
Zusammenfassung
Im siebten Jahr meiner unkonventionellen Verbindung mit Christof Vance erbte er alles von seinem verstorbenen älteren Bruder. Einschließlich seiner verwitweten Schwägerin Seraphina Croft.
Kapitel 1 Flüstern eines gebrochenen Versprechens
Im siebten Jahr unserer ungewöhnlichen Beziehung zu Christof Vance erbte er alles von seinem verstorbenen älteren Bruder.
Dazu gehörte auch seine verwitwete Schwägerin Seraphina Croft.
Jedes Mal, wenn Christof aus Seraphinas luxuriösem Penthouse zurückkehrte und der Hauch von Jasmin an seinen teuren Anzüfen haftete, zog er mich an sich und flüsterte mir sanft ins Haar: "Irma, hab nur noch ein wenig Geduld. Sobald Seraphina schwanger ist, können wir endlich standesamtlich heiraten und uns dem ganzen Familientheater entziehen."
Das, so betonte er immer, sei die unabdingbare Voraussetzung, um seine Position als Leiter der mächtigen Vance-Gruppe dauerhaft zu festigen.
Seit unserer Rückkehr in die Stadt vor sechs Monaten hatte Christof Seraphinas Penthouse zweiundfünfzig Mal besucht. Aus dem anfänglichen einmal im Monat war inzwischen beinahe jede zweite Nacht geworden. Als ich meine zweiundfünfzigste Nacht allein bis zur Morgendämmerung verbracht hatte, kam endlich die Nachricht von Seraphinas Schwangerschaft.
Doch damit einher ging die offizielle Bekanntgabe der Verlobung zwischen Christof Vance und Seraphina Croft.
"Mama, heiratet jemand bei uns?", fragte mein Sohn Leo mit großen, unschuldigen Augen, während er die üppigen Blumenarrangements und schimmernden Bänder betrachtete, die unser Wohnzimmer schmückten.
Ich zog meinen verwirrten Sohn in meine Arme.
"Ja, Liebling. Papa heiratet jemanden, den er sehr liebt. Also ist es für uns Zeit, weiterzuziehen."
...
...
Christof, meine Zeit des Wartens ist vorbei. Es ist an der Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen.
Entschlossen öffnete ich mein Handy, um einen Flug in meine Heimatstadt zu buchen. Sieben Tage. Das war der früheste Flug.
Das Flugdatum war eine bittere Ironie des Schicksals, die mir das Herz zerreißen wollte.
14. Februar. Valentinstag. Unser siebter Jahrestag.
Es erschien mir wie ein grausamer Wink des Schicksals.
Ein bitteres Lächeln umspielte meine Lippen.
Was an diesem Tag begonnen hatte, sollte auch an diesem Tag enden.
Eine schwere Welle von Jasminduft umhüllte mich von hinten. Christofs weiche Stimme drang von oben zu mir herab.
"Was schaust du dir da an?"
Ich löschte den Bildschirm meines Handys reflexartig. "Nur alte Nachrichten über Kunstauktionen."
In nur sechs Monaten hatte der aufdringliche Duft von Seraphinas Jasminparfüm Christof völlig durchdrungen.
Eine Welle der Übelkeit überkam mich. Ich schob ihn weg. "Geh erst duschen, bevor du mit mir redest."
Christof schnupperte an seinem Ärmel, ein Anflug von Verlegenheit lag in seinem Gesicht, als er mich losließ.
"Mach ich sofort..."
"Ich habe dich in letzter Zeit vernachlässigt, das war mein Fehler. In den nächsten Tagen gehe ich nicht zu Sera."
"Sera" nannte er sie, so vertraut. Früher hatte er sich wenigstens noch die Mühe gemacht, sie in der Öffentlichkeit und unter vier Augen mit "Frau Croft" anzusprechen. Jetzt benutzte er diesen Kosenamen, als wäre es das Normalste der Welt.
Jeder, der das hörte, hätte glauben können, Seraphina Croft sei seine rechtmäßige Ehefrau.
Die Badezimmertür wurde plötzlich aufgestoßen. Christof trat heraus, eine Wolke aus Dampf im Schlepptau, nur mit einem Handtuch bekleidet. Er hatte breite Schultern, eine schmale Taille und war groß und schlank gebaut - eine Erscheinung, die für sein Alter einen seltenen jugendlichen Charme bewahrte.
Einen Moment lang sah ich den Mann von vor sieben Jahren vor mir. In unserer kleinen Galerie, mit nacktem Oberkörper, wie er die Wände strich. Wenn er fertig war, drehte er sich um, warf mir ein strahlendes Lächeln zu, sprang dann herunter und zog mich in seine Arme. Er liebte mich die ganze Nacht auf dem blanken Boden. Seine Augen glänzten vor Stolz und Verlangen, als wollte er der ganzen Welt verkünden: "Irma, ab heute gehörst du mir."
"Unser ganzes Leben lang wird es nur uns beide geben, für immer und ewig."
Als er bemerkte, dass ich ihn versonnen anstarrte, brach auf seinem Gesicht ein breites Lächeln aus und er zog mich in seine Arme.
"Irma, heute Nacht gehöre ich nur dir. Ich gehe nirgendwohin."
Der frische Zitrusduft, mein Lieblingsduft, vermischte sich mit dem aufdringlichen Jasmin und ergab einen seltsamen, widerwärtigen Cocktail.
Ich schaute zu Boden, und eine tiefe Traurigkeit überkam mich.
Der Mann vor mir war nicht mehr der Mann, den ich gekannt hatte.
Ein Klopfen an der Tür riss mich aus meinen Gedanken. "Herr Vance, Frau Croft geht es nicht gut. Sie würde sich freuen, wenn du nach ihr sehen könntest!"
Christofs Gesichtsausdruck, noch eben ungeduldig, verwandelte sich sofort in Sorge. Er zog sich hastig etwas über und eilte hinaus.
"Was ist los? Hast du den Hausarzt schon gerufen?"
Er ging ein paar Schritte, blieb dann aber wie angewurzelt stehen.
Er drehte sich um, ein schuldbewusster Blick lag in seinen Augen, als er sah, dass ich noch immer in den Türrahmen gelehnt war.
"Seraphina geht es nicht gut. Ich muss nach ihr sehen. Mein Bruder ist tot, ich bin der Einzige, der ihr noch geblieben ist."
"Ich bin gleich wieder da, Irma. Du bist ja zum Glück immer so verständnisvoll."
Verständnisvoll.
Ich hatte sechs Monate ertragen, zweiundfünfzig Nächte der Einsamkeit.
Ich sprach leise, meine Stimme klang leer und emotionslos. "Christof Vance."
Christofs Brauen zogen sich zusammen. Beruhigende Worte schienen ihm auf der Zunge zu liegen, doch er erstarrte, verblüfft von dem plötzlichen Gewicht auf seinen Schultern.
Ich hatte ihm seine Jacke übergelegt. "Draußen ist es kühl. Zieh das an, bevor du gehst."
Christof griff nach der Jacke und sah mich mit einem unergründlichen Blick an. "Irma, du ..."
