mit Kyle heim. Als ich endlich zu Hause ankam, war Jo natürlich schon da. Er hockte im Wohnzimmer auf dem Fußboden und war mit seinen Hausaufgaben beschäftigt. Ich setzte mich hinter ihn auf das Sofa.

„Streber.“

„Fauler Sack.“

Ich grinste und boxte ihm gegen den Arm.

„Stört es dich, wenn ich den TV anmache?“

„Ne, mach nur.“

Eine Weile sah ich fernsehen, während Jo sich seiner Matheaufgaben widmete. Als er damit fertig war, packte er sein Zeug ein und setzte sich zu mir.

„Kann ich dir was erzählen?“

Ich sah ihn an und stummte die Kiste.

„Sicher, du kannst mir immer alles sagen.“

„Naja, wir sind zwar Zwillinge, aber schon irgendwie sehr verschieden und so viel machen wir auch nicht gemeinsam. Aber ich denke über manche Dinge kann ich dir mehr sagen, als z.B. mit Carter oder so.“

Bei dem Klang seines Namen musste ich unweigerlich schlucken.

„Ich weiß. Aber mir kannst du immer alles sagen, egal was ist.“

„Danke, du mir auch, ok?“

Ich nickte und lächelte ihn an, was er erwiderte. Er hielt mir die Faust hin und ich gab ihm einen Brofist. Wortwörtlich.

„Kate und ich haben es getan.“, grinste er auf einmal.

„Was? Sex? Ehrlich, wann?“

„Vor ein paar Tagen, als ich bei ihr zu Hause war. Wir waren alleine und sind irgendwie in Stimmung gekommen, haben geknutscht und dann kam es einfach.“

„Wow, aber ihr seid ja auch schon ein paar Monate zusammen. Natürlich wird man irgendwann neugierig darauf und ihr mögt euch ja auch sehr.“

„Ja, es war schon echt gut. Wir waren beide noch Jungfrau, da war es dann auch irgendwie leichter. Hast du schon mal?“

„Was? Nee, bisher noch nicht. Ist bei mir aber auch irgendwie nicht so ganz einfach.“

„Warum das? Du siehst gut aus, bist heiß und die meisten fahren auf dich ab, alleine wegen deiner Tattoos und Piercings. Wenn ich dran denke, wie Mum damals ausgerastet ist, weil Dad es dir erlaubt hat.“

Ich schnaufte belustigt. Sie hat ihn volle Kanne zur Sau gemacht und hat den ganzen Ärger abbekommen. Irgendwann hatte sie sich aber dran gewöhnt und ich durfte weiter machen.

„Naja, es gibt etwas, was du nicht von mir weißt und ich weiß nicht wie du darauf reagierst, wenn ich es dir sage.“

„Kriegst du keinen hoch?“

Ich sah Jordan schockiert an und schaute wohl etwas dumm aus der Wäsche, denn er fing plötzlich an zu lachen.

„Das war ein Scherz! Oder nicht?“

„Alter, doch ich krieg einen hoch! Ich ehm...“

Ich genierte mich dennoch etwas.

„Nun sag schon, ich hatte dir gesagt, du kannst mir alles sagen.“

„... wul...“

„Wie bitte?“

„Ich bin schwul!“, feixte ich.

Jo sah mich an und sagte einen Moment nichts.

„Ja und?“

„Was ja und? Stört dich das nicht?“

„Warum um alles in der Welt sollte mich das irgendwie stören? Wenn du Männer mehr magst, als Frauen ist das doch okay. Jeder soll lieben wen er will.“

Ich schmunzelte.

„Danke, wusste echt nicht, ob ich es dir sagen soll.“

„Ich wäre sogar eher enttäuscht, wenn du es mir nicht irgendwann gesagt hättest. Gibt es denn jemanden den du magst? Kyle?“

„Was? Nein, es ist nicht Kyle! Er ist mein Kumpel, mein bester Freund. Der weiß das auch über mich, aber nein.“

„Aber es gibt jemanden!“

„Wie kommst du darauf?“

„Weil du Nein, es ist nicht Kyle. gesagt hast.“

Ich schluckte. Au Weia. Ich konnte doch Jo nicht sagen, dass ich auf seinen besten Freund abfuhr. Obwohl die Nummer mit dem Schwul sein hatte er auch gut angenommen und immerhin war er mein Zwillingsbruder.

„Schwörst du mir, dass du das für dich behälst?“

„Ja, natürlich man.“

Ich schnaubte und holte tief Luft, weil es mir das Gefühl gab, dass ich dadurch mehr Mut bekam.

„Ich stehe auf Carter.“

Dieses Mal schaute Jo dumm aus der Wäsche.

„Auf Carter... Auf Carter?! Oh mein Gott, natürlich! Dass mir das nicht schon eher aufgefallen ist!“

Er schlug sich mit der flachen Hand vor den Kopf und ich musste lachen.

„Ich habe schon gemerkt, dass du immer anders in seiner Nähe bist, aber ich wäre nie drauf gekommen, dass das damit was zu tun hat, dass du auf ihn stehst! Keine Ahnung was, aber irgendwas anders eben. Ihr seid zwar befreundet, aber nicht so sehr wie er und ich. Wow, wie lange denn schon?“

„Eh, eigentlich seit ich ihn das erste Mal gesehen habe.“

„Also als er vor einem halben Jahr zu uns kam? Und das hast du mir bis heute nicht gesagt?“, feixte er und haute mir vor den Kopf.

„Ey! Was hätte das denn genutzt?“

„Naja, ich kann mal raus finden auf was für Pfaden er so wandelt. Weiß ich gar nicht so genau. Wir kennen uns zwar schon gut, aber haben eigentlich noch nie so richtig über Sex und so geredet.“

„Aber pass bloß auf, dass du dich nicht verplapperst!“

„Ja, sicher. Aber ich stehe dir bei, okay? Egal, was ist.“, grinste er.

Ich erwiderte dies und hatte seit langem Mal wieder das Gefühl, dass wir Zwillinge und vor allem Brüder waren.

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