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Kapitel 1– Die unerwatete rückkehr

Pierre hätte nie gedacht, dass die Rückkehr nach Hause so schwierig sein könnte. Nachdem er sieben lange Jahre in einem fremden Land, weit weg von allem, was er kannte, nach Antworten gesucht hatte, stand er nun vor der Tür des Hauses seiner Mutter. Sein Herz schlug schneller als sonst. Es war nicht nur die Aufregung, nach Hause zu kommen, sondern das Gefühl, dass sich von diesem Moment an alles ändern würde. Er hatte geglaubt, dass seine Mutter auf ihn wartete, dass sie ihn auf ein neues Leben vorbereiten würde, aber nichts war ungewisser.

Die Straßen der Stadt kamen ihm vertraut und fremd zugleich vor. Die Nachbarschaft hatte sich verändert, die Gebäude waren höher, die Geschäfte anders. Doch das Haus seiner Mutter blieb unverändert. Es war immer noch da, in der Straße, die er als Teenager entlanggegangen war, dieselbe weiße Tür, derselbe ausgetretene Kopfsteinpflasterweg, wie eine Erinnerung an alles, was er zurückgelassen hatte.

Er hatte einen Nachtflug genommen, müde und erschöpft von seiner unaufhörlichen Suche. Er hatte seiner Mutter nichts gesagt und in seinen Briefen nichts erwähnt. Er hatte jahrelang geschwiegen, doch nun konnte er nicht länger. Bei dieser Rückkehr handelte es sich nicht nur um die Wiedervereinigung eines Sohnes mit seiner Mutter, sondern auch um die eines Mannes, der zu schnell erwachsen geworden war und zu viele Dinge gelernt hatte, die er nie hätte wissen sollen. Aber er war nicht auf das vorbereitet, was ihn hinter dieser Tür erwartete.

Er holte tief Luft, wappnete sich und klingelte dann an der Tür. Der Klang des Glockenspiels hallte durch die kühle Morgenluft, ein fast unwirkliches Echo. Ein paar Sekunden vergingen und schließlich öffnete sich die Tür langsam. Zuerst sah er ein bekanntes Gesicht, dann große Augen voller Überraschung und Verwirrung.

"Felsen…?" Die Stimme seiner Mutter war voller Emotionen, Überraschung und sanftem Unglauben. "Sind Sie das?"

Er nickte und wurde von einer tiefen Zärtlichkeit erfüllt. Schließlich war sie Mutter. Die Frau, die ihn neun Monate lang getragen und während seiner Kindheit über ihn gewacht hatte. Doch tief in seinem Inneren wusste er, dass diese Rückkehr nicht so einfach sein würde wie die Suche nach einem Zuhause. Seine Vergangenheit, sein Vater und vor allem sein stilles Versprechen an sich selbst, nie wieder so zu werden wie bisher, lasteten auf seinen Schultern.

„Ich bin zu Hause“, antwortete er mit sanfter, fast schüchterner Stimme. Doch in seinen Augen lag ein Schimmer Entschlossenheit. Er war nicht nur ins Ausland gegangen, um zu seiner Mutter zurückzukehren. Es gab ein anderes Ziel, eine andere Last, die er mit sich trug.

Seine Mutter sah ihn an, ihr Mund schloss sich und öffnete sich wieder, als wollte sie etwas sagen, doch die Worte schienen ihr zu entgleiten. Dann warf sie sich schließlich in seine Arme, Tränen strömten ihr über die Wangen.

„Oh mein Gott, Pierre … ich hatte keine Ahnung, dass du zurückkommst!“ flüsterte sie zwischen Schluchzern. „Ich habe dich so sehr vermisst.“

Peter umarmte seine Mutter, doch in seinem Herzen machte sich ein Anflug von Unbehagen breit. Er hatte einen langen Weg zurückgelegt, um zu diesem Moment zurückzukehren, aber er wusste, dass sich alles verändert hatte. Er war nicht mehr der naive junge Mann, der weggegangen war, sondern ein Mann, der von der grausamen Wahrheit gezeichnet war, die er im Ausland entdeckt hatte. Ein Mann, der sich einem Schicksal stellen musste, das er nicht gewählt hatte, das aber unausweichlich schien.

Peter betrat das Haus. Kindheitserinnerungen schwirrten um ihn herum, doch sein Geist blieb unruhig. Seine Mutter trocknete noch immer ihre Tränen und stand auf, um etwas zu essen vorzubereiten. Pierre folgte ihr einen Moment lang mit den Augen, aber etwas in der Atmosphäre ließ ihn den Kopf drehen. Eine Silhouette erschien in der Wohnzimmertür: sein Schwiegervater.

Claude, sein Stiefvater, stand mit verschränkten Armen da und hatte einen undurchschaubaren Gesichtsausdruck. Peter erkannte ihn sofort, doch der Empfang, der ihm bereitet wurde, entsprach nicht seinen Erwartungen. Claude war ein imposanter Mann mit breiter Statur und harten Gesichtszügen. Sein Blick war kalt und distanziert, als hätte er Pierre nie wirklich als Sohn gesehen. Dieser Blick, der ihn immer verunsichert hatte, gab ihm wieder das Gefühl, ein Fremder in seinem eigenen Zuhause zu sein.

„Ah, du bist doch zu Hause“, sagte Claude mit eiskalter Stimme. Er wandte sich an Pierres Mutter, die die zunehmende Spannung noch nicht bemerkt hatte. „Bist du dann glücklich?“

Pierre spürte, wie ein spürbares Unbehagen den Raum erfüllte. Es war nicht so, dass er seinen Stiefvater nicht mochte. Nein, es war etwas anderes, etwas, das er immer gefühlt, aber nie wirklich benennen konnte. Eine Art stiller Ablehnung, die jedes Mal auf ihm lastete, wenn sich ihre Wege kreuzten.

„Ja, ich bin … ich bin froh, wieder zurück zu sein“, sagte Pierre mit etwas zitternder Stimme, obwohl er versuchte, ruhig zu bleiben.

Claude hob immer noch eine Augenbraue und musterte Pierre mit einer Kälte, die schwer zu ignorieren war. „Glaub nicht, dass alles so sein wird wie vorher. Du bist zurück, das ist gut. Aber die Dinge ändern sich. Wir werden sehen, wie du dich anpasst.“

Peter runzelte die Stirn. Ihm gefiel nicht, wie sein Stiefvater über diese „Anpassung“ sprach, als ob etwas noch Größeres auf sie wartete. Aber das behielt er für sich. Er war wieder im Haus seiner Mutter und glaubte, dort etwas Trost zu finden, doch die Atmosphäre war nicht so, wie er es sich erhofft hatte.

„Möchten Sie, dass ich Ihnen bei Ihrem Geschäft helfe?“ fragte Claude beiläufig.

„Nein, es ist in Ordnung“, antwortete Pierre und spürte, wie Unbehagen in ihm aufstieg. Doch als Claude ins Wohnzimmer ging, um es sich gemütlich zu machen, lag ein mulmiges Gefühl in der Luft.

Pierre wandte sich seiner Mutter zu, die sich in der Küche zu bewegen schien. Er hatte das Gefühl, er sollte Fragen stellen, aber etwas in seinem Bauch sagte ihm, dass jetzt vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt dafür war. Vielleicht hatte sein Vater oder vielmehr sein Stiefvater Erwartungen, die er noch nicht verstand. Es war nicht das erste Mal, dass er das Gefühl hatte, Claude habe eine gewisse Distanz zu ihm, aber heute schien die Atmosphäre noch angespannter zu sein.

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